Samstag, 27. Juli 2013

Extreme Witterung

Nachdem wir vor einiger Zeit schon eine Turnierteilnahme bei extremer Wetterlage, mit Starkregen und Sturmböen überstanden hatten - ich berichtete - erlebten mein Schwager und ich gestern, dass extreme Witterungen auch anderer Art sein können.
 
Nachdem wir eigentlich beide gestern eine Verabredung mit meinen Großeltern hatten, ich, um ihren Heizkörper im Badezimmer zu lackieren und er, um den Internetanschluss in Ordnung zu bringen, fielen spontan beide Termine aus. Meine Oma hatte inzwischen einen Vertrag mit einem anderen Telekommunikationsanbieter abgeschlossen und dieser hatte bereits einen Termin für die kommende Woche mit ihr verabredet, um alle Leitungen und Anschlüsse zu erneuern. Außerdem hatten wir uns überlegt, dass es vielleicht günstiger wäre, den bereits über 50 Jahre alten und ziemlich rostigen Heizkörper einfach gegen einen neuen austauschen zu lassen, da es nur noch eine Frage der Zeit wäre, wann er zu tropfen begänne. Dagegen hilft auch keine Neulackierung.
 
So gewannen mein Schwager und ich also beide einen unerwarteten freien Nachmittag. Was läge da näher als diesen bei einer gemeinsamen Runde Golf zu verbringen...
 
Gesagt, getan. Um ungefähr 14.45 Uhr telefonierten wir und mein Schwager wollte sich vom Büro auf den Weg zu mir machen. Nun ja, es dauerte noch eine gute Stunde, bis er dann tatsächlich bei mir angekommen war und so machten wir uns erst um kurz nach 16 Uhr auf den Weg nach Wall. Da wir beide eigentlich um 19.30 Uhr wieder zuhause sein wollten, er, weil er noch Zeit mit der Familie verbringen wollte, ich, weil ich noch eine Verabredung gemeinsam mit meinem Junior hatte, mussten wir uns ziemlich beeilen.
 
Wir beschlossen, die Driving Range auszulassen und einfach nur eine schnelle 9-Loch-Runde zu spielen. Nach einigen weiteren Verzögerungen vor Ort standen wir schließlich um 17.30 am ersten Abschlag und unser Plan war dahin. Es war klar, dass wir nicht vor 20 Uhr wieder den Heimweg antreten würden, was uns einigermaßen in Stress versetzte.
 
Am ersten Loch war uns die fehlende Übung vor der Runde auf der Driving Range anzumerken aber er holte immerhin noch einen und ich sogar noch zwei Punkte. Das ärgerliche daran war für mich, dass ich erneut mit dem dritten Schlag - wenn auch diesmal nicht auf dem Grün, sondern auf dem kurz geschorenen Rasen unmittelbar davor - in Puttdistanz lag und erneut 4 Putts benötigte, um einzulochen.
 
Allerdings machte uns vom ersten Schlag an die Hitze von mehr als 30° C ziemlich zu schaffen und die Konzentration schwer. Hatte die erste Bahn aber zumindest noch überwiegend grün ausgesehen, fanden wir ab der zweiten einen Platz vor, der nur noch aus trockenem Stroh zu bestehen schien - grüner Rasen war Fehlanzeige. Noch vor Wochenfrist hatte der Platz uns mit seinem wunderbaren Zustand entzückt, lagen die Fairways wie weiche, grüne Teppiche vor uns. Jetzt kamen wir uns vor, wie in der Wüste. Der Boden war gelb, hart und staubtrocken. Der trockene, abgestorbene Rasen knisterte bei jedem Schritt unter unseren Füßen. Aus verlässlicher Quelle weiß ich, dass der Platz täglich gewässert wird - bei der extremen Trockenheit und Hitze der letzten Tage scheint das nicht gereicht zu haben. Wir hatten als erneut mit einer extremen Witterung zu kämpfen, wenn auch diesmal mit einer völlig anders gearteten. Mein Schwager und ich mutmaßten, dass ein Platz, war er einmal so vertrocknet, sicherlich nicht mehr innerhalb der selben Saison in einen so guten Zustand zu versetzen war. Wir richteten uns also darauf ein, den Platz er im nächsten Jahr wieder so schön vorzufinden, wie wir ihn zuletzt gewohnt waren.
Ein Vorteil dieses desaströsen Platzzustandes war allerdings, dass die Bälle, traf man den Fairway, unglaublich weit rollten - gerade für jemanden wie mich, der keine wirklich langen Schläge zustande bringt, ein echter Vorteil. Trotzdem zog ich den Platz in seinem Zustand der Vorwochen vor.
 
Beim zweiten Loch verschwand mein Abschlag, nachdem der Ball eine anständige Weite erreicht hatte, im rechten Rough, allerdings so, dass ich durchaus Hoffnung hatte, ihn wiederfinden zu können. Aus Schaden klug geworden, schlug ich jedoch sicherheitshalber noch einen provisorischen Ball hinterher. Dieser hoppelte gut und gerne 30 Meter weit, so dass ich ihn noch einmal spielen musste, ehe ich meinen ursprünglichen Ball suchen konnte - dachte ich. Nachdem der zweite Ball noch einmal etwa 20 Meter schaffte, war ich ein drittes Mal in Folge mit meinem provisorischen Ball an der Reihe und meine gute Laune wurde schon arg strapaziert. Diesmal traf ich den Ball satt. Zu satt. Er flog zwar diesmal bestimmt 50 oder 60 Meter (!), allerdings im 45°-Winkel nach rechts und verschwand ebenfalls im tiefen Rough, noch vor der Stelle, an der mein ursprünglicher Abschlag verschwunden war. Ich verstand mal wieder die Welt nicht mehr.
 
Ich gab den provisorischen Ball auf, mein Schwager hatte aber recht genau gesehen, wohin er geflogen war und fand ihn tatsächlich sofort auf einem Pfad hinter dem rechten Rough wieder. Ich begab mich in der Zwischenzeit auf die Suche nach meinem ursprünglichen Ball und hatte diesmal tatsächlich das Glück, ihn auf Anhieb wiederzufinden, wie es ich gehofft hatte. So konnte ich also mit meinem zweiten Schlag auf diesem Loch fortfahren und hatte scheinbar auch schon alle Grottenschläge für diese Bahn verbraucht. Mein zweiter Schlag mit meinem ersten Ball flog nämlich wieder wunderbar, blieb zwar leicht rechts aber landete gut spielbar im Semi Rough unmittelbar neben dem Fairway und vor dem Dogleg nach rechts.
 
Der dritte Schlag war für mich eine Mutprobe. Ich hatte die Wahl, entweder einen kurzen Schlag nach links, um das vor mir liegende Rough zu umspielen oder einen satten Schlag über einen kleinen Hügel an dessen Fuß mein Ball lag und diagonal über das Rough, um auf das Fairway hinter dem Dogleg zu gelangen und so, wenn es gelänge, einen Schlag zu sparen. Ich entschied mich für die mutige Variante - und wurde belohnt. Der Ball flog locker über den Hügel hinweg, kam auf dem letzten, bereits recht glatten Meter des Roughs auf, sprang von dort aufs Fairway und rollte noch ein ganzes Stück. Von dort produzierte ich noch einmal einen Hoppelball über wenige Meter aber mein 5ter Schlag aus ungefähr 80 Meter ging dann mitten aufs Grün, vielleicht 7 oder 8 Meter in gerader Linie vom Flaggenstock entfernt.
 
Währenddessen kämpfte sich mein Schwager durch das Rough, verlor einen Ball, droppte einen neuen, schlug diesen zwei Mal innerhalb des Roughs nur wenige Meter weit und brachte ihn ihm dritten Versuch doch noch zu fliegen. Allerdings mit starker Rechtstendenz, über den Graben vor dem Grün und ins nächste tiefe Rough, dasjenige, in dem ich bei unserer letzten Runde auch meinen Ball verloren hatte. Zwar fand er ihn wieder und versuchte, ihn mit seinem achten Schlagen noch einmal in Richtung Grün zu befördern, kam aber in dem dichten Gemüse erneut nur auf etwa 2 Meter. Danach nahm er den Ball auf und strich das Loch, weil er nicht mehr punkten konnte.
 
Ich selbst beförderte mit meinem sechsten Schlag meinen ersten Putt auf etwa 25 cm an das Loch heran und so wurde selbst für mich der zweite Putt zur Routineangelegenheit. 3 Punkte auf dem zweiten Loch war ein Ergebnis, über dass ich mich richtig freuen konnte, insbesondere angesichts der Nerv tötenden Hitze und unserer Hektik aufgrund der fortgeschrittenen Stunde.
 
Nachdem ich am dritten Abschlag den ersten Ball mal wieder im tiefen Rough versenkt hatte, wurde mein nach Strafschlag dritter Ball wunderschön. Mal wieder stellte ich mir die Frage, warum das hier eigentlich so oft erst mit dem zweiten Ball gelang... Jedenfalls machte ich auch hier trotz Ballverlust noch 2 Punkte, womit ich durchaus zufrieden war. Mein Schwager versenkte hier 2 Bälle hintereinander im Rough und sah keinen Sinn darin, mit seinem fünften Schlag einen dritten Ball zu verlieren, deshalb strich er auch dieses Loch.
 
Da ich meinen schönen JPX - Ball mit dem ersten Abschlag verloren hatte, spielte ich nunmehr mit einem "Beuteball", einem Top Flite 3000. Das bekam ich am vierten Abschlag sofort zu spüren. Mein Schwung war für meine Verhältnisse sehr harmonisch und ich traf den Ball perfekt. Der Klang, den mein Hybrid 5 - ich benutzte den Driver meines Schwagers auf dieser Runde nicht - erzeugte als ich durch den Ball ging, war wie das Anstoßen zweier Kristallkelche, hoch, rein, wunderschön. Der Ball flog in einer perfekten Flugkurve und schnurgerade davon - und landete nach etwa 130 Metern auf dem Fairway. Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, behaupte ich, dass derselbe Schlag, hätte ich ihn mit einem meiner JPX - Bälle ausgeführt, mit Sicherheit auf mindestens 170 Meter, wenn nicht weiter, geflogen wäre. Es spielt also durchaus eine Rolle, ob man anständiges Material verwendet, oder ob nicht.
 
Auch am vierten Loch machte ich 2 Punkte als ich zum vierten Mal in Folge mit dem 7. Schlag einlochte. Ich hoffte nur, dass mir diese Schlagzahl am nachfolgenden Par 3 erspart bleiben würde. Mein Schwager war tatsächlich völlig von der Rolle und verzeichnete hier sein drittes Streichergebnis in Folge. Seine Runde war eigentlich schon jetzt verdorben, dass er noch einen guten Score erreichen würde, so gut wie ausgeschlossen. Er ärgerte sich und war auch ein bisschen frustriert aber er hatte sich dabei viel besser im Griff als ich einige Woche zuvor.
 
Aus meiner Sicht erlebte er dasselbe Phänomen, wie ich damals. Nach einer für ihn grandiosen Runde mit 25 Nettopunkten und gutem Spiel war er völlig perplex, warum es diesmal so harte Arbeit für ihn war, warum die Ästhetik des Spiels sich diesmal bei seinen Schlägen nicht so richtig einstellen wollte. Das kann einen fertigmachen. Er machte aber unverdrossen weiter und wurde im weiteren Verlauf auch dafür belohnt.
 
Beim nachfolgenden Par 3 brachten wir beide unseren Abschlag aufs Grün. Nach längerer Zeit gelang es mir wieder einmal, dort mit zwei Putts zum Erfolg zu kommen, so dass ich ein Par notieren konnte. Mein Schwager brauchte einen Putt mehr, hatte es aber immerhin auch mal wieder auf 3 Nettopunkte gebracht.
 
An der Bank neben dem 6ten Abschlag legten wir eine kleine Pause ein, um etwas zu Trinken und einen Müsliriegel zu essen. Bereits auf der vierte Bahn hatten wir einen hinter uns wartenden Einzelspieler bemerkt und jetzt war die Gelegenheit günstig, ihn durchspielen zu lassen. Er bedankte sich artig, schlug unter dem Einfluss dessen, was Golfern als "Fluch des Durchspielens" bekannt ist, angemessen miserabel ab und trat gramgebeugt die Flucht nach vorne an.
 
Wir beendeten unsere Pause und machten uns wieder ans Werk. Ich lochte mit dem sechsten Schlag ein und notierte weitere, erfreuliche 3 Punkte, während mein Schwager erneut nur 1 Punkt notierte und für diese Runde noch nicht über den Berg war. Damit lag ich nach 6 Löchern bereits bei 17 Nettopunkten. Würde ich die weiteren 3 Löcher im ungefähr gleichen Stil weiterspielen, wären noch weitere 8 Punkte zu erwarten, jeweils 2 auf dem 7. und 8. Loch und meine fast schon üblichen 4 Punkte auf dem abschließenden Par 3. Diese Gedanken hätte ich mir besser nicht machen sollen.
 
Schon beim Weg auf den Abschlaghügel am 7. Loch kam mir meine eigene Bemerkung von der letzten Runde in den Sinn. Ich hatte darauf hingewiesen, wie lange an diesem Abschlag das Wasser schon keine Rolle mehr gespielt hatte, über das man hier schlagen musste. Prompt hatte ich das Gefühl, heute wäre es mal wieder soweit. Ich versuchte diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen und mich auf meinen Schlag zu konzentrieren, ich nahm meinen Stand ein, lockerte mich noch einmal bewusst, visierte den Ball an - und hörte, wie zwei Ignoranten auf dem nur wenige Meter entfernt liegenden Grün des dritten Loches lautstark miteinander zu schwatzen begannen. Wider besseren Wissens führte ich meinen Schwung dennoch aus, war aber vollkommen aus der Konzentration. Der Ball flog erwartungsgemäß mitten in den vor mir liegenden Teich. Nun schlug mein Schwager ab, dem ein herrlicher Schwung mit seinem Eisen 5 auf etwa 180 Meter an den rechten Rand des Fairways gelang. Als ich wieder an der Reihe war, fingen die beiden Hanseln von eben, inzwischen auf dem Weg vom dritten Grün zum vierten Abschlag, welcher unmittelbar am Abschlaghügel des siebten vorbeiführte, erneut lautstark miteinander zu quatschen an.
 
Diesmal unterbrach ich meine Schlagvorbereitung, schulterte mein Hybrid 5 und sah erwartungsvoll in die Richtung, aus der die Typen sich näherten. Sie bemerkten mich auch, hatten es aber weder nötig, zu grüßen, noch ihre Unterhaltung wenigstens zu dämpfen. Derartige Ignoranz und Unsportlichkeit, ein solcher Mangel an Respekt gegenüber anderen Spielern, können mich zur Weißglut bringen. Ich kämpfte den Drang nieder, den beiden ein paar deutliche Worte zu ihrem Verhalten zu sagen und diese mit einem gekonnten Schwung meines Hybrid in ihre arroganten Gesichter zu unterstreichen. Stattdessen nahm ich als sie vorbei waren wieder meinen Stand ein und versuchte erneut, mich zu konzentrieren. Es war von Anfang an vergebens. Ich hatte mich so über deren Verhalten geärgert, dass ich mehr an die Typen und das, was ich ihnen als den Hals wünschte dachte, als an meinen Schlag. Entsprechend ungenau wurde er und mein zweiter Ball landete im Wasser. Analog zu meinem Schwager am dritten Loch, hatte ich nun keine Lust mehr, noch einen dritten Ball zu verlieren, obwohl ich mit meinem nunmehr 5. Schlag hier ohnehin nicht mehr hätte punkten können. Ich ließ daher meinen Schwager dieses Loch alleine spielen. Er erzielte hier immerhin wieder 3 Punkte.
 
Zwar ärgerte ich mich über die Situation aber angesichts meiner bisherigen Runde und der Tatsache, dass es heute mein erstes Streichloch war, konnte ich damit leben. Auf dem nachfolgenden Par 5 schlug ich einen ziemlichen Hook, der Ball flog aber sonst ganz gut und blieb auch nur knapp neben dem Fairway, links im Semi Rough liegen. Von hier aus spielte ich im Zickzack von links nach rechts und wieder nach links über das Fairway, brachte es aber abschließend dennoch auf weitere 2 Punkte auf diesem Par 5, anstatt in meinem Ärger gleich wieder einen Streicher zu produzieren. Das tat recht gut. Es war inzwischen auch wieder etwas leichter, sich zu konzentrieren, da die Sonne seit einiger Zeit hinter einer recht dicken Wolkendecke verschwunden war und es sich ohne die direkte Sonneneinstrahlung auf dem Platz um einige Grad abgekühlt hatte. Die Luft blieb freilich genauso heiß wie zuvor und außerdem begann es, immer drückender zu werden. Im Moment störte das aber noch nicht so sehr, wie die pralle Sonne zuvor und durchgeweicht waren wir ohnehin schon... Mein Schwager sammelte auch hier erneute 3 Punkte ein und wurde damit für seinen Durchhaltewillen belohnt. Allmählich begann sich seine Katastrophenrunde doch noch in eine schlechte aber erträgliche zu wandeln.
 
Beim abschließenden Par 3 erlebte ich ein Dejá Vu. Beim Anstieg zum Abschlaghügel ging mir durch den Kopf, dass ich mich mit meinem Schwager bei der letzten Runde darüber unterhalten hatte, wie lange wir uns schon keine Gedanken mehr darüber hatten machen müssen, ob wir wohl die ca. 40 Meter breite Schneise über dem Graben, der die Bahn etwa in der Mitte teilt, treffen würden, und nicht die hohen Büsche und Bäume, die links und rechts davon in dem Graben sprossen. Und dass wir uns hatten fragen müssen, ob wir die 40 Meter bis zum Graben wohl mit unserem Abschlag würden bewältigen können. Mit einer solchen Erinnerung hatte auch das Verhängnis am 7. Loch für mich begonnen. Nachdem mein Schwager aufs knapp 100 Meter entfernte Grün abgeschlagen hatte, war ich an der Reihe. Ich nahm mir fest vor, diesmal nicht wieder mit einem solchen Rechtsdrall abzuschlagen, wie er hier inzwischen für mich üblich war. Zuletzt hatte ich immer am rechten Rand der Schneise durchgespielt oder sogar über die ersten Büsche rechts hinweg und nach dem Abschlag meist unmittelbar vor und auch mal recht neben dem rechten Grünbunker gelegen. Ich konzentrierte mich also auf meinen Schwung und darauf, den Schläger square zum Ball zu führen, um endlich einmal einen geraden Schlag in Richtung Grün zu produzieren.
 
Der Ball schoss gut davon, allerdings noch weiter nach rechts als sonst und knallte gegen den Stamm des mitten im Dickicht, das aus dem Graben emporwuchs, stehenden Baumes. Da verging mir dann zum Abschluss doch noch einmal alles. Eine so gute Runde auf den letzten 3 Löchern noch so zu verderben, das tat schon weh. Ich spielte einen zweiten, provisorischen Ball vom Abschlag, der auf dem Grün landete. Ich hätte speien können. Warum nicht gleich so? Eine der immer wieder aufkommenden, quälenden Fragen, auf die es beim Golf einfach keine Antwort gibt...
 
Natürlich fand ich meinen ersten Ball in dem Dickicht nicht wieder und spielte daher mit dem vierten Schlag meinen provisorischen Ball als neuen "Ball im Spiel" weiter. Der erste Putt fing einen guten Meter über das Loch hinaus. Weil ich mich über diesen ärgerte und mich nicht mehr richtig konzentrierte, ging der zweite in der anderen Richtung, diesmal hangaufwärts, erneut am Loch vorbei, diesmal aber nur einen knappen Meter. Der dritte Putt saß dann endlich, so dass ich hier mit Ach und Krach nochmals 2 Punkte mitgenommen hatte. Mein Schwager machte noch abschließende 3 Punkte als er mit dem vierten Schlag einlochte, nur um Haaresbreite hatte er seine Möglichkeit verpasst, hier noch ein echtes Par und somit 4 Punkte mitzunehmen.
 
Für mich war das Ende dieser Runde unbefriedigend, die Runde als Ganzes aber - insbesondere angesichts der auch diesmal wieder extremen Witterung - völlig in Ordnung. Am meisten freute mich, die Konstanz, die nach meinem Absturz zuletzt wieder in mein Spiel eingekehrt war. Meine Nettoergebnisse der letzten drei Runden lauteten nunmehr 22 Punkte, 22 Punkte und 21 Punkte. Keine schlechte Voraussetzung um bei nächster Gelegenheit im Rahmen eines Turniers endlich einmal eine erste Verbesserung meines HC zu erreichen.
 
Drückt mir die Daumen - vielleicht ist ja dann mal "normales" Wetter...

The Next Generation

Am Donnerstag hatten mein Schwager und ich uns mal wieder für ein Stündchen auf der Driving Range von Golfers Friend verabredet. Da wir noch ein paar Eimer mit Range Bällen gut haben und die Range außerdem quasi die Wiege unserer Platzreife darstellt, wollen wir in diesem Jahr noch ab und an dort abschlagen, ehe sie leider am Ende des Jahres schließen müssen, weil Berlin endlich ein Möbelhaus aus dem Areal erhält...
 
Jedem, der Interesse hat, in lockerer Atmosphäre und ohne Leistungsdruck noch seine Platzreife zu erlagen, dem sei geraten, dies für sensationelle 99.- € noch in diesem Jahr bei Golfers Friend in Golf City zu machen!
 
Jedenfalls waren mein Schwager und ich diesmal nicht allein. Wir nahmen meinen Vater und meinen besten Freund mit. Mein Vater spielt schon seit Jahren intensiv Online - Golf und hatte schon öfter signalisiert auch an der echten Variante mal interessiert zu sein. Mein bester Freund hatte mich schon einmal auf eine 9-Loch-Runde begleitet und ich war mit ihm gemeinsam auch schon über den Family-Platz gegangen.
 
Wir führten also quasi die nächste Generation an diesen wunderbaren Sport heran...
 
Vor Ort trafen wir bei etwa 30° C und prallem Sonnenschein zunächst mal unseren eigenen alten Pro "Ronny". Bei ihm hatten mein Schwager und ich unseren eigenen Platzreifekurs und auch unsere erste gemeinsame Trainerstunde genommen.
 
Also Ronny von meinem Birdie von vor ein paar Tage erfuhr, freute er sich riesig mit mir und wollte sofort wissen, wie und auf welchem Loch ich ihn erzielt hatte. Wir tranken ein Bier auf diesen Erfolg und auf hoffentlich viele weitere.
 
Mit meinem Vater und meinem Freund gingen wir zunächst zum Chipping Green. Wir weihten beide zunächst in die Grundlagen von Schlägerhaltung und Schwungbewegung ein. Dann ging es ans Chippen. Ich "betreute" dabei meinen Vater, mein Schwager kümmerte sich um meinen Freund. Wir ließen jeden der beiden etwa 50 Bälle Chippen und korrigierten zwischendurch immer wieder die Haltung und die Schwungbewegung. Es klappte insgesamt ziemlich gut.
 
Dann ging es für die langen Abschläge auf das Gerüst, weil die Bälle von dort oben einfach weiter fliegen und das gibt dem Anfänger ein besseres Gefühl.
 
Wir erklärten noch einmal die Unterschiede zwischen der Chipping - Bewegung und dem Vollschwung, dann konnte es losgehen.
 
Es war ein merkwürdiges aber auch schönes Gefühl, diesen beiden blutigen Anfängern bei den ersten Schritten zu helfen und sich selbst im Geiste dort stehen zu sehen, wo man noch vor einem Jahr selbst stand. Obwohl ich natürlich noch immer ein blutiger Anfänger bin und mein HC sich bei 4 Turnierteilnahmen noch nicht verbessert hat, ist es trotzdem erstaunlich, wie sich mein Spiel in diesem Jahr bereits entwickelt hat. Ich konnte mich noch sehr genau daran erinnern, zu Beginn schon einen Triumph empfunden zu haben, wenn der Ball nicht nur uninspiriert vom Abschlaggerüst herunter kullerte, sondern vorher ein paar Meter flog - egal in welche Richtung.
 
Nachdem wieder jeder der beiden seine 50 Bälle mit wechselndem Erfolg abgeschlagen hatte, waren sie für diesmal fertig und gingen schon mal ein Radler trinken, während mein Schwager und ich jetzt auf die unteren Abschlagplätze gingen - wir sind offenbar über die Phase hinaus, wo wir uns durch den weiteren Ballflug von da oben selbst betrügen wollen - um jeder unseren eigenen Eimer mit Bällen zu leeren.
 
Zuvor rief mein Schwager aber noch in Wall an und wollte die beiden und zusätzlich noch einen weiteren Freund von mir, mit dem das bereits besprochen war, für die Schnupperstunde am Sonntag anmelden. Schließlich geht nichts  über die Einführung durch einen echten Pro, den konnten und wollten wir mit dieser kleinen Spaßeinheit auch nicht ersetzen. Wir erfuhren jedoch, dass die geplante Schnupperstunde in Wall ausfallen musste, da kein Trainer dafür zur Verfügung stehen würde. So fragte mein Schwager also Ronny, wann die nächste Schnuppereinheit bei Golfers Friend stattfinden würde.
 
Ronny machte ihm ein Angebot, das keiner von uns ablehnen konnte.
 
Nun treffen wir uns am morgigen Sonntag alle um 8.30 Uhr bei mir und fahren zu Golfers Friend. Dort wird Ronny meinem Vater und meinen beiden Freunden für einen mehr als fairen Preis 2 individuelle Trainerstunden in der Kleingruppe - also genau diese 3 und niemand sonst - zur Einführung in den Golfsport geben. Von einer so intensiven Einführung, bei der ein Pro sich soviel Zeit für jeden einzelnen Teilnehmer nehmen kann, profitiert man natürlich ungemein.
 
Ich wäre nicht verwundert, wenn ich wüsste, welche 3 künftigen Golfamateure demnächst einen Platzreifekurs bei Golfers Friend absolvieren.
 
Beware of the next Generation! :-)
 


Dienstag, 23. Juli 2013

Warum der Pro immer Recht hat...

Montagabend erhielt ich einen Anruf meines Schwagers. "Was machst´n du Morgennachmittag?", lautete die an mich gerichtete Frage. "So wie du fragst, werde ich vermutlich mit dir Golf spielen", lautete meine messerscharf kombinierte Antwort.

Gesagt, getan. Für mich sonst völlig unüblich, trat ich meinen Dienst am folgenden Tag bereits um 6.30 Uhr an, um meine Arbeitszeit um 15.00 Uhr abgeleistet zu haben und ohne das Angreifen meiner Überstunden mit dem Ende der Kernzeit Feierabend machen zu können.

Da außerdem noch ein Freund Geburtstag hatte, bei dem ich am Abend noch für ein Stündchen vorbeischauen wollte, hatten wir nicht ganz so viel Zeit und wollten und daher nur kurz einschlagen und dann 9 Löcher spielen.

Nachdem wir auf der letzten Runde aber vergangenen Freitag ein Festmahl für Mücken und insbesondere auch Bremsen auf dem Platz gewesen waren und diese nervigen Viecher uns tatsächlich mehrere Punkte gekostet hatten, weil Golfplatz - Bremsen es offenbar perfektioniert haben, den Golfer immer dann in Schwärmen zu belästigen, wenn er soeben seinen Stand eingenommen hat und mitten in der Konzentrationsphase ist, hatte mein Schwager diesmal auch "Autan" dabei.

Meine Ziele für dieses Spiel bestanden darin, mein Nettoergebnis vom vergangenen Freitag (22 Punkte) möglichst in etwa bestätigen zu können und außerdem mal ein paar Probeschläge - wenigstens während des Einschlagens - mit dem Mizuno JPX 800 Driver meines Schwagers (ja, zufällig genau das Modell, für das ich mich auch interessiere) zu machen.

Nach einer - dank einer Straßensperrung an die wir aus dieser Richtung noch nie herangefahren waren - erneut etwas turbulenten Anreise trafen wir gegen 17 Uhr auf dem Clubgelände ein. Nach einer kurzen Anmeldung im Clubhaus und dem Erwerb neuer Tees sowie 3 neuer Mizuno JPX - Bälle ging es zu den Rasenabschlägen. Angesichts meiner Abendpläne verzichteten wir diesmal auf Übungseinheiten an Putting und Chipping Green.

Nach drei oder vier Schlägen mit meinem Hybrid startete ich meinen Versuch mit dem Mizuno Driver. Niemand war erstaunter als ich selbst, als nicht nur der erste, sondern auch nahezu alle folgenden Bälle nicht nur getroffen wurden, sondern tatsächlich vom Boden abhoben und in mal mehr, mal weniger eleganten Flugkurven Weiten erreichten, die ich mit meinem Hybrid - den ich sehr viel selbstbewusster schlage, weil ich ihn schon recht gut kenne - auch nicht ohne Weiteres hätte übertreffen können.

Kunststück mag nun mancher denken, ist ja auch ein Driver, eigentlich hätten die Bälle viel weiter gehen müssen. Wer aber weiß, wie schwer ich mich zuvor getan hatte, den Ball überhaupt zu treffen, kann einschätzen, dass dies angesichts meiner ersten, vorsichtigen Schwünge mit einem mir völlig unbekannten Schläger schon ein großer Erfolg für mich war. Ich schlug ungefähr 20 oder 25 Bälle mit dem Driver ab und nutzte dann die letzten meiner Range Bälle, um mich für die folgende Runde auch wieder auf meine kürzeren Schläger einzustellen.

Dann ging es an den ersten Abschlag, wo unglücklicher Weise gerade ein Zweierflight startete, so dass wir noch etwas warten mussten. Zu unserem Ärger ließen sich die beiden, jung und dynamisch wirkenden Männer vor uns schon beim Bespielen der ersten Bahn jede Menge Zeit. Währenddessen kam ein einzelner Spieler zum Abschlag, den wir dann auch noch vor ließen, da er ansonsten die gesamte Runde hinter uns hätte warten müssen. Auch die beiden vor uns spielenden Männer ließen ihn dann vor, nachdem sie das erste Loch beendet hatten, so dass wir wieder unmittelbar hinter ihnen weiterspielten.

Am ersten Abschlag überlegte ich, den Driver meines Schwagers, den dieser mir für die Runde zur Verfügung gestellt hatte, da er derzeit - wie ich bislang auch - ohnehin ohne Driver und Hölzer spielt, zu benutzen, entschied mich aber auf Hinweis meines Schwagers, dass es vielleicht besser wäre, zunächst einigermaßen vernünftig in die Runde zu starten und den Driver dann am 2. Loch, dem langen  Par 5 auszuprobieren, um und nahm wie üblich meinen Hybrid 5 zur Hand. Der erste Abschlag misslang völlig. Zwar flog der Ball ein kleines Stück und rollte danach auch gerade in Richtung Fairway, jedoch schaffte er alles in allem höchstens 50 Meter. Da hätte ich auch den Driver ausprobieren können...

Mein zweiter Schlag vom Fairway war allerdings super und den dritten beförderte ich mit meinem Sand Wedge aufs Grün. So weit, so gut. Kaum dass ich meinen Stand für den ersten Putt einnahm, waren sie wieder da: Mücken und vor allem Bremsen! Wir hatten uns bereits während des Einschlagens großzügig mit Autan eingesprüht, was auf die Insekten jedoch nur einen eher perphären Eindruck zu machen schien. Noch vor meinem ersten Putt hatte ich 3 von ihnen erschlagen und mindestens 2 Stiche im Ellbogenbereich abbekommen. Diese Viecher machten mich wirklich wahnsinnig und ich schaffte es tatsächlich, die tolle Ausgangslage am ersten Loch durch 4 Putts noch so zu verderben, dass ich hier letztlich nur die Minimalausbeute von 2 Punkten einheimste. Das war ärgerlich, genügte aber nicht, mir die Laune zu verderben, denn immerhin konnte man es auch so sehen, dass ich trotz dieser störenden Ablenkung und der schlechten Putts trotzdem noch 2 Punkte gerettet und somit für das Gesamtergebnis nicht kaputt gemacht hatte.

An der zweiten Bahn holte ich dann den Driver aus dem Bag und wagte es, erstmals in meinem noch kurzen Golferleben, auf einer Runde mit der "Keule" abzuschlagen. Natürlich traf ich den Ball nicht optimal und war mein Schwung auch nicht sonderlich schnell, dennoch hob sich der Ball gut und gerne 50 cm über die Grasnabe und flog ein paar Meter. Als er dann den Rasen berührte, rollte er unverdrossen weiter und blieb schließlich, etwa 150 Meter vom Abschlag, in gerader Linie in der Mitte des Fairways liegen. Mit diesem Ergebnis war ich wirklich sehr zufrieden, da hatte ich tatsächlich mit Schlimmerem gerechnet. Nachdem mein Hybrid den Ball beim zweiten Schlag bis an das Dogleg und beim dritten bis auf weniger als 100 Meter an das Grün beförderte, durfte ich tatsächlich darauf hoffen, auch dieses schwierige, lange Loch wieder einmal mit einem Erfolgserlebnis abzuschließen.

Das vor uns spielende Zweierflight war noch auf dem Grün, so dass wir einen Moment warten mussten. Nachdem die beiden ihre Putts beendet hatten, kam einer von ihnen bis auf 30 oder 40 Meter an uns heran und brüllte, im nur mühsam um Höflichkeit bemühten Tonfall zu uns zurück, ob wir nicht etwas mehr Abstand halten könnten. Wenn er unsere Bälle um sich herum einschlagen höre, seien wir doch eindeutig zu nahe. Wir ließen uns auf keine Diskussion ein und sicherten zu, etwas weiter hinten zu bleiben. Django vor uns drehte daraufhin, befriedigt sich als Platzhirsch gegen so ein paar Pfeifen wie uns durchgesetzt zu haben, ab und schlenderte betont langsam, die Arme seitlich vom Körper abgespreizt als hätte er Rasierklingen in den Achselhöhlen, von dannen. Mein Schwager und ich sahen uns kopfschüttelnd an. Nicht nur, dass der Klang eines auf dem Fairway aufschlagenden Balles an einem windstillen Tag locker 200 Meter weit gut gehört werden kann und dies insofern überhaupt kein Indikator dafür sein kann, ob das nachfolgende Flight zu nahe ist oder nicht, neigen wir tatsächlich grundsätzlich dazu, eher zu vorsichtig als zu unvorsichtig zu spielen, um nur ja niemanden zu gefährden. Im vorliegenden Fall waren unsere Bälle, selbst der etwas längere meines Schwagers in einem Abstand von mindestens 50 oder 60 Meter hinter den vor uns spielenden Männern gelandet und dann noch einige Meter gerollt, so dass sie vielleicht 30 Meter hinter ihnen zum Erliegen kamen. Als wäre das noch nicht genug, hatten wir auch auf die genau entgegengesetzte Seite des gut 40 Meter breiten Fairways geschlagen, so dass die beiden insgesamt mindestens 50 bis 60 Meter von der Stelle entfernt standen, an der unsere Bälle liegen blieben. Schließlich hatte es sich bei uns beiden um für unsere Verhältnisse sensationell gute Schläge gehandelt, ein Risiko, den Ball noch besser zu treffen, so dass er die vor uns Spielenden tatsächlich auch nur im Ansatz hätte gefährden können, war also keinesfalls gegeben. Nun ja, manch einer braucht eben seinen persönlichen Auftritt...

Ich weiß nicht, ob ich mich infolge dieser unsinnigen Anmache innerlich doch mehr ärgerte, als ich mir eingestand, jedenfalls "unterschlug" ich den Ball bei meinem folgenden Schlag mit dem Eisen 9 von Außen nach Innen, so dass er mit beachtlichem Höhengewinn nach rechts zog. Dort landete er, vielleicht 50 cm vom Rand des frisch gemähten Semi Roughs entfernt, im tiefen Rough. Bei der Suche danach ließen wir dann das nachfolgende Zweierflight, bestehend aus einer ambitionierten Mutter mit ihrem Sprössling, gerne überholen und warnten sie noch, den nunmehr vor ihnen spielenden Typen bloß nicht zu nahe zu kommen. Wir tauschten ein paar lustige Sprüchlein aus und weiter ging es.

Anstelle meines schönen JPX fand ich bei meiner Suche im tiefen Rough 3 andere Bälle. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass selbst Bälle, die so offensichtlich nahe am Rand zum Semi Rough gelandet sind, selbst durch zwei intensiv suchende Spieler häufig nicht mehr gefunden werden können. Um Zeit zu sparen und nicht erst zum Punkt meines letzten Schlages zurück laufen zu müssen, droppte ich schließlich einen Ball innerhalb einer Schlägerlänge von dort, wo er nach meiner und der Meinung meines Schwager aufgekommen sein musste und rechnete mir dafür einen Strafschlag an. Einen Chip aus dem Semi Rough und zwei Putts später standen dann trotz dieser unschönen Episode immer noch 2 Nettopunkte zu Buche, es war also weiterhin alles drin.

Beim nachfolgenden Abschlag über 100 Meter tiefes Rough (nein, nicht das Rough ist 100 Meter tief, sondern die Strecke darüber hinaus ist so lang) und ein frontales Wasserhindernis in Form eines schmalen Grabens, der allerdings kein Wasser führt, traute ich mich nicht, erneut den Driver zu benutzen. Zu groß erschien mir das Risiko, erneut einen so flachen Ball wie zuletzt zu produzieren, der unweigerlich in diesem "Meer" aus Rough verschwunden wäre. Stattdessen griff ich erneut zu meinem Hybrid. Der Abschlag war wie aus dem Bilderbuch. Schnurgerade zog er über Rough und Graben hinweg und landete mittig auf dem Fairway. Der verlorene Ball am 2. Loch war vergessen. Wenn ich mich noch richtig erinnere, brachte Loch 3 mir schließlich 3 Nettopunkte, was einigermaßen zufriedenstellend angesichts des Verlaufes war.

Am vierten Abschlag holte ich dann zum zweiten Mal mit dem Driver aus - und zum zweiten Mal traf ich immerhin den Ball. Auch diesmal flog er zu tief und auch nur auf ungefähr 150 Meter aber es verfestigte sich der Eindruck, dass ich grundsätzlich durchaus in der Lage war, auch mit einem Driver den Ball zu treffen.

Mein dritter Versuch mit dem Driver abzuschlagen ging auf Bahn 6 dann ziemlich in die Hose. Der Ball flog nur etwa 80 oder 90 Meter weit und mit starker Rechtstendenz. Ich hatte im Abschwung den Boden vor dem Ball erwischt, was den Schläger enorm bremste. Trotzdem hatte ich diesmal Glück und der Ball blieb kurz vor dem rechten Rough im Spiel.

Anders als bei der letzten Runde gab es diesmal wenig spektakuläre Bälle, im Schnitt waren sie jedoch grundsolide. Insgesamt gab es auch nur ein Streichloch zu verzeichnen, eines weniger als zuletzt. Meinen vierten und letzten Versuch mit dem Driver unternahm ich am 8. Loch, dem zweiten Par 5 auf den ersten 9. Auch hier traf ich den Boden vor dem Ball, diesmal jedoch nicht so schlimm, wie beim 6. Abschlag. Zwar fehlte es dem Ball an Länge, er flog aber wenigstens vernünftig hoch und gerade und erreichte das Fairway problemlos.

Am Ende der Runde hatte ich mit unspektakulärem Spiel, einem Streicher und vier Abschlägen mit einem Driver erneut 22 Nettopunkte zu verzeichnen. Der Versuch, einen neuen Schläger ins eigene Spiel zu integrieren hätte deutlich schlimmer ausgehen können.

Offensichtlich hatte mein Pro Jack bei der Begutachtung meines eigenen Drivers wieder einmal Recht gehabt mit seinem Rat, mir doch vielleicht einen modernen Driver zuzulegen.

Sicherlich werden noch einige Monate oder auch ein Jahr ins Land gehen, bis ich diesen Plan umsetzen werde, denn angesichts meiner mangelnden Weiten hat ein Driver für mein Spiel in nächster Zeit noch überhaupt keine Priorität. Es ist aber gut zu wissen, dass meine Quote völliger Fehlschläge mit der "Dicken Berta" nicht ausschließlich meiner eigenen Großmotorik zuzuschreiben war...

Danke, Jack!

Samstag, 20. Juli 2013

Neue Bälle

Der gestrige Freitag hielt, 12 Tage nach meinem letzten Auftauchen in Wall aus Anlass meiner vierten Teilnahme an einem Beginner Cup, eine neue - die bisher vierte - Trainerstunde bei Jack bereit. Natürlich gemeinsam mit meinem Schwager, der gerade aus seinem 3wöchigen Urlaub ohne Golf zurückgekehrt und somit heftig entzügig war.
 
Der pünktliche Feierabend gelang wie geplant, die Hinfahrt verlief dann nicht mehr ganz nach Plan. Bereits auf der Stadtautobahn gerieten wir in dichten Feierabendverkehr in Richtung Norden. Dieser löste sich nach Verlassen der Stadt zunehmend auf, so dass wir wieder gut vorankamen. Da wir uns um 15 Uhr auf den Weg gemacht hatten und unsere Trainerstunde erst um 16 Uhr beginnen sollte, hatten wir zumindest kein wirkliches Zeitproblem. Dachten wir.
 
Kurz vor der Abfahrt Oberkrämer, die wir derzeit wegen diverser Baustellen in Richtung Kremmen meiden, begann der Stau, den wir zunächst fälschlich ebenfalls für eine Auswirkung des Feierabendverkehrs hielten.
 
Im Schneckentempo ging es die nächsten 10 Minuten voran. Dann standen wir plötzlich still. Es war inzwischen 15.30 Uhr und angesichts des totalen Stillstandes, der sich augenscheinlich bis zum Horizont erstreckte, schwand allmählich unsere Hoffnung, es noch pünktlich zur Trainerstunde schaffen zu können. Zwar weiß man nicht erst seit Udo Lindenberg, dass es auch hinter dem Horizont weitergeht, jedoch hatten wir keinen Schimmer, wie schnell...
 
Angesichts dessen rief ich in Wall an und meldete unsere Verspätung, verbunden mit der Bitte, Jack auszurichten, dass wir auf jeden Fall noch erscheinen würden und dass er nicht weglaufen möge. Als die freundliche aber leicht dominant veranlagte Mitarbeiterin des Clubs von unserem Dilemma hörte, haute sie mir sie zunächst mal spontan ein: "Na selber schuld, warum fahrt ihr denn über Oberkrämer, das ist doch dauernd etwas, das müsstet ihr doch langsam wissen. Ihr müsst bereits am Oranienburger Kreuz in Richtung Stralsund auf die B 96, da ist fast nie Stau oder Baustellen." Ich erklärte, dass wir auf dieser Strecke bislang noch nie Probleme gehabt hätten, was sie offenkundig verdutzte.
 
Zu ihrer Ehrenrettung sei erwähnt, dass es sich bei der Mitarbeiterin nicht nur um eine äußerst attraktive, sondern auch um eine sehr nette junge Frau handelt, deren etwas burschikoser Tonfall nur von Sensibelchen wie mir in obiger Weise missdeutet werden kann... :-)
 
Sie sagte zu, Jack zu informieren.
 
Nach dem Telefonat standen wir noch ziemlich genau 30 Minuten auf derselben Stelle. Um Punkt 16 Uhr, als sei das Schicksal nun beruhigt, weil wir auf jeden Fall zu spät kommen würden, löste sich der Stau plötzlich auf als sei nichts gewesen. Im Weiterfahren war jedenfalls, auch beim Durchfahren der sich anschließenden Baustelle, keine Ursache für die Verzögerung auszumachen.
 
Um 16.25 Uhr kamen wir endlich auf dem Clubgelände an, dessen Parkplatz sich erstaunlich leer präsentierte. Angesichts der Tatsache, dass es Freitagnachmittag war, Wochenendbeginn und außerdem Kaiserwetter, war das eher überraschend für uns.
 
Mein Schwager flitzte schon mal hinein, um uns anzumelden, während ich unsere Sachen aus dem Auto räumte und schon einmal mein Bag auf dem Trolley vertäute. Mit Jack im Schlepptau kam er nach 2 Minuten wieder heraus. Jack war uns zum Glück nicht böse und meinte, er werde versuchen, seine nächste Trainerstunde einfach etwas nach hinten zu verschieben. Mein Schwager hatte ihm auch spontan sein Bier während der Wartezeit bezahlt, eine nette und angemessene Geste, wie ich fand.
 
Jack fragte kurz nach, ob wir schon das Chippen, Pitchen und Putten mit ihm geübt hätten und als wir bejahten kündigte er an, dass wir uns diesmal mit unseren Abschlägen beschäftigen würden.
 
Die Stunde offenbarte erneut, dass Jack wirklich ein guter Trainer ist. Er erklärt und wiederholt die Zusammenhänge von Stand, Schlägerhaltung, Schwungebene und Ergebnis des so zustande gekommenen Schlages sehr verständlich und baut das Training so auf, dass man davon von Anfang an profitiert. Unter Jacks Anleitung schlugen wir knappe 100 Bälle in unterschiedlichen Übungen ab, die er uns zwischenzeitlich immer wieder schrittweise erläuterte. Ich kann nicht sagen, dass ich nun plötzlich jeden Ball perfekt traf aber erneut stellte ich fest, dass ich unter Jacks direktem Einfluss wesentlich mehr gute Bälle schlug als wenn ich auf mich allein gestellt war. Zumindest bis wir zu den Hölzern kamen...
 
Wir gingen von den Matten auf die Rasenabschläge, um die große Keule auszupacken. Mein Schlägersatz verfügt über ein Holz 5, ein Holz 3 und ein Holz 1, besser bekannt als Driver. Diese drei Schläger verwende ich nach vielen anfänglichen und vergeblichen Versuchen in der Regel überhaupt nicht. Ab und an vergewissere ich mich auf der Driving Range in einem Anfall von Größenwahn, dass ich damit immer noch nicht treffe und packe sie dann wieder in den Kofferraum, ehe ich auf die Runde gehe. Selbst Jacks Einflussnahme führte gestern nicht dazu, dass ich mit meinem Driver vernünftige Bälle schlug. Ich traf zwar die meisten davon aber sie flogen kurz, flach und völlig unkontrolliert. Jack sah sich dann meinen Driver an und meinte: "Weißt du Stefan, deine Eisen sind nicht besonders. Aber sie sind okay. Nicht so toll aber ich könnte mir vorstellen, mit diesen Eisen eine Runde zu spielen. Aber dieser Driver... weißt du, du solltest dir einen neuen Driver kaufen. Die haben sich so weiterentwickelt, dass du es viel leichter haben würdest, damit zu treffen. Für 150.- € bekommst du schon etwas Vernünftiges." Das war deutlich.
 
Ich tröste mich jetzt ein wenig damit, dass vielleicht mein mieser Driver daran schuld ist, dass ich damit nicht vernünftig zurecht komme. Heute habe ich mir schon einmal ein paar Driver im Internet angesehen und siehe da, der Mizuno JPX 800, also der Driver aus der Serie, aus der mein genialer Hybrid 5 stammt, kostet tatsächlich nur 149.- €. Natürlich werde ich mir im Fachgeschäft mal ein paar Modelle ansehen aber ich glaube, ich ahne schon, welcher es werden könnte... Nun muss ich nur noch auf einen kleinen Geldregen warten.
 
Die Trainerstunde ging zu Ende und wir gingen hinein, um noch eine Formalität zu erledigen, die wir uns für diesen Tag auf die Agenda gesetzt hatten und um anschließend noch eine Runde von 9 Löchern zu spielen.
 
Vor einigen Tagen hatten wir eine Rundmail aus Wall erhalten, in der vergünstigte Upgrades für unsere Green Fee - Mitgliedschaften auf eine Wochentags- oder Vollmitgliedschaft angeboten wurden. Die normale Vollmitgliedschaft in Wall kostet derzeit 869.- € im Jahr. 199.- € hatte ich bereits zu Beginn des Jahres für meine Green Fee - Mitgliedschaft bezahlt. Für eine Nachzahlung von 251.- € hatten wir nun die Gelegenheit, für den Rest des Jahres, mithin immerhin noch für 5,5 Monate, volles Spielrecht in Anspruch zu nehmen, ohne für jede Runde eine Gebühr (Green Fee) entrichten zu müssen.
 
Um mal mit den Worten des unvergesslichen Don Corleone zu sprechen: Sie hatten uns ein Angebot gemacht, das wir nicht ablehnen konnten...
 
Nachdem das Upgrade unserer Mitgliedschaft erledigt war, fiel mir ein, dass ich beim letzten Mal alle 3, meiner nagelneuen Srixon AD 333 Golfbälle mit Deutschlandfahne als Logo verloren hatte und daher Ersatz brauchte. Mich überfiel angesichts dieses Verlustes ein leichter Aberglaube und ich entschloss mich, nach Alternativen Ausschau zu halten. Mein Blick fiel auf ein Produkt, das erst seit diesem Jahr auf dem europäischen Markt zu haben ist. Mizuno JPX Golfbälle. 3 Stück kosteten allerdings 11.- €, nicht gerade ein Schnäppchen und immerhin  genau das Doppelte des Preises für meine Srixon. Andererseits passte der Name so schön zu meinem Lieblingsschläger, dass ich mir vorstellte, wie gut dieser mit genau diesen Bällen möglicher Weise harmonieren würde. Kurz entschlossen erwarb ich ein Dreierpack und hoffte inständig, dieses möge nicht das Schicksal des zuletzt in diesem Pro Shop erworbenen teilen.
 
Natürlich fabrizierte ich auch mit diesen Bällen mäßige und auch ganz schlechte Schläge, keine Frage. Dennoch muss ich klar sagen, dass ich seit gestern neue Lieblingsbälle habe. Das Gefühl war vom ersten Abschlag an sensationell. Der Ballflug war höher, weiter und einfach schöner als ich ihn jemals zuvor zustande gebracht hatte und ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass das nicht an einer plötzlichen Verbesserung meines Spiels, sondern an diesen wunderbaren High Tech - Kugeln lag. Am ersten Loch reichte es nach einigem Hin und Her immerhin zum Auftakt zu 2 Punkten, während mein Schwager einen Fehlstart erwischte und das Loch streichen musste.
 
Beim langen Par 5 auf der 2 ist bei mir derzeit wieder der Wurm drin. Nachdem ich das ehemalige "Hassloch" für einige Zeit eigentlich recht gut bewältigt und mehrmals hintereinander dort zumindest noch 1 Nettopunkt holen konnte, hatte ich es in den letzten paar Runde jeweils wieder streichen müssen. So auch gestern. Dafür lochte mein Schwager dort mit dem 7ten Schlag ein und konnte seine ersten 3 Nettopunkte dieser Runde verbuchen.
 
Nun ging es zum fiesen 3. Abschlag, bei dem man gute 100 Meter über ein sehr, sehr hohes Rough und über einen kleinen Graben abschlagen muss, ehe man auf die eigentliche Spielbahn gelangt. Hier hatte ich beim Abschlag erstmals das Gefühl, dass diese Bälle sich anders spielten. Zwar traf ich den nicht optimal, sondern etwas zu fett, so dass ich in etwas zu steilem Winkel stieg, trotzdem war das Gefühl im Treffmoment immer noch gut und der Ball schaffte es, trotz der hohen Flugkurve, souverän über den Graben, wo er nach ca. 20 Metern, unmittelbar vor dem Anfang des Fairways im Semirough liegen blieb. Nachdem ich auch an diesem Abschlag in den letzten 3 Runden versagt, und jeweils meinen ersten Ball unauffindbar im Rough versenkt hatte, so dass ich nach Anrechnung eines Strafschlages erst mit meinem 3. Ball über den Graben kann, und insbesondere, nachdem ich auch diesmal das 2. Loch wieder hatte streichen müssen, war auch dieser suboptimale Abschlag schon eine Genugtuung. Nach meinem zweiten Schlag lag ich nur noch etwa 40 Meter vom Flaggenstock entfernt, eine wunderbare Entfernung für einen lockeren Halbschwung mit meinem Sand Wedge. Dieser misslang vollständig und der Ball brachte es auf gute 5 Meter Weite. Auch der vierte Schlag war miserabel, so dass ich erst mit dem fünften aufs Grün gelangte - ärgerlich. Aus der Fassung bringen konnte mich das aber nicht, denn wir genossen schon jetzt die Runde in der Abendsonne auf dem beinahe menschenleeren Platz ungemein. Mit 2 Putts lochte ich ein und hatte so nach meinem Streichloch immerhin wieder 2 Punkte geholt. Zumindest drohte scheinbar keine Negativ - Serie.
 
Am vierten Loch gelang mir einer der besten Abschläge meiner bisherigen Golferlaufbahn. Wieder fühlte sich der Schlag genial an und der Ball flog schnurgerade auf ungefähr 150 Meter. Von dort legte ich ihn mit dem zweiten Schlag rechts an den drei mittigen Fairwaybunkern vorbei und hatte nun noch einen 80 Meter - Schlag aufs Grün vor mir. Mit meinem Pitching Wedge traf ich gut, ließ das große Wasserhindernis rechts liegen und landete, etwas zu weit links von der Fahne, sicher auf dem Grün. Der vierte Schlag war also mein erster Putt. Angesichts der Tatsache, dass das vierte Loch laut Score Card das schwierigste der 18 Löcher in Wall ist, eine sehr gute Leistung für mich. Ich erinnerte mich, dass ich vor einigen Runden dort schon einmal einen echten Bogey gespielt hatte und hoffte innerlich auf ein ähnliches Ergebnis.
 
Nun zeigte sich jedoch, wie unglaublich schwierig eine Runde in Wall in den Abendstunden, wenn die größte Hitze des Tages gerade nachlässt, werden kann. Nicht nur, dass man auf den ersten vier Löchern durchgehend in die tief stehende Sonne spielen muss, mit der schwindenden Tageshitze, werden dort auch Tausende von stechenden Insekten, vornehmlich Mücken und vor allem Bremsen, aktiv. Als mein Schwager und ich das Grün betraten, wurde jeder von uns von einem ganzen Schwarm dieser unangenehmen Plagegeister umschwärmt, im Sekundentakt ließ sich eines dieser fiesen Stechviecher irgendwo auf mir nieder, um sich einen blutroten Drink zu genehmigen. Die Konzentration auf meine Putts wurde jeweils durch Schläge nach diesen Viechern unterbrochen, um deren Absichten, mich zu einer Blutspende zu überreden, zu unterbinden. Einmal wurde es sogar so schlimm, dass ich eine Runde um das Grün rannte, um die Quälgeister los zu werden. Leider waren sie, nachdem ich gerade meinen Stand eingenommen hatte, sofort wieder um mich, und stachen und bissen weiter. An meiner rechten Wade lief das Blut bereits herunter und durch die ständigen Versuche, auch in meinem Gesicht oder an meinem Hals zu landen, brachten die Biester mich völlig aus der Fassung. Kurz und gut, meine hervorragende Ausgangslage auf dem vierten Loch wurde erfolgreich sabotiert und ich brauchte letztlich 4 Putts, um den Ball im Loch unterzubringen. 2 weitere Nettopunkte, über die ich mich nicht wirklich freuen konnte. Gleichwohl blieb ich guter Stimmung, denn die Runde war einfach zu schön, um sich über solche Störmanöver nachhaltig zu ärgern. Im Laufe der gesamten Runde sahen mein Schwager und ich immer wieder ungläubig in diese friedliche, natürliche Umgebung und uns danach an und murmelten immer wieder, wie unglaublich schön dieser Moment auf dem Platz war.
 
Auf dem nachfolgenden Par 3, auf dem die Abendsonne erstmals nicht direkt frontal, sondern seitlich von links blendete, versuchte ich es in unbelehrbarer Manier erneut mit meinem 8er Eisen, obwohl ich damit bei den letzten beiden Runden katastrophale und zudem viel zu kurze Abschläge produziert hatte. Tja, ob nun aufgrund der neuen Bälle oder warum auch immer - diesmal traf ich den Ball mit einem erneut großartigen Gefühl, es ertönte das sanfte Klick, das sich jeder Golfer beim Abschlag so wünscht und der Ball stieg in den Abendhimmel, dem 108 Meter entfernten Grün entgegen. Gegen Ende seines Fluges wurde er - vermutlich vom leichten Seitenwind - noch ein wenig nach rechts gedrückt, landete aber, in einem Abstand von vielleicht 8 oder 9 Metern zur Fahne auf dem Grün. Mein erster Putt brachte den Ball auf ungefähr 80 cm an das Loch heran, womit ich durchaus zufrieden war. Beim dritten Schlag spürte ich dann während der Ausholbewegung, wie meine Sonnenbrille auf meiner geschwitzten Nase ein Stück nach unten rutschte. Anstatt den begonnenen Schwung abzubrechen und die Konzentration noch einmal neu aufzubauen, setzte ich ihn fort. Der Ball traf die Lochkante an der rechten Seite und lief dann hinter dem Loch noch gute 60 cm aus. Erstaunlicher Weise ärgerte auch das mich nicht besonders, obwohl endlich mal wieder ein Par möglich gewesen wäre. Stattdessen blieb ich locker und schob den Ball mit dem dritten Putt zu immerhin noch 4 Nettopunkten ein. Mein Streichloch auf der 2 war damit punktemäßig wieder ausgeglichen, ich lag genau im Soll.
 
Das 6. Loch ist jenes relativ einfache und nur 284 Meter lange Par 4, auf dem ich vor ein paar Monaten mein erstes und bislang einziges echtes Par auf einem Par 4 Loch gespielt hatte. Mein Abschlag fühlte sich erneut saumäßig gut an und ich war endgültig in diese wunderbaren Mizuno JPX - Bälle verliebt. Der Ball flog genau bis ins Gelenk des Doglegs nach links, auf Höhe der 100 Meter - Markierung. Da die Fahne relativ mittig im Grün stand, hinter selbigem jedoch ein Wasserhindernis lauerte, überlegte ich kurz, ob ich die Entfernung mit meinem 7er oder erneut mit meinem 8er Eisen überwinden wollte. Die Vorsicht behielt die Oberhand und ich entschied mich für den kürzeren Schläger. Wieder traf ich gut, der Ball stieg formvollendet in den Himmel, blieb etwas zu kurz und schließlich etwa 4 bis 5 Meter vor dem Grünhügel liegen. Nun lauerte also die für mich immer größte Herausforderung: Ein kurzer Chip aufs Grün. Bereits unzählige Male hatte ich bei solchen Bällen zittrig agiert und sie entweder nur einen halben Meter oder gleich 20 Meter vorwärts befördert. Nur ab und an hatte ich bislang einen guten Chip geschafft, der eine gute Ausgangsposition für die folgenden Putts versprach. An dieser Stelle des Platzes wurden wir gerade nicht von Insekten belästigt, so dass es immerhin möglich war, sich vernünftig auf den anstehenden Schlag zu konzentrieren.
 
Mit meinem Sand Wedge ging ich in Position, versuchte mir vorzustellen, wo der Ball landen sollte und machte 2 Probeschwünge.  Dann nahm ich meinen Stand ein und versuchte, die Schwierigkeit des Schlages, die Position der Fahne und alles andere zu vergessen und nur den Schwung von eben zu wiederholen als sei der Ball überhaupt nicht da. Das Wedge ging butterweich durch den Ball, der in eine kurze, nicht allzu hohe Flugphase startete, einen guten Meter vor der Fahne auftippte und begann darauf zuzurollen. Ich jubelte bereits innerlich, da ich sehen konnte, dass mir dieser Chip richtig gut gelungen war und dass die Ballage nach dem Ausrollen, voraussichtlich ein paar Zentimeter rechts vom Loch, mir wahrscheinlich einen Putt zum Par erlauben würde. Als der Ball noch ungefähr 20 cm von der Fahne entfernt war, nahm er ein winziges, kaum wahrnehmbares Break nach links an und begann, unmittelbar auf das Loch zuzurollen. Mein Schwager und ich waren wie gebannt. Wir begannen, den Ball anzufeuern. "Ja, noch ein Stück, geh rein!" Und tatsächlich: Der Ball rollte weiter in seinem leichten Linksbogen auf den Flaggenstock zu und kippte mit seiner letzten Umdrehung ins Loch.
 
Ein Birdie.
 
Drei Schläge auf einem Par 4.
 
Noch dazu mein erstes Chip In von außerhalb des Grüns.
 
Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie sich dieser Moment anfühlte. Triumph, unbändige Freude, Stolz und Dankbarkeit sind Worte, die alle mit diesem Gefühl zu tun hatten, es aber dennoch nur unzureichend wiedergeben können. Für eine Sekunde herrschte völlige Stille, während der Ball mit einem leisen Klappern im Loch zur Ruhe kam. Dann riss ich die Arme in die Luft und stieß einen Freudenschrei aus, bei dem ich völlig vergaß, dass sich andere auf dem Platz befindliche Golfer - egal auf welchem Loch und wie weit entfernt sie möglicher Weise gerade spielten - sich dadurch vielleicht gestört fühlen könnten. Ich drehte mich mit erhobenen Armen zu meinem Schwager um, der bereits jubelnd auf mich zukam und wir umarmten uns.
 
Mir ist bewusst, dass mir so etwas vermutlich ein paar Jahre lang nicht mehr passieren wird aber das ist egal. Auch wenn ich 100 Jahre alt und dabei dement werden sollte - dieser Augenblick wird für immer in meinem Gedächtnis bleiben. Ich war eins mit der Welt, eins mit der Natur, die mich umgab, eins mit meinem Schwager, mit dem ich mich in diesem Augenblick noch verbundener fühlte als ohnehin schon und vor allem eins mit mir selbst - ein Gefühl vollkommenen Glücks.
 
Das mein Schwager sich so aufrichtig mit mir freuen konnte, obwohl er selbst an diesem Tag wieder eine für seine Verhältnisse sehr schlechte Runde spielte, sagt mehr über seinen Charakter aus als ich es mit vielen Worten ausdrücken könnte. Man darf sich glücklich schätzen, wenn man einen solchen Menschen in der Familie, zum Freund und zum Golfpartner hat!
 
Von nun an war es mir egal, was auf der restlichen Runde passieren würde, diesen Tag konnte mir niemand mehr verderben. Noch mehr als zuvor genoss ich die wunderbare Umgebung und wurde mir der Besonderheit sehr bewusst, ein Leben zu führen, dass mir solche Erlebnisse ermöglicht. Ich muss sehr aufs Geld sehen und bin von daher kein typischer Golfer, denn die sind - Breitensport hin oder her - in der Regel gut situiert und müssen sich über ein paar hundert Euro hier oder da keine Gedanken machen. Aber ich bekomme es hin, regelmäßig eine Runde spielen zu können und das ist vermutlich mehr als 90% der übrigen Menschheit könnten. Dieses Privileg und die damit verbundene Dankbarkeit fühlte ich an jenem Abend sehr deutlich.
 
Mein Abschlag auf der 7, derjenige, der über den großen Teich muss (nein, nicht den nach Amerika), kam ob meiner Freude und Lockerheit perfekt und ich stellte schon wieder einen neuen Abschlagrekord auf. Dass ich danach ins Rough und insgesamt eher fahrig schlug und so am 7ten mein zweites Streichergebnis hinnehmen musste, war schade, konnte aber meine Freude an diesem Abend natürlich nicht mehr trüben. Das Par 5 auf der 8ten Bahn schloss ich mit 8 Schlägen ab und notierte wunschgemäße 2 weitere Nettopunkte dafür. Fast wären es 3 geworden aber mein zweiter Putt blieb leider unmittelbar an der Lochkante liegen. Sei´s drum.
 
Auf dem abschließenden Par 3 geriet mein Abschlag mit dem 8er Eisen erneut - wie schon oft bei den letzten Runden - etwas zu kurz und zu weit nach rechts. Einen Chip - der wieder schlecht getroffen war und den Ball über die Fahne hinaus und bis an den hinteren Rand des Grüns schubste - und zwei Putts später war der Ball trotzdem im Loch und ich konnte noch einmal abschließende 4 Nettopunkte verbuchen.
 
Dank der unglaublichen 6 Nettopunkte vom 6. Loch lag ich daher abschließend, trotz zweier Streichergebnisse, bei 22 Nettopunkten, einer Einstellung meiner bisher höchsten Punktzahl auf diesen 9 Löchern. Beim ersten Mal hatte ich dabei allerdings nur 1 Streichloch zu verbuchen gehabt, so dass es im Grunde doch wieder eine kleine Steigerung darstellte.
 
Mein Schwager hatte für ihn enttäuschende 13 Nettopunkte erspielt, hatte die Runde aber dennoch offenkundig sehr genossen. Wir errechneten die Punkte für diese Runde beim abschließenden, obligatorischen Radler auf der Terrasse des Clubs und genossen dabei noch einmal den Ausblick über den stillen Platz in der Abendsonne.
 
Auf der Fahrt nach Hause sprachen wir natürlich über die Runde, hatten aber auch viele stille Momente als wir die großartigen Momente, die das gemeinsame Golfspiel uns beschert und insbesondere die Besonderheiten dieses Abends revuepassieren ließen. Die passende Untermalung dazu bildete die wunderbar entspannte und entspannende Musik von Jack Johnson, der mir bis dahin vollständig unbekannt gewesen war.
 
Ausklingen ließen wir den Tag dann auf meiner Couch, mit einem Whiskey Sour und einem Film.
 
Wenn ich es mir aussuchen dürfte - so könnte mein Leben die nächsten 100 Jahre oder so weitergehen...
 
 
 


Donnerstag, 18. Juli 2013

Von Hoffnung, Niedergang und Auferstehung

Nachdem ich hier seit einiger Zeit nicht mehr motiviert war, neue Posts unterzubringen, weil es mich allmählich selbst zu langweilen begann, nach jeder Runde immer nur den Verlauf jedes einzelnen Loches in epischer Breite zu beschreiben, möchte ich es nun anders versuchen.

Ich habe seit meinem letzten Post mehrere Runden und auch wieder einen Beginner Cup gespielt und werde nunmehr versuchen, die Essenz der dort gemachten Erfahrungen in einer Art "Zusammenfassung der Erkenntnisse", statt eines "Tagebuches der einzelnen Löcher" niederzuschreiben.

Über Feedback, wie das eine oder das andere ankommt wäre ich natürlich dankbar.

Hoffnung

Von der zuletzt für meine Verhältnisse großartigen Runde mit 22 Nettopunkten auf dem Fontaneplatz und 20 Punkten auf dem Familyplatz beflügelt, hoffte ich bei meiner nächsten Runde in Wall natürlich auf ein erneut gutes Ergebnis. Auch die zuletzt bei unglaublich schlechtem Wetter bei meinem 3. Beginner Cup erzielten 17 Punkte gaben durchaus Anlass zur Hoffnung, dass mein erstes Etappenziel für diese Saison, nämlich die erste Verbesserung meines HC, egal um wie viele Punkte, allmählich in greifbare Nähe rückte.

Zudem gelang es, eine gemeinsame Runde sowohl mit meinem Schwager als auch mit meinem Kollegen gemeinsam zu verabreden und sogar die liebreizende Freundin meines Kollegen hatte Lust, uns zunächst über 9 Löcher zu begleiten, die sie aufgrund der fehlenden Platzreife nicht selbst bespielen durfte, und anschließend mit uns gemeinsam noch eine Runde auf dem Familyplatz zu spielen.

Bei gutem Wetter und bester Laune fuhren wir morgens los und kamen ohne besondere Zwischenfälle in Wall an.

Das Aufwärmen beim Putten, Chippen und auf der Driving Range verlief durchwachsen wie immer, mittlerweile war ich es ja gewöhnt, immer erst einige Zeit zur Akklimatisierung zu benötigen, so dass mich das nicht aus der Ruhe brachte.

Mit großer Vorfreude auf die folgende Runde begab ich mich mit meinen beiden Mitspielern und der charmanten weiblichen Begleitung an den ersten Abschlag.

Niedergang

Ich weiß noch, dass ich gleich am ersten Loch 2 Punkte holte und auch am zweiten war es zumindest noch 1. Trotzdem lief mein Spiel extrem unrund. Versuchte ich anfangs noch, locker zu bleiben, spürte ich, wie Enttäuschung und Unglaube sich unaufhaltsam in mir Bahn brachen. Ich konnte einfach nicht fassen, was seit den letzten, für meine Verhältnisse erfolgreichen Runden, mit meinem Schwung geschehen war. Nichts funktionierte mehr richtig, mein Spiel, von dem mein Schwager mir zuletzt noch gesagt hatte, es sei so schön anzusehen gewesen, wich einem einzigen Kampf und wurde mehr und mehr zum Krampf.

Interessanter Weise tröstete es mich auch nicht, dass ich trotzdem weiter meine Punkte holte. Allein die Tatsache, wie viele Fehler ich machte genügte, um mich mehr und mehr verzweifeln zu lassen. Nach vier Löchern stand ich trotzdem bei 7 oder 8 Nettopunkten, eigentlich war alles okay. Trotzdem passierte es dann am 5. Loch. Mein Abschlag auf dem kurzen PAR 3 mit dem 8er Eisen sollte eigentlich problemlos das Grün erreichen. Ich schlug, erwischte zunächst den Boden, dann irgendwie den Ball, der gut und gerne 20 Meter vorwärts und einige Meter nach rechts, an den Rand des mit Rindenmulch aufgeschütteten Weges für die Trolleys rollte. Schon da platzte mir beinahe der Kragen, weil ich mich so hilflos fühlte und einfach nicht verstand, was ich denn eigentlich falsch machte. Mit einigen Wochen Abstand würde ich heute sagen, ich hätte es vielleicht mal ernsthaft mit Entspannung und Lockerheit versuchen sollen aber das war mir in diesem Moment unmöglich.

Ob es mir vielleicht zusätzlich Qualen bereitete, mich ausgerechnet vor der Freundin meines Kollegen so furchtbar zu blamieren, weiß ich nicht, der Gedanke liegt nahe, aber zu diesem Zeitpunkt fühlte es sich eigentlich nicht so an.

Auf jeden Fall ging ich schon sehr unbeherrscht zu meinem nächsten Schlag und es kam, wie es kommen musste: Mein Ball flog weitere 40 oder 50 Meter mit starker Rechtstendenz und verschwand genau auf dem letzten Eck des rechts liegenden Roughs, vielleicht einen oder zwei Meter, bevor er wenigstens wieder in kurzer Chip-Distanz vor dem Grün auf dem Semi Rough gelegen hätte. Überraschender weise fand ich ihn dort wieder, mein Chip von dort geriet jedoch zu lang, so dass der Ball etwa auf Höhe der Fahne auftippte, von dort jedoch über das Grün hinaus und auf Rückseite den kleinen Hang wieder hinunter rollte. Auf dem Weg dorthin trat ich im Vorbeigehen mit einem linkischen Sidekick meinen Trolley mitsamt Bag um. Ich war mit den Nerven durch und konnte damals und kann heute nicht einmal im Ansatz sagen, warum eigentlich. Meine einzige Vermutung ist, dass ich nach den letzten Runden einfach angenommen hatte, es würde nun konstant besser laufen und ich mich somit unmerklich einem Erwartungsdruck aussetzte, dem ich als Anfänger mit einem relativ schlechten Tag einfach nicht gerecht werden konnte. Auf den Gedanken, stolz auf mich zu sein, weil ich mir trotz des schlechten Tages Loch für Loch meine Punkte erkämpfte, kam ich gar nicht.

Bei meinem Ball auf der Rückseite des Grüns angekommen geriet auch mein vierter Schlag entsprechend unbeherrscht. Der Ball rollte abermals deutlich über die Fahne hinaus und blieb auf der anderen Seite des Grüns im Vorgrün liegen. Nun brannte mir endgültig die Sicherung durch. Wutentbrannt und Flüche auf den Lippen stapfte ich über das arme Grün, sammelte meinen Ball auf der anderen Seite kommentarlos ein und begab mich schon einmal zum nächsten Abschlag, neben dem sich eine Bank befand. Dort setzte ich mich und wartete, entschlossen, meinen Mitspielern mitzuteilen, dass ich die Runde beenden würde. Als diese hinzukamen, war ihnen ihr Unverständnis darüber anzumerken, warum ich meinen Ball nach nur 4 Schlägen aufgenommen hatte, schließlich hätte ich vom Vorgrün aus mit hoher Wahrscheinlichkeit mit 2 oder wenigstens mit 3 Schlägen einlochen können und hätte dann mindestens 1, vermutlich sogar 2 Nettopunkte erkämpft. Dennoch trösteten sie mich und meinten, ich sollte einfach einen Moment pausieren, bis der einzeln spielende Herr hinter uns durchgespielt hätte. Ich stimmte zu, aß einen Müsliriegel und dampfte etwas vor mich hin.

Der uns nachfolgende Spieler bedankte sich höflich, wünschte ein schönes Spiel - wofür ich ihm direkt in die Fresse hätte schlagen können - und schlug einen schönen Drive auf ca. 150 Meter, mitten auf das Fairway - noch ein Grund, ihn innig zu hassen...

Nun schlugen meine Mitstreiter ab und ich hatte mich inzwischen so weit beruhigt, dass ich auch wieder am Spiel teilnehmen wollte, obwohl es mir nach wie vor schwer fiel, mich zu beherrschen. Mein Versuch, wieder ins Spiel einzusteigen misslang katastrophal. Auf dem Loch, auf dem ich mein erstes und bislang einziges Par 4 gespielt hatte, flitzte die miese kleine Kugel zwei Zentimeter über der Grasnabe im 60°-Winkel nach rechts und verschwand im tiefen Rough.

Das war es für mich - ich gab mich auf. Wortlos nahm ich meinen Trolley und marschierte vor bis zum Abschlag am Loch 7 - ich wollte einfach für mich sein. An der dortigen Halfway - Hütte setzte ich mich auf eine Bank und starrte vor mich hin. Ich hätte heulen können. Das Schlimmste war, dass es bei nüchterner Betrachtung keine schlechte Runde bis dahin gewesen war. Punktemäßig war alles noch drin. Auch mit einem weiteren Abschlag auf der 6 hätte ich dort noch problemlos 1 oder 2 Punkte holen können und wäre weiterhin im Soll gewesen. Ich hatte aber einfach nicht damit gerechnet, so sehr um meinen Score kämpfen zu müssen und hatte mich stattdessen auf eine schöne Runde ansehnlichen Golfs gefreut, so, wie sie mir beim letzten Mal gelungen war.

Es verging sicherlich eine Viertelstunde, bis meine Mitstreiter das 6te Loch zuende gespielt hatten und sie zu mir stießen. Meine Verzweiflung war einer gewissen defätistischen Sturheit gewichen. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr, weiter zu spielen, ich wollte aber der anderen wegen die Runde auch nicht vorzeitig abbrechen. Schließlich wollte ich ihnen ja auch anschließend noch in die Augen sehen und auch mal wieder eine Runde mit ihnen Spielen gehen.

So versenkte ich denn erwartungsgemäß den nächsten Abschlag im vor mir liegenden Teich, ließ mich erneut überreden, noch einmal weiter zu spielen und brachte meinen nunmehr 3. Schlag am Loch 7 tatsächlich über das Wasser und ins Spiel. Mein Abschlag ins Wasser war der letzte Katastrophenball des Tages.

Auch wenn mein Spiel weiterhin verkrampft war, erkämpfte ich mir bis zum Ende der Runde noch einige Punkte und stand letztlich bei 13 Nettopunkten. Dafür, dass ich 2 Löcher, an denen ich jeweils 2 Punkte problemlos hätte holen können, vorzeitig abgebrochen hatte, gar kein so übler Score für einen solchen Scheißtag.

Mein Schwager musste anschließend los, er hatte noch zu arbeiten. Die anderen beiden waren sich wohl nicht so sicher, ob sie mit mir als völligem Nervenbündel wirklich noch über den Familyplatz gehen wollten. Ich sagte aber zu, weil ich die Begleitung meines Kollegen nicht um ihre Spielerfahrung bringen wollte. Wir hatten leider nur noch Zeit für 4 der 5 Löcher auf dem Familyplatz, da die beiden auch noch anderweitig verabredet waren.

Die Runde holperte und stolperte so vor sich hin aber ich bekam keine weiteren Anfälle. Im Grund half dieses kurze Nachspiel sogar dabei, mich nach und nach wieder etwas zu entspannen und am Ende ging es wieder einigermaßen mit meiner Laune. Ich hatte auf dem Familyplatz 14 Nettopunkte gemacht, wenn ich es richtig im Gedächtnis habe und somit das Soll von 10 Punkten sogar übertroffen. Es waren zwar 6 Punkte weniger als zuletzt auf diesem Platz, jedoch war das angesichts meiner Form an diesem Tag nicht wirklich verwunderlich.

Die Rückfahrt verlief weitgehend in peinlichem Schweigen. Während mein Kollege gegen das Einnicken auf der Rückbank kämpfte, versuchte seine bessere Hälfte aus Höflichkeit ein Gespräch in Gang zu halten. Mit der Zeit klappte das ganz gut aber eine unausgesprochene Spannung, die mir sehr unangenehm war, hing aufgrund meines Ausrasters auf dem Platz in der Luft.

Diese Spannung blieb mir auch an den folgenden Tagen erhalten. Ständig kam mir diese Runde und die Frage, warum es mir nicht gelungen war, mich zu beherrschen, obwohl der Punktestand doch gar nicht so schlecht ausgesehen hatte, in den Sinn.

Dann las ich einen Kommetar von Marcel Siem auf Facebook.

Mit nur einem kurzen Satz traf er die Feststellung, die mich heute im Rückblick klar sehen lässt, wie man solche Situationen sehen und wie man mit ihnen umgehen muss. Dort stand sinngemäß: "Heute wieder mehr Kampf und Krampf statt Spiel - aber am Ende habe ich mir noch einen vernünftigen Score erkämpft. Morgen geht es weiter..."

Plötzlich fühlte ich eine Form von Klarheit. Wenn auch ein erfolgreicher Profi wie Marcel Siem Tage hatte, an denen sein Spiel einfach nicht so wollte wie er, dann musste ich damit als blutiger Anfänger erst recht rechnen. Was war der Unterschied? Der Unterschied war, dass Siem ein Kämpfer ist. Dass er an schlechten Tagen zwar auch hadert, jedoch den Kampf annimmt und am Ende stolz auf sich ist, wenn er trotz schlechten Spiels einen annehmbaren Score nach Hause bringt.

Fazit: Schlechte Tage und ganz schlechte Tage kommen vor, daran kann man nichts ändern. Man kann das aber akzeptieren und den Kampf annehmen. Von da an nahm ich mir vor, künftig an Tagen, an denen es nicht läuft, genau das zu tun. Den Kampf anzunehmen und meinen Ehrgeiz darin zu investieren, trotz schlechter Schläge noch einen annehmbaren Score zu erzielen. Auch damit kann man sich motivieren. Ich bin ein emotionaler und tendenziell etwas verbissener Typ, so ähnlich vielleicht, wie Marcel Siem. Darum wollte ich nun versuchen, wenigstens auch ein Kämpfer wie er zu werden - schließlich gibt es einen Grund, warum man mit kaum einem anderen deutschen Golfer so mitfiebern und mitleiden kann - weil er authentisch ist und seine Gefühle zeigt aber auch das Beste aus der Situation zu machen versucht.

Mir war klar, dass dies eine Entwicklung sein und nicht von heute auf morgen umsetzbar sein würde - aber ich wollte ab sofort damit anfangen.

Auferstehung

Die erste Bewährungsprobe für meine neue Mentalität kam einige Tage später. Mit meinem Schwager hatte ich eine weitere Trainerstunde bei unserem Pro Jack vereinbart. Die Trainerstunde verlief gut, ich stellte mich mäßig an. Auf der nachfolgenden Runde mit meinem Schwager lief es erneut nicht gut und die Leichtigkeit wollte sich nicht so recht einstellen. Insbesondere hatte ich plötzlich eine unerklärlich hohe Fehlerquote mit meinem bisherigen Lieblingsschläger, dem 5er Hybrid aus der JPX 800 - Reihe von Mizuno. Ich wünschte, ich könnte mir einen ganzen Satz solch schöner Schläger leisten aber dennoch verlor ich allmählich mein Selbstvertrauen, weil die Schwünge mit diesem herrlichen Teil einfach nicht mehr funktionierten. Dennoch gelang mir diesmal, was ich mir für die Runde vorgenommen hatte. Ich ließ mich nicht entmutigen, nahm den Kampf an und versuchte, einigermaßen locker zu bleiben.

Am Ende dieser Runde standen nur 17 Nettopunkte aber ich hatte erreicht, worauf es mir am meisten angekommen war: Ich hatte keine emotionalen Ausraster gehabt, ich hatte nirgendwo den Ball vorzeitig aufgenommen und ich hatte mir meine Punkte erarbeitet, weil es mit dem Spiel an diesem Tag erneut nicht so gut aussah.

Die Voraussetzungen, an meinem nächsten Beginner Cup teilzunehmen waren nach diesen letzten beiden Runden zwar nicht die besten, ich nahm mir aber trotzdem vor, mich auch dieser Herausforderung zu stellen. Es würde das erste Mal sein, dass ich ganz alleine nach Wall fahren würde, meine erste Turnierteilnahme, ohne dass mein Schwager auch mitspielte - ich war gespannt.

Am Tag des Turniers war ich frühzeitig auf dem Gelände, um mich in aller Ruhe vorzubereiten. Ich zahlte mein Startgeld und begann auf dem Putting Green. Es lief gar nicht mal so schlecht. Anschließend schlug ich ein paar kurze Bälle auf das Chipping Green. Auch das funktioierte besser als nach den letzten Runden erwartet. Nun ging es auf die Driving Range. Bammel hatte ich vor der erneuten Benutzung meines Hybrid 5, wollte ihn aber unbedingt besonders oft schlagen, um mein Vertrauen in diesen Schläger zurück zu gewinnen. Das gelang einigermaßen. Trotz einiger richtig schlechter Schläge flogen einige Bälle wieder so, wie ich es mit diesem Schläger eigentlich gewohnt war. Das Gefühl stellte sich allmählich wieder ein und auch etwas mehr Vorfreude als Angst auf das kommende Turnier.

Ich war gleich im ersten Flight, das um 14 Uhr abschlagen sollte. Meine beiden Mitspieler erwiesen sich als ein nettes, sehr lockeres Pärchen in den 40igern, die erst ihr zweites Turnier spielten. Trotzdem hatte er - im Gegensatz zu mir bei bislang 3 Turnierteilnahmen - bereits beim ersten mal sein HC verbessert und hatte daher die Ehre des ersten Abschlages. Danach war ich an der Reihe. Für meine Verhältnisse und insbesondere aufgrund meiner nun doch aufkommenden Nervosität war mein erster Abschlag gar nicht so schlecht. Er ging mit leichter Linkstendenz ziemlich genau in Richtung Fahne, vielleicht 130 Meter weit. Immerhin funktionierte also der Mizuno - wichtig für mich!

Die Frau des Pärchens, mit dem ich zusammen spielte, hatte weniger Glück. Gleich ihr erster Abschlag missglückte total und ich merkte, dass sie ähnlich verbissen und überehrgeizig veranlagt war, wie ich. Ab dem ersten Fehlschlag haderte sie mit ihrem Spiel, was sich auch während der gesamten Runde nicht änderte. Merkwürdiger Weise erleichterte mir diese Beobachtung von Außen, mich selbst besser unter Kontrolle zu halten, weil ich auf andere einfach nicht schon wieder so wirken wollte, wie sie gerade auf mich. Durch Small Talk versuchte ich mit mäßigem Erfolg, sie zwischen den Grüns und den darauffolgenden Abschlägen etwas zu entspannen.

Ich selbst spielte ab dem zweiten Schlag auch wieder viel Käse zusammen und passte mich spielerisch zunächst ihrem Niveau an und unterbot es dann sogar noch. Am ersten Loch machte ich mit Ach und Krach noch einen Nettopunkt, am zweiten verlor ich kurz vor dem Grün völlig überraschend meinen Ball im Rough und konnte ihn - obwohl dort nur gemähtes Gras lag und er eigentlich nicht weg sein konnte, einfach nicht wiederfinden. Ich strich das Loch daraufhin.

Da das Schicksal im Leben oft dann seine Zähne zeigt, wenn man beschlossen hat, irgend etwas besser zu machen und es einem unbedint beweisen will, dass man das sowieso nicht packt, blieb mein Spiel eine Katastrophe. Obwohl ich es tatsächlich schaffte, bei allem Ärger über mein Spiel relativ ruhig und im Rahmen meiner Möglichkeiten entspannt zu bleiben, wurde es einfach nicht besser.

Nach 5 Löchern stand ich bei mieserablen 6 Nettopunkten und war damit bar jeder Hoffnung, mich bei meiner vierten Turnierteilnahme endlich einmal verbessern und mein Anfänger - HC von -54 um wenigstens einen Punkt verbessern zu können. In dieser Situation dachte ich ganz bewusst noch einmal an Marcel Siem und an meinen guten Vorsatz.

Ich bin mir nicht sicher, was sich in diesem Moment verändert hat. Ich weiß nicht, ob ich etwas an meinem Schwung änderte oder ob sich meine Konzentration verbesserte. Vielleicht gab das Schicksal in dem Moment auch einfach nur auf und hatte keine Lust mehr, mir an diesem Tag weiter in den Arsch zu treten. Auf den letzten 4 Löchern machte ich jedenfalls noch 12 weitere Nettopunkte und auch, wenn immer noch nicht alles rund lief, war das für meine Verhältnisse schon eine tolle Ausbeute. Am Ende stand ich als mit 18 Nettopunkten erneut ohne eine Verbesserung meines HC aber mit der Gewissheit da, dass auch ich in der Lage war, an schlechten Tagen wenigstens noch um einen akzeptablen Score zu kämpfen. Immerhin hatte am Ende nur ein einziger Schlag für eine Verbesserung gefehlt.

Hinterher wusste ich nicht recht, ob ich nun eigentlich enttäuscht sein sollte, weil ich mich wieder nicht verbessert hatte oder stolz, weil ich nach 5 Katastrophenlöchern noch einmal so zurückkommen konnte. Es war letztlich ein bisschen von beidem.

Rückblickend glaube ich, dass mir dieses Erlebnis in Zukunft dabei helfen wird, auch in schlechten Phasen nicht aufzugeben. Ich weiß jetzt, dass ich jederzeit, auch spät in einer Runde, zurückkommen und so zumindest aus einem blamablen noch ein akzeptables Ergebnis machen kann. Daran werde ich mich zu erinnern versuchen, wenn es mal wieder soweit ist. Mein Gefühl sagt mir, dass ich darauf nicht lange werde warten müssen...

Ich weiß nicht, ob meine erste HC - Verbesserung nun im nächsten oder erst in einem der darauffolgenden Turnieren gelingen wird. Ich bin aber sicher, dass es noch in diesem Sommer sein wird und ich weiß noch etwas - nie wieder werde ich mich bei einer schlecht laufenden Runde so aufgeben, dass ich Bälle vorzeitig aufnehme und Löcher nicht zuende spiele!

Danke, Marcel Siem!