Freitag, 26. April 2013

Und er bewegt sich doch...

Hier mein Bericht zur gestrigen Golfrunde. Eine Warnung gleich vorab, es könnte wieder etwas umfangreicher werden, bringt also etwas Zeit mit...

Pünktlich um 12 Uhr schaffte ich es tatsächlich, Feierabend zu machen. Zuvor hatte ich noch die Nachricht meines Kollegen erhalten, dass er ohne Auto sei und daher nicht bereits auf mich warten könne, sondern vielmehr von zuhause abgeholt werden müsse. Da er aber nur 5 Autominuten von mir entfernt wohnt, war dies tatsächlich die leichteste Übung.

Zuhause angekommen zog ich mich schnell um und war bereits um 12.30 Uhr wieder auf dem Weg. Gegen 13.30 Uhr kamen wir bei starker Bewölkung aber noch ohne Niederschläge in Wall an, nachdem wir zuvor noch im letzten verfügbaren Supermarkt angehalten und unsere Vorräte für die anstehende Runde aufgefüllt hatten. Ich hatte ja seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und wir rechneten mit ungefähr 5 Stunden, die wir brauchen würden. Angesichts der dabei umgesetzten Energie war klar, dass wir einigen Proviant benötigen würden. So kaufte mein Kollege denn auch lauter gesunde Sachen für uns ein: Wiener Würstchen, Salami Sticks, Müsli Riegel (Cranberry) und Kinder Country. Dazu hatte jeder von uns ein Fläschchen Wasser im Bag.

Nach der Anmeldung und Entrichtung des Green Fee (an dieser Stelle noch einmal Dank an meinen Kollegen für die großzügige Einladung zur gestrigen Runde und allem was dazugehörte) ging es als erstes aufs Putting Green. Nacheinander versuchten wir nun, jeweils 3 Bälle auf unterschiedliche Löcher des Übungsgrüns zu spielen. Meine Ergebnisse dabei waren katastrophal aber ich hatte mir ja fest vorgenommen, diesmal meine Lockerheit zu behalten, auch wenn es nicht so liefe.

A propos vorgenommen, meine Ziele für diese Runde, teils vorher schon verkündet, teils eher innerlich mit mir selbst vereinbart waren:

1. Ruhe und gute Laune bewahren und immer konzentriert an den jeweils nächsten Schlag 
    herangehen - egal was passiert.
2. Fehlerquote senken. Zuletzt hatte ich auf den ersten 9 immer 3 bis 5 "Streichlöcher", also
    solche, bei denen ich aufgrund der Vielzahl der benötigten Schläge keine Punkte mehr
    bekam. Diese Quote wollte ich unbedingt verbessern und nahm mir klammheimlich vor,
    auf nicht mehr als 4 Streichlöcher auf den gesamten 18 Löchern zu kommen.
3. Bei den letzten 3 Versuchen auf den ersten 9 Löchern hatte ich jeweils 12 Netto - Punkte
    erspielt. Zur Bestätigung meines HC hätten es derer 18 sein müssen. Ich nahm mir daher
    vor, diese Punktzahl merkbar, auf wenigstens 15 oder 16 Punkte zu verbessern.
4. Angesichts des zu erwartenden, konditionellen Einbruchs auf den Back 9 nahm ich mir
    vor, mir keinesfalls die Laune von einem schlechten Ergebnis auf den letzten Löchern
    verderben zu lassen, sondern meinen Ehrgeiz auf die vorderen 9 Löcher zu beschränken.

Dies waren meine Ziele für die bevorstehende Runde. Zum Verständnis für diejenigen, denen die Punktezählung beim Golf - gemeint ist hier die sog. "Stableford - Zählweise" nach Nettopunkten - noch nicht so geläufig ist, versuche ich diese im Folgenden noch einmal kurz und bündig zu verdeutlichen. Diejenigen, die sich damit bereits bestens auskennen, können den folgenden Absatz getrost überspringen. Keine Sorge, es ist nicht schwieriger als die Abseitsregel beim Fußball! :-)

Also. Bei der Nettozählweise wird das individuelle HC des Spielers bei der Wertung einer Runde berücksichtigt. Dadurch ist es möglich, dass Anfänger gegen gute Spieler antreten und sogar eine Gewinnchance haben, weil letztere mit deutlich weniger Schlägen auskommen müssen, um auf dieselbe Punktausbeute zu kommen, wie die Anfänger. Dies berechnet sich wie folgt: Ein Loch hat eine Vorgabe von Par 3, Par 4 oder Par 5. Andere Vorgaben gibt es nicht. Diese errechnen sich aus der Addition der Anzahl der Schläge, die der Golfer brauchen sollte, um das Grün zu erreichen und jeweils 2 Putts auf dem Grün. Bei einem Par 3 wird also davon ausgegangen, dass der Spieler das Grün bereits mit dem Abschlag erreicht, dann 2 Putts, ergibt in der Summe ein Par 3 Loch. Beim Par 4 sollte das Grün mit dem 2. Schlag erreicht werden usw. usf. die Par - Vorgabe der Löcher geht dabei von einem Golfer mit einem HC von 0 aus, d. h. einem Spieler, der weder Erleichterungen noch Erschwernisse erhält. Nun kommt das persönliche HC ins Spiel. Als Spieler, der gerade die Platzreife bestanden hat, bekommt man seine erste Clubvorgabe von -54. Wenn ich diese -54 durch die 18 Löcher eines Platzes teile, komme ich auf 3. Das bedeutet, dass mein individuelles Par pro Loch um 3 Schläge höher liegt als die allgemeine Loch - Vorgabe. Ein Par 4 - Loch müsste ich also mit 7 Schlägen bewältigen, d. h. einlochen, um die "Normalpunktzahl" von 2 Nettopunkten zu erhalten. Brauche ich einen Schlag mehr, ist es noch ein Punkt, danach gibt es keine Punkte mehr. Benötige ich hingegen einen Schlag weniger, sind es schon 3 Nettopunkte für dieses Loch, usw. Wenn man sich am Ende einer vorgabewirksamen Runde - i. d. R. einem Turnier - "unterspielt" hat, d. h., mehr als 2 Nettopunkte pro Loch in der Summe erreicht hat, verringert sich das persönliche HC um die Differenz. Bei einer Runde mit 18 Löchern müsste ich also 36 Nettopunkte erreichen, um mein HC zu bestätigen. Erreichte ich hingegen 38 Nettopunkte auf der Runde, wobei es egal ist, wie diese sich auf die einzelnen Löcher verteilen, würde sich mein HC von -54 um diese zwei Differenzpunkte auf künftig nur noch -52 verbessern. Dies wiederum würde bedeuten, dass ich bei der nächsten Runde nur noch bei den 16 schwierigsten Löchern des Kurses 3 zusätzliche Schläge zum Par zur Verfügung hätte und auf den beiden leichtesten (deshalb sind die Löcher auf der Score Card immer auch nach ihrem Schwierigkeitsgrad numeriert) hätte ich nur noch 2 zusätzliche Schläge zum Par, um auf meine 2 Nettopunkte auf diesem Loch zu kommen. Dies bedeutet also, wenn ein Anfänger mit einem HC von -54 gegen einen guten Golfer mit einem HC von -18 antritt, hat er pro Loch 2 Schläge mehr zur Verfügung als der Partner, weil dieser nur noch 1 Extra - Schlag zum Par pro Loch hat, um auf dieselben 2 Nettopunkte zu kommen, wie der Anfänger sie mit 3 zusätzlichen Schlägen pro Loch bekäme. Eigentlich ganz einfach. :-)
Übrigens gilt die einfache Regel - pro Punkt mehr, ein HC - Punkt weniger - nur bis zum Erreichen der ersten sog. Stammvorgabe von -36. Danach werden höhere Punkte nur anteilig, zunächst bis zu einem bestimmten HC mit einer Senkung des HC von 0,5 pro zusätzlichem Punkt, später mit 0,3 pro Punkt und schließlich nur noch mit 0,1 pro Punkt angerechnet. Im Gegenzug ist es auch möglich, sich im HC wieder zu verschlechtern, wenn man zu wenige Punkte erspielt, allerdings auch nur bis zu einem maximalen HC von -36. Zwischen -54 und -36 sind also ausschließlich Verbesserung oder Stagnation aber keine Verschlechterungen möglich. Wer einmal die -36 erreicht hat, behält diese Vorgabe ein Leben lang, sofern er sich nicht weiter verbessert. Ein ausgesprochen faires System, wie ich finde.

Nach diesem kleinen Exkurs zurück zur gestrigen Runde. Nach den stümperhaften Versuchen auf dem Putting Green ging es zum Chippen und Pitchen. Wir pitchten über einen Sandbunker auf das dafür vorgesehene Übungsgrün. Meine ersten Versuche waren katastrophal, wie eh und je, bis mein Kollege mir zusah und mir einen entscheidenden Tipp begzüglich meines Handgelenkeinsatzes gab. Von da an konnte ich plötzlich pitchen - unglaublich. Zwar fehlte mir natürlich noch jegliches Distanzgefühl aber das kann ohnehin nur jede Menge Übung bringen. Immerhin stieg der Ball nun in 4 von 5 Versuchen in einer schönen, kurzen Flugkurve und rollte anschließend nicht mehr allzu weit auf dem Grün.

Abschließend ging es vor dem ersten Abschlag nun auf die Driving Range. Vom kürzesten zum längesten Schläger, zunächst ohne, abschließend mit Tee (nein, nicht das Heißgetränk, sondern dieser kleine Piekser, auf den man den Ball zwecks höherer Lage und besserer Treffmöglichkeit an jedem Abschlag, jedoch nicht unterwegs auf der Bahn, aufsetzen darf) schlugen wir nun noch ein paar Bälle in die Wallachei, was für meine Person abermals sehr durchwachsen verlief.

Um 14.36 Uhr waren wir mit unseren Vorbereitungen durch und begaben uns an den ersten Abschlag.

Es war nach wie vor bewölkt.

Was danach geschah, lest ihr/ lesen Sie im folgenden, 2. Teil von "Und er bewegt sich doch..."


Donnerstag, 25. April 2013

Wetter und Wettermacher...

Donnerstag - endlich.

Ein Blick auf www.wetter.com verrät: 16 - 17° C, leichter Regen. Hmm. Nach 20° C und Sonnenschein eine ziemliche Verschlechterung. Ich hätte auch gern mal wieder im Trockenen gespielt.

Ich freue mich trotzdem.

Wäre heute nicht der 96ste Geburtstag der 1996 vestorbenen, schrägsten Stimme des Jazz,  Mrs. Ella Fitzgerald, sondern stattdessen der meines 1999 verstorbenen Schwiegervaters Peter, den alle nur "Petrus" nannten, weil auf von ihm geplanten oder organisierten Gartenfesten und Fahrradtouren, völlig unabhängig von jeglicher Wettervorhersage immer die Sonne schien, könnte ich heute bei schönem Wetter Golf spielen.

Trotzdem Happy Birthday, Ella.

Vielleicht ist "Petrus" ja nachher trotzdem gnädig und straft die Vorhersage Lügen...

Dienstag, 23. April 2013

Vorfreude II

Noch 2 Tage, wäre doch nur schon Donnerstag... :-)

P.S.: Bernhard Langer hat übrigens, parallel zum großartigen 2. Platz von Max Kieffer, am Sonntag bereits seinen zweiten Titel auf der diesjährigen Seniors - Tour gewonnen und führt diese nun souverän an!

Montag, 22. April 2013

Nun also Kieffer

Nein, ich habe im Post - Titel kein überflüssiges "e" eingestreut und ich schreibe hier auch nicht vom ehemaligen Tennisprofi Nicolas Kiefer, der seine sportlichen Aktivitäten nunmehr als "alter Mann" auf den Golfplatz verlegt hat.

Die Rede ist von Maximilian, genannt "Max" Kieffer, einem 22jährigen, aufstrebenden deutschen Golfer aus Bergisch Gladbach. Seit vergangenem Donnerstag bis gestern Abend nahm er - in seinem ersten Jahr auf der European Tour und nach nur 2 Jahren auf der Challenge Tour, die quasi eine Liga tiefer liegt - an der "Open de Espana" teil. Nach den ersten 3 Tagen lag er auf einem mehr als respektablen 4 Platz mit nur wenigen Schlägen (ich weiß nicht mehr genau, ob es 2 oder 3 waren) hinter der Spitze.

Als ich gestern am frühen Abend einschaltete, um mich mal über den aktuellen Stand zu informieren sah ich zu meinem größten Erstaunen, dass eben jener Max Kiefer gegen einen sehr ernst aber nicht unsympathisch wirkenden Franzosen namens Raphael Jacquelin soeben das vierte Loch in der Verlängerung erzwungen hatte, nachdem beide nach regulärer Spieldauer offenbar schlaggleich an der Spitze des Feldes standen. Wie ich später erfuhr, war auch noch ein dritter Spieler mit den beiden ins Play Off gegangen, war allerdings zu dem Zeitpunkt, zu dem einschaltete, bereits ausgeschieden.

Nun entwickelte sich erneut ein sehenswerter Krimi um den Sieg der Open de Espana. Mal landete Kieffer nach einem nach rechts verzogenen Abschlag im Fairwaybunker, rettete aber noch das Par, mal verzog Jacquelin in dieselbe Richtung, landete aber, noch viel fataler, im dichten Pflanzenbewuchs, das an dieser Stelle das "Heavy Rough" darstellte, hatte aber das unglaubliche Glück, dass der Ball zwischen den dickblätterigen Pflanzen hervorsprang und auf einer ebenen Sandfläche landete, von wo das Grün fast ebenso gut angegriffen werden konnte, wie vom Fairway. Interessant dabei war, dass alle Wiederholungen  - anders als bei anderen Turnieren, wo es eine feste Reihenfolge gibt, in der bei einem Stechen bestimmte Löcher noch einmal gespielt werden - immer wieder auf dem 18. Loch stattfanden, dass die Spieler im Laufe der Verlängerung sehr gut kennenlernten.

Die "dramatischste" Situation entstand als Jacquelin bei einem seiner Abschläge zu weit nach links geriet und ein paar Kids, die etwas unaufmerksam an der Seite des Fairways standen, den heranfliegenden Ball nicht bemerkten. Dieser tippte 2 Mal auf und traf einen der Jungen am Schienbein, von wo er wieder relativ weit in Richtung Fairway zurücksprang und so erneut gut spielbar liegen blieb. Der Junge jedoch hatte, obgleich er lachte und ein wenig cool tat, tatsächlich noch ein leicht aufgeplatztes Schienbein davongetragen, wie sich beim Hochziehen des Hosenbeins offenbarte. Da kann man mal einschätzen, wieviel Wucht hinter so einem von einem Professional geschlagenen Ball steckt, der sogar schon 2 x aufgetippt und dadurch verlangsamt worden war. Jedenfalls zeigte Jacquelin sich in dieser Situation sehr sympathisch, half dem Jungen auf, schenkte ihm einen Ball und signierte diesen sogar noch an Ort und Stelle für ihn. Dies beim 6ten Loch der Verlängerung, bei dem viele Sportler ihre Konzentration sicher nicht mehr auf einen kleinen Fan am Rand gerichtet hätte, der selbst an dem Unfall schuld war, weil der den Ball nicht aufmerksam verfolgt und rechtzeitig ausgewichen war. An dieser Stelle wurde mir wieder bewusst, warum die Haltung der meisten Golfer so gut gefällt!

Was auffiel war, dass Jacquelin in allen bis auf einen einzigen Fall die deutlich besseren Annäherungsschläge auf das Grün zeigte und in 8 von insgesamt 9 Löchern der Verlängerung anschließend in der besseren Birdie - Position lag. Allerdings vergab er 8 Löcher lang diese Chance jedes mal und brachte es nur auf Par, wodurch der tapfere Max Kieffer sich jeweils in ein weiteres Play Off Loch retten konnte. Erst beim 9. Versuch gelang es Jacquelin tatsächlich, seinen Birdie Putt zu lochen, während der weit schwierigere Putt von Kieffer zuvor knapp vor dem Loch verreckt war. Jacquelin war der verdiente Sieger der Open de Espana und Kieffer ein mehr als würdiger Zweiter, der nach der ersten Enttäuschung mit Sicherheit spätestens heute und sehr zu recht stolz auf das Erreichte ist.

Und mir ist dabei ein weiterer junger deutscher Golfer aufgefallen, dessen Karriere zu verfolgen möglicher Weise ganz sinnvoll sein könnte. Im ersten Jahr auf der European Tour einem ersten Turniersieg gleich so nahe zu kommen, ist alles andere als selbstverständlich. Ich würde dem sympathischen Jungen wünschen, dass es keine "Eintagsfliege" bleibt und er solche Erfolge wiederholen oder bald auch einmal durch einen Turniersieg veredeln kann.

Glückwunsch, Maximilian Kieffer, zu einem tollen Auftakt in der European Tour und aufgemerkt all diejenigen, die Golf im Fernsehen noch immer für "langweilig" halten... :-)

Sonntag, 21. April 2013

Wetter, Wetter, Wetter

Die Wettervorhersage für den kommenden Donnerstag wurde bei www.wetter.com aktualisiert.

Statt sonnig steht da jetzt wolkig, statt 20° C sind es aktuell in der in Frage kommenden Zeit zwischen 14 und 19 Uhr noch 15° bis 16°.

Wenn die in der Geschwindigkeit ihre Vorhersage weiter nach unten korrigieren, spiele ich am Donnerstag bei Minusgraden im Schneetreiben...

Ich freue mich trotzdem drauf! :-)

Donnerstag, 18. April 2013

Vorfreude

Sonnenschein und 20 ° C sagt www.wetter.com für Beetz, dem unmittelbar vor Wall liegenden Örtchen, in der 16 - Tage - Prognose für Donnerstag, 26.04.2013 voraus.

Mein golfender Kollege rief mich heute in meinem Büro an und fragte mich, was ich denn an jenem Tag vor hätte. Er habe frei und würde eine gemeinsame 18 - Loch - Runde auf meinem Heimatplatz in Erwägung ziehen. Mein Herz machte einen Hüpfer.

Das einzige Problem, gem. Gleitzeitvereinbarung ist mein frühester Feierabend um 15 Uhr. Bis ich mich danach umgezogen habe, wir nach Wall gefahren sind, uns dort angemeldet und eingeschlagen haben und am ersten Abschlag stehen, ist es locker 16.30 Uhr. Danach reicht das verbleibende Tageslicht bei meiner Spielgeschwindigkeit vermutlich nicht mehr für 18 Löcher aus.

Eine kurze telefonische Rücksprache mit meinem Chef - der zum Glück eines der ganz seltenen Exemplare ist, das man ganz ohne Ironie als "wirklich feinen Kerl" bezeichnen kann und der daher für Sonderwünsche seiner Mitarbeiter immer ansprechbar ist, solange selbige ihre Dienstpflichten nicht vernachlässigen, brachte mir einen halben Tag Frei auf Überstunden am kommenden Donnerstag ein.

Ich werde also gegen 12 Uhr Feierabend machen können, mein Kollege wird mich dann bereits vor der Anstalt erwarten und gegen spätestens 13 Uhr werden wir in Wall eintreffen. Dort werden wir uns in Ruhe anmelden, auf dem Putting Green und der Driving Range einspielen und vermutlich gegen 14 Uhr am ersten Abschlag stehen. Damit bleiben uns geschätzte 6 Stunden Tageslicht, die selbst mir ausreichen sollten, um eine 18er Runde in Ruhe zuende spielen zu können.

Wer weiß, wie sich Vorfreude, so richtig innige Vorfreude, die Sorte, bei der man, selbst wenn man sich mit anderen Dingen beschäftigt, alle paar Minuten an das bevorstehende Schöne denken muss und dabei unwillkürlich ein dümmlich - glückliches Lächeln im Gesicht hat, anfühlt, der weiß, wie es mir heute geht.

Und dies, obwohl ich nach der letzten Erfahrung beim ersten Spiel der Saison durchaus keine überhöhten Erwartungen an mein Ergebnis habe. Ich erhoffe mir allerdings, dass der Platz und insbesondere die Grüns sich nach weiteren 2 Wochen mit intensiver Pflege und gutem Wetter wieder in einem besseren Zustand befinden als zuletzt. Und ich erhoffe mir mehr Gelassenheit für mich selbst, auch dann, wenn es bei einigen Schlägen gleich zu Beginn wieder einmal nicht so laufen sollte. Ich erhoffe mir, an ein paar Löchern mehr als zuletzt punkten zu können. Und last noch least hoffe ich, dass Kondition und damit Konzentration schon wieder für 18 Löcher ausreichen werden und ich mir ein bis dahin vielleicht akzeptables Ergebnis nicht auf den letzten paar Bahnen noch verderben werden. Und sollte es doch so sein, werde ich versuchen, nicht das Gesamtergebnis, sondern das akzeptable bis zum Ende der Kräfte zu sehen.

Mal sehen, ob es mir gelingt, diese guten Vorsätze umzusetzen. Ich werde berichten...

Montag, 15. April 2013

Golf im TV = Schlafmittel?

Seit ein paar Jahren bin ich, wenn ich im Sportprogramm meines Pay TV - Senders, der zwar nicht derjenige meines Vertrauens, wohl aber der einzig verfügbare ist, wenn man auf Internet - TV verzichten möchte, auf ein Golfturnier gestoßen bin, des Öfteren für längere Zeit, manchmal für mehrere Stunden, daran hängen geblieben.

Eine Vorstellung, die für manche vermutlich ebenso spannend ist, wie die Aussicht auf das Verfolgen eines mehrstündigen Curling- oder Snooker - Matches oder, in ganz harten Fällen, auf eine schöne, lang anhaltende Wurzelbehandlung. Zumindest Snooker sehe ich übrigens auch sehr gern.

Golf ist, ebenso wie Snooker, ein Sport, bei dem der Zuschauer am TV eher nicht Gefahr läuft, Situationen aufgrund der hohen Spielgeschwindigkeit nicht richtig mitzubekommen, weil er gerade mal nach der Chipstüte geangelt hat.

Beim Golf wird jeder einzelne Schlag gut vorbereitet, man kann die Strategie nachvollziehen und zumindest dank der meist fachkundigen Kommentatoren auch sofort bewerten, ob der jeweilige Spieler seinen Schlag wie geplant umsetzen konnte, oder ob nicht. Selbst die einzige Bewegung des Spiels, die viel zu schnell ist, um sie mit bloßem Auge in ihren Einzelheiten zu verfolgen, der Schwung, wird dank hoch auflösender High Speed Cams zwischendurch oft in sein Einzelteile zerlegt und auch für den Laien verständlich analysiert. Spannung entsteht dabei natürlich, wie bei so vielen anderen Sportarten - z. B. im Rennsport - durch die morbide Begeisterung des Zuschauerns am Scheitern der Akteure.

Wenn ein Schlag mal wieder fies im Bunker oder einem Wasserhindernis landet, wenn ein Putt über 17 Meter fallen muss, damit der Spieler aufschließen oder in Führung bleiben kann, bietet sich die Möglichkeit, entspannt auf der Couch sitzend, mitzufiebern, wie der Spieler sich wohl aus der Lage, in der er sich selbst gebracht hat, nur weil er mal wieder nicht in der Lage war, bei Regen und Sturmböen einen kleinen weißen Ball aus 215 Metern mit einem Eisen 5 auf exakt das richtige, einen halben Quadratmeter messende Plateau des Grüns, von dem aus der Putt quasi zum Selbstläufer wird, zu platzieren, befreien wird.

Ja, ich habe den letzten (Ab)satz noch 3 Mal gelesen und für mich ist er schlüssig... :-)

Wenn man weiß, um wieviel es bei den wichtigen Turnieren für die Spieler gehen kann, sowohl monetär als auch hinsichtlich des mit einem Sieg oder einer Topplatzierung versehenen Ansehens und häufig auch damit verbundenen Einladungen zu weiteren wichtigen Turnieren, ist es aus meiner Sicht absolut bewundernswert, mit welcher (scheinbaren) Gelassenheit und Konzentration die Spieler in der Lage sind, selbst die schwierigsten Schläge über 72 Löcher - je 18 an 4 aufeinander folgenden Turniertagen - zu bewältigen. Es ist wenig verwunderlich, dass viele Spieler in der Schlussetappe gezeichnet sind...

Seit ich vor ca. 1 Jahr meine ersten vorsichtigen Schritte in ein eigenes Leben als Golfamateur gemacht habe, haben solche Übertragungen natürlich einen noch viel größeren, zusätzlichen Reiz bekommen. Nicht nur, dass man sich auf die schönsten Plätze der Welt träumen und sich vorstellen kann, wie es wäre, selbst einmal entlang der Palastmauer beim Hassan II in Marokko einen Ball zu schlagen, es ist auch ganz praktisch möglich, sich haufenweise Hinweise darauf zu holen, wie richtig gute Golfer bestimmte Dinge machen und Probleme lösen, um dies Stückchen für Stückchen ins eigene Spiel einzubauen. Auch durch reine Beobachtung kann man sein Spiel nach und nach verbessern.

Und wer sich selbst für Golf begeistert, wird schnell feststellen, dass eine Übertragung des Ryder Cup oder - wie in der letzten Nacht gerade spektakulär zuende gegangen - des Masters in Augusta, ähnlich emotional, aufregend und begeisternd sein kann, wie ein Finale der Fußball WM.

So hatte ich das Glück, den Finaltag des Ryder Cup 2012 live im Fernsehen verfolgen zu können. Nach dem dritten Turniertag lag die europäische Mannschaft gegenüber der amerikanischen fast hoffnungslos zurück. Beim Ryder Cup wird an den letzten beiden Tagen quasi im "Duell - Modus" gespielt. In 12 Flights treten jeweils ein amerikanischer gegen einen europäischen Spieler an und wer am Ende der 18 Löcher weniger Schläge gebraucht hat, bekommt einen Punkt für die Teamwertung. Für ein Unentschieden erhält jedes Team einen halben Punkt. Das Team, dass am Ende die  meisten Punkte hat, gewinnt, so einfach ist das.

An diesem letzten Tag war also nichts weniger als ein kleines Wunder erforderlich, wenn das europäische Team, geführt von Team Captain José Maria Olazabal, einem guten Freund des viel zu früh verstorbenen Seve Ballesteros, die Amerikaner, noch dazu auswärts, der Ryder Cup wird abwechselnd in den USA und Europa ausgetragen und 2012 hatten die Amis ihr Heimspiel, noch besiegen wollten. Von den an diesem Tag ausstehenden, letzen 12 Duellen mussten die Europäer mindestens 8 für sich entscheiden, wenn ich es noch richtig im Gedächtnis habe.

An den drei Tagen zuvor hatte nur ein Spieler aus dem europäischen Lager wunderbares Golf gezeigt und damit die Moral der Mannschaft, den Glauben an eine letzte Chance, am Leben erhalten - Ian Poulter, ein Golfpunk aus Irland hatte bis dahin alle seine Spiele gewonnen und dabei zum Teil "Zaubergolf", vor allem aber einen unbändigen Willen gezeigt. Er erzeugte damit einen Spirit, der bis in die heimischen Wohnzimmer der Fernsehzuschauer greifbar war, unwillkürlich wurde man in seinen Bann gezogen, der niemals aufgebene Outlaw in seinem einsamen Kampf gegen den übermächtigen Gegner. Wie spannend und nervenaufreibend Golf wirklich sein kann, habe ich da zum ersten Mal gespürt. Nicht ein Fingernagel, der sich am Ende des Tages noch an seinem dafür vorgesehen Platz an der Spitze meiner Finger befand, dafür fand ein fröhliches Nail - Happening in meinem Magen statt, wo die Nägel sich, wenn ich den bösen Geschichten älterer Leute, was mit völlig unverdaulichen, abgekauten Fingernägeln im Körper der kauenden Übeltäter passiert glauben durfte, nach und nach zu einem Nagelturm stapelten, der mir irgendwann aus dem Schlund wachsen würde...

Angesteckt vom Spirit des Ian Poulter hatte sich die ganze europäische Mannschaft noch einmal moralisch an ihm aufgerichtet, hatte Olazabal die Seinen noch einmal im Namen seines verstorbenen Freundes Ballesteros eingeschworen.

Zunächst lief es durchwachsen aber mit zunehmendem Spielverlauf setzten sich immer mehr Europäer in ihren Duellen durch und es schien im Bereich des Möglichen, dass die erforderlichen Punkte tatsächlich noch eingefahren werden könnten. Klar war auch, dass es sich erst auf den allerletzten Metern des Turniers entscheiden würde. Die letzten beiden Flights - auch hier aus dem Gedächtnis und daher ohne Gewähr - bestanden aus den Paarungen Steve Stricker gegen den Deutschen Martin Kaymer und abschließend Tiger Woods gegen Francesco Molinari. Am 18. und letzten Loch versenkte Martin Kaymer aus gut 1,5 Metern den entscheidenden Putt gegen Steve Stricker und ich erinnere mich, nicht weniger gejubelt zu haben als bei Andi Brehmes Elfemetertor im Finale der Fußball WM 1990. Nachdem das Spiel Woods gegen Molinari damit "unwichtig" geworden war, weil Europa der Ryder Cup 2012 auf amerikanischem Boden nicht mehr zu nehmen war, verlor Tiger auf den letzten Löchern noch seine Linie und gab nicht nur seinen Schlagvorsprung auf Molinari, sondern noch das gesamte Match gegen diesen ab, so dass Europa letztlich sogar mit noch einem Punkt mehr Vorsprung gewann, als man eigentlich gebraucht hätte.

Von dieser tollen Erfahrung beflügelt, nahm ich mir vor, künftig öfter einmal gezielt wichtige Golfturniere live am Fernseher zu verfolgen, auch wenn die großen PGA - Turniere wegen der Zeitverschiebung bei uns meist in den Nachtstunden laufen, und dies eben immer 4 Tage in Folge. Spannend waren dabei natürlich in erster Linie die Finaltage. Der montägliche Büroschlaf musste also künftig öfter mal eingeplant werden.

Nachdem ich in der Folge die Finaltage mehrerer Turniere, mal teilweise, mal vollständig, verfolgt hatte, schaltete ich vor einigen Wochen zufällig in die Übertragung des ersten Tages vom Hassan II der European Tour in Marokko. Es spielte unter anderem Marcel Siem, ein deutscher Golfer, dessen Namen ich zwar schon häufiger gehört, von dem ich aber im Grund nichts wusste und den ich bislang auch noch nicht hatte spielen sehen. Das erste, was mir auffiel, war seine Ähnlichkeit mit dem von mir sehr geschätzten Fußballer von Hertha BSC, Fabian Lustenberger. Das zweite war Siems verkniffener Gesichtsausdruck, der ihn mir auf Anhieb unsympathisch machte. Erstaunlich, wie ein so ähnliches Gesicht eines geschätzten Menschen so anders wirken kann, nur weil derjenige etwas andere ausstrahlt. Nun gut, immerhin war ich zufällig auf einen deutschen Golfer gestoßen, noch dazu führte dieser am ersten Tag die Gesamtwertung an, so entschied ich mich, eine Weile dabei zu bleiben.

Siem spielte sehr ansehnliches Golf und nach und nach erfuhr ich, dem gut informierten und auskunftsfreudigen Kommentator sei Dank, auch einiges über die Hintergründe seiner Karriere. Sei aggressives und emotionales Spiel gefiel mir mehr und mehr und der anfangs als eher unwirsch wahrgenommene Gesichtsausdruck wurde mehr und mehr als reine Konzentration erkennbar. Golf ist häufig ein Spiel der Vernunft, eine defensivere Taktik führt öfter zum Erfolg als mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und immer das Besondere zu versuchen. Ich bin mir sicher, ein Profi wie Siem, der seit über 10 Jahren auf der European Tour unterwegs ist, weiß so etwas. Man merkte es seiner Spielweise aber nicht durchgehend an. Man könnte das als nicht sehr intelligent betrachten aber mir persönlich imponierte er mit seiner kämpferischen Einstellung und wenn ihm dann mal etwas besonders gut gelang, öffneten sich die bis dahin so verkniffenen Gesichtszüge zu einem derart freudigen Strahlen, dass er ich am zweiten Wettkampftag bereits ein Fan von Marcel Siem geworden war. Ja, er hatte in über 10 Jahren erst zwei Siege bei der Tour eingefahren. Den ersten 2005, den zweiten erst im letzten Jahr, nachdem er wieder zu seinem ursprünglichen Ausrüster, Mizuno, zurückgekehrt war. Nunmehr führte er beim Hassan II, einem Turnier, dass auf einem Golfplatz im Herzen des marokkanischen Königspalastes, den pro Jahr sonst nur eine handvoll privat eingeladener Gäste bespielen, ausgetragen wurde auch nach dem 2. Tag das Leaderboard an und eine Sensation begann sich anzubahnen. Falls nämlich Siem das Turnier gewinnen würde, würde er mit hoher Wahrscheinlichkeit anschließend Platz 50 der Weltrangliste einnehmen und damit das vorletzte verfügbare Ticket für das 2 Wochen später stattfindene Masters auf Augusta, einem der angesehensten Major - Turniere der PGA - Tour ergattern. Das Masters ist das einzige der Major - Turniere, auf dem Siem bislang noch nie spielte und eine Teilnahme wäre für ihn die Erfüllung eines lang gehegten Traumes gewesen. Tatsächlich war der restliche Turnierverlauf eine Berg- und Talfahrt, bei der er nach schlechteren Schlägen - oder manchmal auch schlicht nach ziemlichem Pech - Schläge einbüßte und dann auch regelmäßig wieder sein verkniffenes Gesicht aufsetzte, dabei jedoch nie aufgab und sich jeweils durch gutes und mutiges Spiel wieder in Vorhand brachte. Letztlich gelang es Marcel Siem, am Ende des vierten Tages einen Start - Ziel - Sieg in Marokko einzufahren. Es war sein dritter Sieg auf der European Tour in über 10 Jahren aber sein zweiter innerhalb von nicht einmal einem Jahr. Es schien, Siem könnte den nächsten Entwicklungsschritt gemacht haben, nachdem er einst als hoffnungsvollster Jungstar mit dem besten HC ganz Europas (+4) ins Profigeschäft gestartet war, jedoch viele der in ihn gesetzten Hoffnungen enttäuschte als er seinem ersten Turniersieg für lange Zeit keinen weiteren folgen lassen konnte. Nunmehr waren es also drei und er freute sich riesig darüber und zeigte zudem ausgezeichnete Manieren als er sich beim Thronfolger und vor allem den anwesenden Zuschauern am 18. Loch artig in deren Amtssprache auf französisch bedankte. Die anschließende Wasserdusche seiner deutschen Spielerkollegen quittierte er - der Nässe zum Trotz - recht trocken mit den Worten: "Das ist ja nicht mal Champagner". Da hatte er mein Fanherz endgültig erobert.

Nun hieß es Daumen drücken für Platz 50 der Weltrangliste und die damit verbundene Startberechtigung in Augusta. Doch der Teufel steckt manchmal im Detail. Ein anderer Spieler, der zeitgleich mit dem Hassan II auf der PGA Tour bei den Shell Texas Open spielte, verdrängte Siem um den Bruchteil eines einzigen Punktes (ich glaube, tatsächlich waren es sogar nur 0.03 Punkte) vom 50sten auf den 51sten Platz - nix mit Masters.

Allerdings hatte Siem in der Nacht vor seinem Sieg in Marokko eine Einladung zu den Valero Texas Open erhalten, die eine Woche später und damit eine Woche vor dem Masters stattfanden. Er sagte spontan zu und freute sich über die Einladung zur PGA Tour. Ganz nebenbei hatte er damit die Chance auf den wirklich allerletzten Startplatz, den unabhängig vom Weltranglistenplatz steht dieser dem Sieger dieses Turnieres zu, es sei denn, dieser wäre ohnehin schon für das Masters qualifiziert. Dann verfiele er ersatzlos.

Ich verfolgte also ab dem kommenden Donnerstag - der ungünstigen Zeiten wegen allerdings nur lückenhaft - den Verlauf der Valero Texas Open. Siem erwischte einen totalen Fehlstart, kämpfte sich aber an den folgenden Tagen durch seinen unermüdliches, aggressives - und diesmal auch phasenweise, wenn es angemessen war, weitaus vernünftigeres - Spiel in Schlagdistanz zu den Führenden. Am letzten Tag lag er, wenn ich mich richtig erinnere, sogar auf einem sensationellen 2. Platz, mit nur noch einem Schlag Rückstand auf die Spitze. Dann allerdings musste er am 12. Loch nach zwei Bunkerschlägen und einem Dreiputt ein frustrierendes Triple - Bogey hinnehmen und alle Siegchancen waren dahin. Doch auch jetzt hörte Siem nicht auf zu kämpfen und erspielte sich am Ende einen mehr als respektablen, geteilten 10. Platz. Das reichte zwar nicht für Augusta aber er hat nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht und wenn er so weiter spielt, steht es für mich außer Frage, dass er im nächsten Jahr nicht bangen muss, ob er zu den Top 50 der Welt gehören wird.

Das nächste und bislang letzte Highlight waren die Masters selbst, die seit dem vergangenen Donnerstag liefen. Die 50 besten Spieler der Welt, dazu sämtliche Ex - Champions, die sich noch konkurrenzfähig fühlten - bei den Masters erwirbt jeder Sieger automatisch lebenslanges Teilnahmerecht - und ein paar geladene Spieler, darunter 6 Amateure, alles in allem 93 Spieler traten an, um eines der wichtigsten Major - Turniere im PGA - Kalender zu gewinnen. Von deutscher Seite waren Altmeister Bernhard Langer und der derzeit erfolgreichste deutsche Golfer, Martin Kaymer, einer der Helden des oben beschriebenen Ryder Cup 2012 dabei.

Nach dem Hassan II gelang es mir zum zweiten Mal innerhalb recht kurzer Zeit, nahezu ein gesamtes Turnier im TV zu verfolgen. Die Übertragungen liefen zwar immer von 21 Uhr abends unserer Zeit bis 1.30 Uhr am nächsten Morgen, jedoch hatte ich diesmal Verstärkung durch meinen Schwager, der die Vorzüge eines spannenden Golfturniers inzwischen, nachdem er einmal beim Hassan II mit mir gemeinsam Marcel Siem die Daumen gehalten hatte, auch zu schätzen wusste. So war die Gefahr einzuschlafen geringer, denn wir unterhielten uns über allerlei Aspekte des Gesehenen und mein Schwager fischte zum jeweiligen Thema noch reichlich Hintergrundinfos aus dem Internet.

3 spannenden Tagen, bei denen ein glänzend aufgelegter Bernhard Langer mit seinen 56 Jahren am Ende bei beeindruckenden 2 Schlägen unter Par und damit in Lauerstellung auf eine Top 10 - Platzierung am Ende des Turniers lag, während Martin Kaymer von Anfang an nicht wirklich konkurrenzfähig war, jedoch immerhin im Vergleich zu seinen Teilnahmen in den Jahren zuvor eine Steigerung zeigte und den Cut ins Turnierwochenende schaffte und in denen ein 14jähriger, chinesischer Amateur mit mutigem und technisch versiertem Spiel auf sich aufmerksam machte, und ebenso den Cut schaffte und letztlich bester der 6 anwesenden Amateure wurde, folgte ein nachgerade sensationeller 4. Finaltag.

Zu Beginn war es vor allem Bernhard Langer, der für Begeisterung sorgte als er seine Runde mit 3 Birdies in Folge begann und plötzlich mit 5 unter Par auf einem geteilten 2 Rang, lediglich 2 Schläge hinter dem Führenden lag. Leider musste der "alte Mann" dann scheinbar doch den Strapazen und vielleicht auch dem Druck aus 3 vorangegangenen Tagen mit Ergebnissen, wie er sie in Augusta schon seit Jahren nicht mehr eingefahren hatte, Tribut zollen und produzierte plötzlich Bogeys und Doublebogeys in unschöner  Regelmäßigkeit. Am Ende stand er mit einem Gesamtergebnis von 2 über Par aber noch immer auf einem mehr als respektablem 25. Rang im Gesamtergebnis. Immerhin hatte Langer den Cut am Freitag erstmals seit 2005 wieder geschafft. Dahinter, mit einem Schlag mehr, rangierte letztlich Martin Kaymer auf einem geteilten 35. Platz, der damit sein Vorjahresergebnis immerhin um 9 Plätze verbessern konnte, nachdem er davor 4 Jahre in Folge am Cut gescheitert war. Auch hier zeigt die Tendenz also erkennbar nach oben. Ich hätte gerne gesehen, wie ein Marcel Siem, mit dem ihm eigenen Kampfgeist, bei diesem Turnier, das teils bei Bilderbuchbedingungen, teils im strömenden Regen stattfand, abgeschnitten hätte. Ich freue mich schon jetzt darauf, dies hoffentlich im nächsten Jahr beobachten zu können.

Mein persönlicher Favorit auf den Sieg war zu Beginn des Finaltages Brandt Snedeker aus den USA. Er lag nach dem 3. Tag gemeinsam mit Angel Cabrera aus Argentinien bei 7 Schlägen unter Par in Führung und schien nun endlich reif für einen großen Titel zu sein, nachdem er seit Jahren als einer der konstantesten Spieler der neuen Generation galt. Auf den Back 9 entschärfte es Brandt jedoch ohne ersichtlichen Grund vollkommen und er fiel auf ein Endresultat von 4 unter Par und einen geteilten 4. Platz zurück. Tiger Woods hingegen startete nach katastrophalen ersten Tagen (für seine Verhältnisse) und nachdem ihm nach der 2. Runde noch nachträglich 2 Strafschläge für einen Droppen an falscher Stelle aufgebrummt worden waren mit -3 in die letzte Runde und hatte bei diversen Putts großes Pech. Immer fehlte ein entscheidender cm. Dennoch gelang es ihm am Ende, denselben geteilten 4. Platz zu erreichen wie Snedeker. Sicher nicht das, was Tiger sich vorgenommen hatte, der als einer der großen Favoriten in dieses Masters gestartet war, jedoch angesichts seiner vielen knappen Aktionen, die fast gänzlich zu seinen Ungunsten ausgingen, dennoch ein beeindruckendes Ergebnis. Hätte er ein wenig mehr Glück des Tüchtigen gehabt, hätte er am Ende dort stehen können, wo sich letztlich der o. g. Angel Cabrera, der auf der Runde von seinem eigenen Sohn als Caddy unterstützt wurde und dem ruhigen, sympathischen Australier Adam Scott, dem der jahrelange Caddy von Tiger Woods seit 2008 zur Seite steht, um den Sieg stritten. Während der Runde gab es zahlreiche Veränderungen in der Spitzengruppe. Lediglich Cabrera gelang es, sich fast während der gesamten Runde auf der Führungsposition, zwischenzeitlich mit -9, zu behaupten. Er spät handelte er sich 2 Bogeys in Folge ein und zwischenzeitlich auf den 3. Platz zurück. Scott hingegen arbeitete technisch sauber, unermüdlich und auch weitgehend unauffällig und knabberte Stückchen für Stückchen an den Plätzen der vor ihm liegenden Spieler. Als Cabrera beim zweiten Bogey auf -7 zurückfiel, schlug Scotts Stunde, der direkt im Flight vor Cabrera, der als Führender des Vortages gemeinsam mit Brandt Snedeker als Letzter ins Spiel gestartet war, spielte. Ein Loch vor Cabrera spielend, verbesserte er sich zeitgleich mit dessen zweiten Bogey auf -8 und hatte plötzlich die Führung inne, gemeinsam mit dem noch ein Flight davor spielenden Jason Day, der ebenfalls einen extrem wechselhaften Turnierverlauf erlebt hatte. Zwischenzeitlich war Day nach dem 2. Tag sogar in der Führungsgruppe gewesen, jedoch konnte er dieses Ergebnis letztlich nicht halten und fiel noch auf einen alleinigen 3. Platz zurück. Während seines Zwischenhochs war ich mir sicher, dass eigentlich nur Day das Turnier gewinnen konnte, wenn nicht der "Altmeister" und Champion von 2009, Angel Cabrera ihn noch abfangen würde. Nachdem Day zurückgefallen war, lagen Cabrera und Scott auf den letzten Löchern parallel bei -8 und es wurde deutlicher, dass sie wohl den Sieg unter sich ausmachen würden.

Als Scott auf dem Grün des letzten, 18. Loches einen langen Traumputt zum Birdie lochte und damit auf 9 unter Par kam, während Cabrera im letzten Flight, in etwa 200 Metern Entfernung darauf wartete, seinen Annäherungsschlag auf eben dieses Grün durchführen zu können, schien die Sache entschieden zu sein. Das war auch dem sympathischen Scott klar, der daraufhin einen unglaublich euphorischen Jubelanfall bekam, in dem die hohe Anspannung der vergangenen Tage aus ihm herausbrach. Man musste sich einfach mit ihm freuen und bekam wirklich feuchte Augen als man sah, wie viel es ihm bedeutete, diesem wichtigen Titel nun so nah zu sein. Jetzt brauchte er nur noch zu warten, was Cabrera hinter ihm machte. Dieser visierte in aller Seelenruhe an und brachte den Ball mit seinem zweiten Schlag auf etwa 70 cm an das Loch. Eine sensationelle Annäherung, sicher einer der Schläge des Tages und ein unter normalen Umständen selbst für mich gut machbarer Birdie - Putt. Allerdings gibt es so etwas wie Selbstverständlichkeiten nicht, wenn es um so viel geht, da haben schon ganz andere Bälle aus noch kürzeren Entfernungen vorbeigezittert...

Cabrera freute sich sichtlich über seine gelungene Annäherung, die Scott mit einem kurzen Blick auf den Monitor im Clubhaus registrierte, während er seine eigene Scorecard unterschrieb und trottete - in der ihm eigenen, mich an einen großen Teddybären gemahnenden Manier - in Richtung des letzten Grüns. Dort angekommen machte er gar nicht viel Federlesens, sondern lochte den Ball mit einer Selbstsicherheit, die keinerlei Zweifel an seiner Nervenstärke und seinem Siegeswillen aufkommen ließ, souverän ein. Birdie! Zwei Spieler bei -9, nachdem beide am Ende des 17. Loches noch bei -8 gelegen hatten. Unglaublich. Dies bedeutete ein PlayOff im Sudden Death - Modus. Das meint nichts anderes als dass einzeln nacheinander, von Anfang an festgelegte Löcher von den Kontrahenten erneut gespielt werden, so lange, bis einer von beiden an einem der Löcher weniger Schläge braucht. Danach ist das Turnier sofort vorbei.

Falls Scott sein schon recht siegesgewiss anmutender Jubel nach seinem Birdie im Hinblick auf die nun noch anstehende Verlängerung unangenehm war, ließ er sich zumindest nicht anmerken, sondern bewahrte sein freundliches Pokerface als er gemeinsam mit Cabrera wieder zum Abschlag von Loch 18, dem ersten der Play Off - Löcher, zurück trottete.

Beide zeigten einen perfekten Abschlag, beide Bälle blieben in nahezu identischer Entfernung - der Unterschied betrug nach Augenmaß weniger als einen Meter - der eine links, der andere rechts der Mitte des Fairways, liegen. Die zweiten Schläge beider gerieten gleichermaßen etwas zu kurz und rollten, nahezu parallel wieder vom Grün zurück auf das Fairway, wobei der Ball von Cabrera, der etwas mehr Spin gehabt hatte, ungefähr 3 Meter weiter von der Fahne entfernt zum Erliegen kam. Der anschließende Chip von Cabrera tippte einen guten Meter vor der Fahne auf und lief dann, den linken Lochrand streifend, über das Loch hinaus, um einen knappen Meter dahinter zu stoppen. Das wäre fast ein weiteres Birdie und der endgültige Sieg für Cabrera gewesen. Die beiden lieferten sich mittlerweile ein Duell auf derart hohem Niveau, dass die Spannung wirklich ins Unermessliche stieg. Der anschließende Chip von Scott blieb etwas weiter von der Fahne entfernt liegen, beide lochten jedoch in der Folge souverän zum Par ein.

Weiter ging es auf Loch 10, die zweite Play Off - Bahn. Scott schlug mit dem Driver erneut einen souveränen Ball, leicht links von der Mitte des Fairways, nachdem sein Ball beim Abschlag zuvor derjenige leicht rechts der Mitte gewesen war. Cabrera stieg stattdessen, der größeren Sicherheit wegen, auf ein langes Eisen um. Er blieb aber dem gemeinsamen Schlagmuster treu und beförderte seinen Ball diesmal, erneut fast exakt genauso weit, wie den von Scott, auf die linksseitige Mitte des Fairways. Beide Bälle lagen also erneut parallel. In dieser Anspannung, bei all dem, was für beide Sportsmänner auf dem Spiel stand, fanden die beiden nach ihren Abschlägen und auf dem Weg zum jeweils zweiten Schlag, noch die Zeit, Blickkontakt zu einander zu suchen, und sich mittels in die Höhe gestrecktem Daumen und offenem, anerkennendem Grinsen zu verstehen zu geben, dass sie den Schlag des jeweils anderen toll fanden. Zwei große Sportsmänner, die einander mit dem Respekt, der  Fairness und der Sympathie behandelten, die ich mir bei jeder sportlichen Auseinandersetzung wünschen würde.

Spätestens nach dieser kleinen aber bedeutsamen Geste gab es für mich wirklich keinen Favoriten mehr. Mit ganzem Herzen gönnte ich jedem der beiden Spieler den Sieg und ebenso klar bedauerte ich den unverdienten Verlierer dieses großartigen Duells auf höchstem Niveau.

Der zweite Schlag von Cabrera geriet abermals etwas kurz, erreichte aber das Grün. Aus geschätzt etwa 10 Metern konnte er seinen Birdie - Putt ansetzen. Scott kam auf etwa 6 - 7 Meter etwas näher an das Loch heran, hatte dafür aber die schwierigere Puttlinie, weil das Grün aus seiner Balllage stark nach links abfiel, während Cabrera relativ gerade bergan putten konnte. Letzterer war dann auch als erster an der Reihe. Der Putt bewegte sich quälend langsam auf das Loch zu, näherte und näherte sich, beschrieb ein minimales Break nach rechts und blieb, in einem Abstand von ungefähr 1 cm, direkt neben dem Loch liegen. Ein unglaublich guter Putt und ein erneut traumwandlerisch sicheres Par für Cabrera. Außerdem bereits der zweite Schlag in dieser Verlängerung, mit dem er das Turnier fast für sich entschieden hätte, nach dem hervorragenden Chip auf Loch 18, der über die Lochkante gerollt war. Nun kam Scotts Putt. Eine sichere Annäherung für einen Parputt schien auch für ihn kein Problem zu sein. Stattdessen bewegte sich der Ball wie an einer Schnur gezogen, an der Kante des abfallenden Grüns entlang auf das Loch zu und fiel, als wäre es ein Tab In aus 2 cm, hinein. Scott hatte ein weiteres Birdie aus schwieriger Putt - Position erzielt und das Turnier für sich entschieden.

Der Jubel des Publikums und des Spielers kannte keine Grenzen, es war regelrecht mitreißend und die feuchten Augen ließen sich - zumindest für mich Weichei - nicht vermeiden. Der zweite Gratulant, nachdem Scott seinem Caddy um den Hals gefallen war, war Cabrera. Der ältere Spieler nahm Scott herzlich in den Arm, gratulierte ihm erkennbar aufrichtig und bei aller eigenen Enttäuschung, war er seinem zweiten Masters - Sieg doch so nahe gewesen, sah man ihm die aufrichtige Freude für seinen Konkurrenten deutlich an. Auch im anschließenden Interview direkt am Grün drückte er diese aus und betonte, er freue sich sehr für den großen Sportsmann und einwandfreien Menschen Scott, der den Sieg aufgrund des hervorragenden Spiels, das er gezeigt hatte, vollkommen verdient hatte. Natürlich hätte er selbst auch gern gewonnen und hätte wohl auch einige Mal die Gelegenheit gehabt aber so sei Golf, nur einer könne gewinnen und Scott habe es ebenso verdient. Worte, die unmittelbar nach einer so bitteren, so knappen Niederlage beeindruckten und zu Herzen gingen, zumal Cabrera nicht einen Moment lang den Eindruck vermittelte, er habe dieses gemessene Statement nur aufgrund seines perfekten Medientrainings abgegeben. Er wirkte tatsächlich vollkommen aufrichtig. Er war sich wohl auch der Auswirkungen eines solch großen Sieges auf die weitere Karriere des jüngeren Scott bewusst, hatte er sie doch vor einigen Jahren selbst positiv erlebt und freute sich auch in dieser Hinsicht deutlich für seinen Mitbewerber.

Mittlerweile war es etwa 1.40 Uhr am Morgen in Deutschland und das Wecken keine 5 Stunden mehr entfernt. Dennoch war ein Durchhalten für einige weitere Minuten, um die Verleihung des berühmten grünen Jackets an Adam Scott durch den Vorjahressieger Bubba Watson, im Kaminzimmer des Clubhauses, vor dem Portrait des größten Golfamateurs aller Zeiten und Erbauer des wunderbaren Kurses in Augusta, Bobby Jones, noch zu erleben, unbedingt nötig. Mein Schwager hatte sich nach dem letzten Schlag schnell verabschiedet, schließlich musste er ja auch noch einige Minuten nach Hause fahren, ehe er Schlafengehen konnte. Die Interviews selbst und die Übergabe des Jackets waren dann ziemlich unspektakulär aber man merkte Scott schon an, wie sehr die Situation ihn bewegte. Bemerkenswert war noch, dass, ebenfalls in alter Tradition beim Masters, auch der erfolgreichste Amateur des diesjährigen Turniers, der vorhin erwähnte, 14jährige Chinese, bei dieser Gelegenheit geehrt wurde und sich bereits als echter Medienprofi mit profunden Englischkenntnissen präsentierte.

Wer mir nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen, nach den Krimis beim Ryder Cup und dem Masters und dem großartigen Sieg von Marcel Siem beim Hassan II noch erklären möchte, Golf sei langweilig, der sollte es sich vielleicht einfach mal ansehen...

Was jedoch durchaus als probates Schlafmittel geeignet sein könnte, ist ein derart lang geratener Blogeintrag. Ich gratuliere aufrichtig denjenigen, die sich wirklich bis hierher vorgekämpft haben und versichere sie meiner anhaltenden, endlosen Bewunderung für ihren Kampfgeist. Vielleicht sollten Sie mit dieser Einstellung über eine Karriere als Golfprofi nachdenken, da ist Durchhaltevermögen gefragt...

Ich hoffe, am Ende war die Mühe nicht des Lesens nicht vollends vergebens und Sie hatten etwas Spaß am Einblick in meine bisherigen Erlebnisse mit Golf - Übertragungen im Fernsehen. Wenn es den einen oder anderen motiviert, selbst mal einen Blick zu riskieren, würde mich das sehr freuen.





Samstag, 13. April 2013

Alles beim Alten oder Täglich grüßt das Murmeltier...

Mein Kollege und Golfkumpel hatte mich gewarnt.

Nachdem wir es tatsächlich geschafft hatten, zu dritt halbwegs pünktlich in Richtung Wall aufzubrechen, brachte die im Wagen meines Schwager versammelte Vorfreude nahezu die das rundherum verbaute Sicherheitsglas zum bersten. Der bereits nach einigen Winterpausen in die Saison neu gestartete Kollege, hatte gegenüber meinem Schwager und mir, die wir erstmals eine Winterpause ohne Golf erlebten - zumindest, seit wir es als Winterpause empfanden, weil wir mit dem Golfspielen begonnen hatten - einen Erfahrungsvorsprung und ließ uns auch sogleich an einigen seiner tieferen Einsichten und Weisheiten teilhaben.

So versuchte er beispielsweise, unsere grenzenlose Vorfreude auf die erste Runde und unsere damit verbundenen Träumereien und Erwartungen zu dämpfen, indem er uns daran erinnerte, dass niemand durch eine Winterpause besser werde und dass die Enttäuschung bei der ersten Runde der Saison daher meist riesengroß sei. Natürlich sollte er Recht behalten, denn wir ließen uns unsere Euphorie im Vorfeld natürlich nicht nehmen und fieberten dem ersten Abschlag entgegen.

Zusätzliches Feuer erhielt unsere gute Laune durch die Verkündung meines Schwagers, er habe das Wetterradar gecheckt und der niedergehende Nieselregen seien die letzten Zuckungen, das Regengebiet sei in wenigen Minuten vollständig abgezogen und es sei auch kein neuer Regen zu erwarten.

Gegen 16.30 Uhr erreichten wir den Golfclub Wall. Es nieselte weiter. Nachdem die Formalitäten - Abholung des neuen DGV - Ausweises und des diesjährigen Aufklebers für das BagTag (ein Plastikschild des Clubs, das ein Mitglied als solches ausweist und damit Auskunft über den Grad der Spielberechtigung gibt), Entrichtung des Green Fee (die Gebühr, die bei jedem Bespielen des Platzes fällig wird, sofern mal keine Vollmitgliedschaft und somit kostenloses Spielrecht hat), der Erwerb von Token für die Ausgabe der Range - Bälle für die Driving Range usw. usf. - einige Zeit in Anspruch nahmen, begaben wir uns gegen kurz vor 17 Uhr auf die Range, um uns einzuschlagen. Zeit zum Putten und Chippen nahmen wir uns nicht mehr, da wir die Runde gern bei Tageslicht beenden wollten. Flutlichtanlagen sind auf Golfplätzen nämlich leider nicht üblich und würden wohl auch die Jahresbeiträge der Clubs pro Mitglied um einige tausend Euronen in die Höhe schrauben...

Das Abschlagen verlief für mich durchwachsen. Mit einigen Bällen war ich sehr zufrieden, andere hoppelten wie ein angeschossener Hase 5 Meter in eine beliebige Richtung und legten sich dort zum Sterben nieder. Alles wie immer also, wobei ich insgesamt schon feststellte, dass eine minimale Verbesserung der Zuverlässigkeit meiner Schwünge und der Anzahl der etwas besseren Schläge zu erkennen war.

Gegen 17.20 Uhr begaben wir uns dann - fast eine Stunde später als geplant - an den ersten Abschlag. Der Nieselregen hatte zwischenzeitlich tatsächlich aufgehört, so dass unserer glorreichen ersten 9er Runde in 2013 nichts mehr im Wege stand. Nun, nichts, außer uns selbst. Auf der Range durfte ich mich diesmal unter anderem mit dem wunderbaren Hybrid 5 von Mizuno meines Schwagers einschlagen, den dieser wohl künftig nicht mehr verwenden und mir möglicher Weise demnächst "vererben" wird. Den nahm ich dann auch mit auf die Runde und er ersetzte sogleich mein sonst recht zuverlässiges Eisen 7 am ersten Abschlag. Als Spieler mit dem schlechtesten HC unseres Flights schlug ich natürlich als Letzter ab. Die Ehre des ersten Abschlages fiel an meinen Kollegen, mit dessen Schlägen ich aufgrund seines viel, viel besseren HC gar nicht erst versuchen muss, mich zu vergleichen. Insofern frustrieren mich seine nahezu perfekten, weiten, wunderschönen Schläge schon fast überhaupt nicht mehr, ebenso wenig wie sein athletisch, lässiger, dynamischer Schwung... kurz und gut, ich hasse ihn! ;-) Sein Ball zischte mit leichter Linkstendenz auf gute 200 Meter in Richtung Grün, was nicht anders zu erwarten gewesen war. Nun war mein Schwager an der Reihe, der für den Abschlag natürlich ebenfalls den Driver wählte. Sein Abschlag hatte eine leichte Rechtstendenz, der Ball blieb aber dank des breiten Fairways noch auf selbigem und landete nach etwa 130 bis 140 Metern. Für meinen Schwager eher ungewohnt kurz. Ich teete auf (so spricht man das zumindest aus, keine Ahnung, wie man es schreibt) und schlug mit dem Hybrid 5 ab. Es gab einen wunderbaren Klang eines recht vernünftig getroffenen Balls und selbiger flog schnurgerade in Richtung Fahne. Lediglich 4 bis 5 Meter kürzer als der meines Schwagers, landete er schließlich genau mittig auf dem Fairway. Das war ein richtig guter Auftakt in diese Runde, mein Optimismus wuchs weiter.

Der zweite und der dritte Schlag wurden natürlich sofort die bereits o. g. Hoppelbälle über 10 oder 15 Meter, bewegten sich aber immerhin noch in Richtung Grün. Der vierte flog dann wieder ganz ordentlich in Richtung Grün, so dass ich anschließend in kurzer Chip - Entfernung lag. Dazu muss man wissen, dass das kurze Annäherungsspiel und die Putts selbst meine größten unter zahlreichen Schwächen darstellen. Ewartungsgemäß traf ich den Ball beim 5. Schlag so, dass er gut und gerne weitere 4 Meter in Richtung Grün zurücklegte und mit beim 6. mit der Schlägerkante anstelle der Schlagfläche und beförderte ihn auf die kleine Böschung, mit der das Grün auf der Rückseite wieder in Richtung Rough abfällt. Auch den 7ten Schlag traf ich nicht gut aber der Ball landete immerhin, in etwa 3 bis 4 Metern Entfernung von der Fahne auf dem Grün. Mein erster Putt war somit Schlag 8 und daher der letzte, mit dem ich nach Stableford - Zählweise und angesichts meines HC noch einen Netto - Punkt hätte erzielen können, wenn ich ihn eingelocht hätte. Selbstredend loche ich Putts aus so großer Entfernung in 8 von 10 Fällen nicht ein, in einem weiteren nur durch reines Glück und nur in vielleicht einem dieser 10 Fälle rollt der Ball wirklich so, wie ich es geplant habe und trifft. Dieser Fall bildete keine Ausnahme, der Ball rollte etwa 10 cm am Loch vorbei und bleib dahinter in ca. 70 cm Entfernung liegen. Da ich schon jetzt nach dem guten Abschlag und der anschließenden Fehlschläge, die mir eine so gute Ausgangslage wieder einmal gründlich versaut hatten, bereits restlos bedient war und außerdem mit einem weiteren Putt keinen Punkt mehr hätte erzielen können, nahm ich den Ball auf und begab mich schon mal auf den Weg zum nächsten Abschlag, während mein Schwager und mein Kollege noch mit ihrem 4ten (Kollege) und 6ten (Schwager) Schlag einlochten. Das wollte ich aber schon nicht mehr sehen, zu tief saß die Enttäuschung über meinen erneuten Fehlstart. Dunkel kam mir eine Erinnerung an eine Bemerkung meines Kollegen auf der Hinfahrt ins Bewusstsein, in der er irgendetwas von Enttäuschung nach längeren Spielpausen aufgrund überhöhter Erwartungshaltung an sich selbst laberte...unwichtig, ich wollte jetzt schmollen.

Was mir bevorstand, war das hier bereits früher beschriebene "Hassloch", das längere der beiden PAR 5 auf den ersten 9 in Wall. Mit 512 Metern vom Herrenabschlag eine erhebliche Herausforderung für jemanden, dessen Schläge in der Regel nicht weiter als 120 bis 130 Meter gehen, wenn sie mal gut getroffen werden. Außerdem die Bahn, auf der ich mich bislang regelmäßig durch das rechtsseitige Rough bewegte, was mir unter anderem den gestern erwähnten Spitznahmen durch meinen Kollegen einbrachte.

Beim Abschlag entschied ich mich diesmal für mein 5er Eisen, einfach um zu sehen, wie der direkte Vergleich zu dem Hybriden beim Abschlag ausfiele. Auch hier traf ich den Ball recht vernünftig, er stieg höher als mit dem Mizuno, flog dafür aber ungefähr 20 Meter kürzer als beim Abschlag davor. Ich erreichte mit Mühe und Not den vordersten Rand des Fairways, allerdings erneut in schön gerader Linie. Zuvor hatte mein Schwager mit seinem Driver mächtig ausgeholt und den Ball nahezu rechtwinklig, in einem Winkel von ca. 85°, nach links, ca. 2 Meter vor mir vorbei gegen einen Holzpfosten, von wo er abprallte und in einer feuchten Erdkule neben dem Abschlag zum Liegen kam. Vernünftige Abschläge: 2:0 für mich. Punkte: 3:0 für meinen Schwager. So etwas nennt man dann wohl effektiv...

Nach einer erneuten "Gurke" waren meine folgenden Schläge auf dem Fairway gar nicht so übel, so dass ich schließlich mit dem 7ten Schlag auf dem Grün landete. Nicht gerade toll aber angesichts meiner Spielstärke (-schwäche?) hinnehmbar, zumal ich auf diesem Loch noch nie gepunktet hatte und nun 2 Putts hatte, um wenigstens noch einen Punkt zu machen. Ein Wort zum Zustand der Grüns am gestrigen Tage. Eigentlich waren sie die Bezeichnung nicht wert. Es handelte sich um gerodete Ackerflächen, deren besondere Hindernisse auf dem Weg zum Loch neben Beulen im Boden in zahlreichen pinkfarbenden Seramis-Krümeln auf dem gesamten Arreal und nicht minder vielen Moosflechten bestanden, die den Ball auf seinem Weg ins Loch abprallen ließen, wie die Bumper in einem Flipper. Lange Rede, gar kein Sinn, der erste Putt brachte den Ball auf einen knappen Meter ans Loch, der zweite rollte über den linken Rand desselben und blieb 20 cm dahinter liegen. Diesmal war aber tatsächlich der extrem schlechte Boden schuld. So hätte ein weiterer Putt aus kürzester Distanz zwar den Ball mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Loch befördert, jedoch keinen Punkt mehr gebracht. Es war das zweite von zwei Löchern, bei denen ich wenigestens einen Nettopunkt um jeweils einen Schlag verpasst hatte. Ich kochte...

Ein Vorteil der verhältnismäßig weiten Wege zwischen den Abschlägen 1, 2 und 3 ist, dass man zwischendurch etwas Zeit hat, seine Wut und Enttäuschung etwas unter Kontrolle zu bekommen und sich zumindest rudimentär auf den nächsten Abschlag vorbereiten kann. Der 3. Abschlag in Wall geht in ca. 100 Metern Entfernung über einen schräg verlaufenden Wassergraben, den ich bei meinen vergangenen Versuchen auf dem Platz schon mehrmals getroffen hatte, wenn ich nicht ohnehin im Rough davor lieben geblieben war. Erstmals war ich bei meinem 2. und bislang letzten Beginner Cup zu meiner eigenen Überraschung einige Meter darüber hinaus gelangt und gut schlagbar im Semi - Rough gelandet. Nach dem Vergleich der Abschläge an Loch 1 und 2 entschied ich mich diesmal erneut für den Hybriden. Vor mir waren aber natürlich die anderen beiden dran, die im Gegensatz zu mir schon kräftig gepunktet hatten. Mein Kollege schlug den Ball erwartungsgemäß und erneut leicht links über 200 Meter weit in Richtung Fahne - alles kein Problem. Mein Schwager wählte - wie auch bei allen anderen Abschlägen gestern - erneut seinen Driver und schlug zu. Die erste "Lady" des Tages war geschafft. Rechts vom etwa 80 Meter weiter vorn liegenden Damenabschlag landete der Ball im Rough, blieb jedoch immerhin in sicherem Abstand vor dem Wasserhindernis liegen.

Nun war ich an der Reihe. Zum dritten Mal an diesem Tag hatte ich Grund, zumindest mit meinem Abschlag zufrieden zu sein. Erneut flog der Ball schnurgerade in Richtung Fairway und Fahne, passierte dabei problemlos den Graben und blieb in etwa 130 bis 140 Meter Entfernung auf dem Fairway liegen. Auch die folgenden Schläge war in Ordnung, so dass ich am 3. Loch meine ersten 2 Nettopunkte nach Stableford einsacken konnte als ich den Ball mit dem 7. Schlag einlochte. Zur Erinnerung, 2 Nettopunkte sind exakt das Ergebnis, dass man nach Stableford - Zählweise (das ist die Zählweise, bei der das persönliche HC berücksichtigt wird und die daher den direkten Vergleich stärkerer mit schwächeren Golfern ermöglicht, weil letztere viel stärker spielen müssen, um eine vergleichbare Punktzahl zu erreichen) im Durchschnitt bei jedem Loch erreichen will und muss, um sein HC zu bestätigen. Erreicht man mehr Punkte, verbessert sich das HC.

Da meine Abschläge bis dahin okay waren und motiviert durch die ersten Punkte des Tages, entschied ich mich, beim 4. Abschlag meinen Driver zu benutzen. Ich erwartete nicht, damit weiter zu kommen als mit dem Hybriden, es ging mir nur darum, dass bessere Treffen damit zu üben und punktemäßig hatte ich ja nichts mehr zu verlieren. Ich traf den Ball - wie zu erwarten war - nicht optimal aber er flog immerhin mit nur leichter Rechtstendenz und ziemlich flach über der Grasnabe auf gut 150 Meter. Ich war ziemlich baff. Insgesamt produzierte ich aber erneut 2 Fehlschläge auf der übrigen Bahn, so dass auch die restlichen, annehmbaren Schläge nicht ausreichten, um auch auf Loch 4 zu punkten. Erneut fehlte mir am Ende ein einzelner Putt, um wenigstens noch einen Punkt erreichen zu können. Inzwischen hatte es übrigens wieder leicht zu regnen begonnen.

Das nächste Loch war das erste, sehr kurze, PAR 3 von zweien auf den ersten 9 Löchern in Wall. Vom Herrenabschlag bis zur Fahne sind im Durchschnitt nur 96 Meter zu überwinden. Wegen des nassen Bodens und des Nieselregens entschied ich mich anstelle des sonst für mich passenden Eisen 9 für ein Eisen 8 am Abschlag. Der Ball flog zum 5 Mal an diesem Tage in einer sehr geraden, diesmal sogar exakt auf die Fahne ausgerichteten Linie, kam allerdings 5 oder 6 Meter vor dem Grün auf. Meinen Chip mit dem Sand Wedge traf ich zwar erneut mit der Schlägerkante und nicht mit der Schlagfläche aber auf dem nassen und unebenen Boden rollte der Ball nicht weit und kam etwa 1,5 Meter vom Loch entfernt, auf dem Grün zum Liegen. Eine reele Chance auf ein echtes Par und hervorragende 5 Punkte war gegeben. Leider geriet mein Putt etwas zu kräftig, weil ich ihn auf dem nassen Boden keinesfalls zu feige angehen wollte. Der Ball lief auf perfekter Linie zum Loch, traf es mittig - und sprang auf der anderen Seite wieder hinaus. In einer Entfernung von ein paar cm blieb er dahinter liegen. Natürlich ärgerte mich auch dieses verschenkte PAR aber im Grunde konnte ich mit 4 Schlägen und ebenso vielen Nettopunkten am 5. Loch sehr zufrieden sein.

Auf dem nächsten PAR 4 traf ich den Ball beim Abschlag mit dem Driver nicht optimal aber auch nicht katastrophal, so dass er gut 100 Meter weit mit einer leichten Rechtstendenz flog. Er blieb aber am Rand des gemähten Rough zum Fairway liegen, so dass er noch gut spielbar war. Nach zwei weiteren, annehmbaren Schlägen, lag ich in vielleicht 15 oder 20 Metern Entfernung zur Fahne und hatte mit meinem 4 Schlag einen kurzen Chip vor mir. Während der Bahn 6 hatte der erneute Regen sich weiter verstärkt und inzwischen hatte sich ein veritabler Landregen eingestellt. Unsere Bags und wir selbst trieften nur so vor Nässe, zum Glück war es aber weiterhin recht mild, so dass es zwar merklich kühler wurde, wir aber nicht froren, wie die Schneider. Der folgende Chip, war der erste kurze Schlag des Tages, der richtig gut funktionierte und mein Ball blieb in ca. 1,50 Meter links von der Fahne auf dem Grün liegen. Schlag 5 war also mein erster Putt, die Chance auf einen Bogey, der erneut 4 Nettopunkte für mich bedeutet hätte. Ich unterschätzte leider, wie sehr der anhaltende Regen den Ball bremsen würde und wollte auch nicht den Fehler vom vorhergehenden PAR 3 wiederholen, wo der Ball wieder aus dem Loch gesprungen war, das er bereits getroffen hatte. Der Putt bewegte sich zwar auf perfekter Linie zum Loch, blieb aber gute 20 cm davor liegen. Dennoch lochte ich mit dem 6ten Schlag ein und konnte weitere 3 Nettopunkte verzeichnen. Damit waren es derer 9 und es schien nicht ausgeschlossen, dass ich doch noch ein zumindest erträgliches Ergebnis auf der ersten Runde des Jahres erzielen würde.

Derart trotz des Regens neu motiviert begab ich mich zum Abschlag des 7ten Loches, demjenigen, bei dem man ca. 80 Meter weiter über einen Teich abschlagen muss. In der Vergangenheit, gerade auch bei meinen beiden Beginner Cups war dies stets der Abschlag, bei dem ich gegenüber meinen Mitspieler endlich einmal glänzen konnte. Im Gegensatz zu denen hatte ich dort noch nicht Massen von Bällen versenkt, sondern schon mehrmals souverän aufs Fairway geschlagen. Angesichts der Erfolge auf den letzten beiden Löchern war ich daher recht zuversichtlich als ich mit dem Hybriden an den Abschlag trat. Ich wollte keine Maximallänge mit dem Driver, sondern einen zuverlässigen Schlag, um gut über den Teich und in die 7te Bahn zu kommen. Ich richtete mich aus und schlug. Der Ball stieg gut, allerdings mit leichter Linkstendenz. Letztere erwies sich als fatal. Der Teich läuft hinten links in einen Kanal/ Graben aus, der sich auch über andere Löcher, u. a. beim vorhin erwähnten Loch 3, als teils frontales, teils seitliches Wasserhindernis ausdehnt. Mein Ball, der an sich gut flog und weit genug gewesen wäre, flog jedenfalls unbeirrbar in Richtung dieses Grabens und landete, vielleicht 5 oder 10 Meter hinter dem eigentlichen Teich, im Wasser. Ob ich mich nachlässig ausgerichtet hatte oder den Ball angesichts des strömenden Regens nicht opitmal getroffen hatte, kann ich nicht sagen, jedenfalls war ich geschockt und meine verbesserte Laune nach den letzten Punkten war auf einen Schlag (und das wörtlich) wieder dahin. Angesichts meiner heutigen Spielform konnte ich es angesichts des Strafschlages, den der Schlag ins Wasser nach sich zog, eigentlich schon jetzt wieder vergessen, hier noch einen weiteren Punkt zu holen. Mit meinem zweiten, rechnerisch wegen des Strafschlages aber bereits 3 Schlages stellte ich mich also erneut an den Abschlag. Ich orientierte mich bewusst noch weiter nach rechts und schlug. Diesmal traf ich den Ball wohl etwas zu tief - was mir selten passiert, in der Regel treffe ich ihn zu hoch, so dass er nicht ordentlich steigt - und er stieg in einer hohen Flugkurve, schnurgerade über den Teich. Angesichts der Höhe verlor er natürlich an Weite und es wurde bedenklich, ob er das andere Ufer erreichen konnte. Meine Mitspieler feuerten den Ball noch im Flug an aber der ließ sich nicht beeindrucken und plumpste, vielleicht 20 cm vom rettenden Ufer entfernt, erneut ins Wasser. Danach wollte ich das Loch streichen, denn mein nächster Schlag wäre bereits der 5 gewesen. Mein Kollege überredete mich, noch einen Schlag zu versuchen, einfach um zu sehen, dass ich es doch kann. Völlig gefrustet teete ich also einen weiteren Ball auf, schlug halbherzig danach und er stieg fast senkrecht in die Höhe. Er traf die Wasseroberfläche des Teiches beeindruckend mittig, die dadurch verursachten Wellen kamen an allen Uferseiten nahezu gleichzeitig an. Ich hatte genug. Mit einem gegrollten "Zufrieden?", dass unfairer Weise an meinen Kollegen gerichtet war und das er mit ehrlichem Bedauern mit einem "Nein, eigentlich nicht" beantwortete, trollte ich mich um den Teich herum, um die restliche Bahn als Zuschauer meiner beiden Mitspieler zu verfolgen.

Manchmal mache ich es meinen Mitspielern wahrscheinlich nicht leicht, gerne mit mir zu spielen, eigentlich erstaunlich, dass sie immer wieder Lust dazu haben - liegt wahrscheinlich nicht an mir, sondern daran, dass sie das Spiel so lieben, dass sie es trotz meiner Anwesenheit spielen möchten...

Im Verlaufe der Bahn 7, die sogar meinem Kollegen sein erstes Streichergebnis einbrachte, hörte der Regen auf und eine bereits recht tief stehende Abendsonne kam zum Vorschein. Die einsetzende Dämmerung erschwerte die Sicht mittlerweile schon ziemlich aber wir hatten ja auch nur noch 2 Löcher vor uns.

Am Loch 8 erwartete mich erneut das 2. PAR 5 der ersten 9. Eben jenes Loch, an dem ich im September 2012 bei meinem ersten Beginner Cup, einen Tag nach dem Bestehen der Platzreife, als ersters abschlagen und bei dem ich mich gleich so furchtbar blamiert hatte (es gibt einen ausführlichen Blogeintrag dazu aus dem September 2012 - bitte ggf. dort nachlesen, wenn eure Erinnerung daran überraschender Weise nicht mehr ganz so klar sein sollte, wie meine eigene... ;-) ). Ich schlug erneut mit dem Driver, eigentlich nur noch aus Trotz. Ich traf wieder deutlich zu hoch und der Ball zischte etwa 1 cm oberhalb der Grasnabe für ein paar Meter geradeaus, rollte dann noch ein Stück und kam vielleicht 90 Meter vom Abschlag zum Liegen. Super Voraussetzungen für ein langes PAR 5 von 505 Metern. Ich entschied mich beim 2. Schlag für den Hybriden. Nach meinem Probeschwung sprach ich den Ball an und holte aus. Ich semmelte über den Ball, ohne ihn zu treffen. Während, wie unter Anfängern oft üblich, wahrscheinlich niemand etwas einzuwenden gehabt hätte, diesen Fehlschlag als weiteren "Probeschwung" nicht mitzuzählen, ging mir das bei meiner ohnehin schlechten Laune gegen den Strich und ich zählte ihn mit, wie um mir gleich wieder zu versichern, dass ich ja ohnehin keine Chance auf Punkte an diesem Loch hätte. Die nächsten 3 Schläge mit dem Hybriden waren alle nicht schlecht, der 3. davon sogar richtig gut. Mein erster Puttversuch mit dem 8. Schlag blieb einen halben Meter vor dem Loch stehen, der 9., mit dem ich immerhin noch einen Punkt ergattert hätte, hätte laut meinem Kollegen auf jeden Fall fallen müssen, wurde jedoch durch den unsäglich schlechten Platz so abgelenkt, dass er unmittelbar über die linke Lochkante rollte und wenige cm hinter dem Loch liegen blieb. Ich war also erneut ohne Punkte geblieben - erneut um nur einen Schlag. Hätte ich mal den Fehlschlag als Probeschwung gezählt - aber wem hilft Selbstbetrug...?

Das abschließende Loch 9 ist ein recht einfach zu spielendes, kurzes PAR 3. Man schlägt aus stark erhöhter Position gegenüber dem Grün aus 96 Metern über ein in ca. 50 Meter entferntes, frontales Wasserhindernis, das links und rechts von dichten Büschen und Bäumen gesäumt ist, ab. Ich wählte wegen der Nässe und der mittlerweile herrschenden Kühle ein Eisen 8 anstelle eines Eisen 9 oder gar PW und schlug. Ich traf erneut nicht optimal aber annehmbar, der Ball landete, etwa 12 bis 15 von der Fahne entfernt, rechts vor dem Grün und dem seitlichen Bunker. Mein Chip von dort landete natürlich - wie sollte es anders sein - in dem anderen, links vom Grün liegenden Bunker. Mein dritter Schlag am letzten Loch war somit der erste Bunkerschlag für mich an diesem Tag - wie hätte ich auch ohne auskommen sollen... Ich visierte an und der Ball flog wunderbar auf die Fahne zu, tippte wenige cm neben und vor dem Loch auf und rollte auf dem abschüssigen Grün noch etwa 2 Meter weit. Ich war zufrieden, mehr war ob meiner Enttäuschung über den Verlauf der Runde nicht drin. Mein Kollege hingegen bezeichnete den Schlag als sensationell und den "Schlag des Tages", weil er beinahe im Loch gelandet wäre und immer noch in guter Putt - Position lag, trotz des abschüssigen Grüns. Wollen wir es ihm mal glauben...

Mein vierter Schlag war also ein Putt aus 2 Metern. Ich visierte ihn an, schwang den Putter, der Ball lief, lief auf das Loch zu, meine Mitspieler feuerten den Ball erneut an und dieser blieb pflichtschuldigst, in etwa 2 bis 3 cm Entfernung davor liegen. Ich tabte ihn im Vorbeigehen mit der Rückseite meines Putters ein und war dennoch nicht mit den abschließenden 3 Nettopunkten unzufrieden - es passte einfach ins Bild dieses Tages.

Wir stellten fest, dass wir bis 20.15 Uhr gespielt und damit wirklich noch das allerletzte Tageslicht ausgenutzt hatten. Bereits auf der Heimfahrt legte sich die angestaute Enttäuschung allmählich und ich begann das Gute der Runde zu sehen - es ist erstaunlich, diesen Effekt immer wieder aufs Neue an mir selbst und auch an allen anderen Golfern, die ich kenne, zu beobachten. Mit nunmehr 2tägigem Abstand sehe ich das Ganze noch viel klarer als schon eine halbe Stunde nach Spielende.

Ja, ich habe wieder nur - wie schon bei meinen beiden Teilnahmen am Beginner Cup auf diesen 9 Löchern - 12 Nettopunkte erspielt. Ja, ich bräuchte mindestens 18, um auch nur mein Anfängerhandicap zu bestätigen und weitere, um es zu verbessern.

Aber:

Es war die erste Runde nach langer Pause auf ein wirklich ganz schlechten Platz bei widrigen Wetterbedingungen. Ich war bei mehreren Löchern ganz nah an weiteren Punkten und einige davon sind tatsächlich aus reinem Pech nicht angefallen.

Fazit:

Eigentlich kann ich tatsächlich mit dieser ersten Runde zufrieden sein. Sie zeigte mir erneut das Potenzial, mich stark zu verbessern, wenn ich nur einige wenige Fehlerquellen noch etwas besser abstelle. Mir sind erneut mehr gute Schläge gelungen als zuvor auch wenn immer noch zu viel Fehlschläge dabei waren. Trotzdem zeigt die Tendenz nach oben und ich glaube, dass meine Ziesetzung, mein HC in dieser Saison auf einen Wert zwischen -45 und -49 zu verbessern und im nächsten Jahr auf -36, realistisch ist. Ob es gelingt, werden wir sehen aber ich glaube, es ist zu schaffen.

Ich freue mich jedenfalls schon wieder mächtig auf die nächste Runde und meine beiden Trainerstunden, die mein Schwager mir zu meinem Geburtstag im Dezember geschenkt hat.

Ich wünsche allerseits ein gutes Spiel!

Donnerstag, 11. April 2013

Ich glaub´es geht "schon wieder" los...

Heute ist es endlich wieder so weit. Unglaublich.

Nach einem langen, kalten Winter voller Entbehrungen, ist das helle Licht am Ende des Tunnels beinahe erreicht.

In den letzten 3 Monaten habe ich es auf gerade einmal 2 Termine im Golfsimulator gebracht. Hat auch Spaß gemacht, immerhin schwingt man mal wieder die Schläger, ist aber kein Vergleich mit einem echten Golfplatz - selbstmurmelnd.

Heute um 15 Uhr fällt hier der Hammer, pünktlicher Feierabend, ein seltenes Glück. Vorausgesetzt natürlich, es gibt keinen Alarm aber das möchte ich doch nicht hoffen. Außerdem vorausgesetzt, meine seit drei Tagen andauernde Migräne verschlimmert sich nicht noch. Das versuche ich mit Medikamenten im Griff zu behalten.

Danach schnell das Auto gepackt und auf meinen Schwager gewartet. Dieser wird zeitnah erscheinen und seine Ausrüstung ebenfalls in mein Auto umladen. Anschließend werden wir gemeinsam meinen Kollegen abholen und ein dritter Trolley und ein drittes Golfbag werden Platz in meinem zum Glück recht geräumigen Kofferraum finden müssen.

Um spätestens 15.45 Uhr werden wir dann hoffentlich auf dem Weg nach Wall sein, wo ich gegen 16.15 Uhr einzutreffen hoffe. Dann eine kurze Runde auf der Driving Range zum einschlagen und gegen 16.45 Uhr am ersten Abschlag. Dann sollte auch unser vergleichsweise langsames Dreier - Flight - ich räume ein, die Langsamkeit liegt in erster Linie in der Vielzahl der Schläge begründet, die ich in der Regel benötige - es bis zum Schwinden des Tageslichts geschafft haben, am kurzen PAR 3 auf der 9 eingelocht zu haben. Zu mehr als einer halben Runde auf 9 Löcher wird die Kondition nach dem Winter wahrscheinlich - zumindest bei mir - ohnehin noch nicht wieder reichen.

Bei den wenigen 18 Loch - Runden, die ich bislang gespielt habe, habe ich stets die Erfahrung gemacht, dass ich meine beste Phase zwischen Loch 5 und Loch 12 hatte, danach gingen Kondition - und damit Konzentration - rapide bergab und selbst ein bis dahin annehmbares Ergebnis wurde noch nachhaltig verdorben. So etwas ist unnötig und ärgerlich, weshalb man seine Kräfte realistisch einschätzen und lieber eine vernünftige Runde über 9 Löcher als eine am Ende "versaute" über 18 spielen sollte.

Ob die ersten 9 dann heute auch tatsächlich "vernünftig" werden, steht gleichwohl in den Sternen. Momentan bin ich zu keiner Einschätzung meiner eigenen Form in der Lage, die heutige Runde wird insofern auch ein wenig der Gradmesser für meine Ziele in dieser Saison sein. Gehe ich nach den unzuverlässigen Ergebnissen aus dem Simulator, sind meine Schwünge - obgleich nach wie vor viel zu langsam und somit der Entfernung in erheblichem Maße abträglich - inzwischen vergleichsweise zuverlässig und es sollte mir in den meisten Fällen gelingen, den Ball zumindest zu treffen und häufiger auch in etwa in die von mir gewünschte Richtung zu befördern. Allerdings muss man bedenken - und dies macht die Unzuverlässigkeit der Rückschlüsse aus den Simulatorrunde aus - dass man dort immer von einem glatten Stück Teppich und nicht von einem natürlichen Rasen, mit all seinen Hügeln und Vertiefungen abschlagen kann. Dies erleichtert regelmäßige Schläge ungemein. Mal sehen, wie sich das für mich ins natürliche Gelände übertragen lässt, insbesondere, wenn ich meinem "Kampfnamen" Rough Boy mal wieder alle Ehre machen sollte.

In diesem Zusammenhang habe ich übrigens dieser Tage ein herziges und für mich irgendwie auch beruhigendes Zitat des großen und leider viel zu früh verstorbenen Seve Ballesteros gelesen: "Ich wünschte, die Fairways wären auf den meisten Golfplätzen schmaler angelegt - dann müssten alle aus dem Rough schlagen und nicht immer nur ich."

Jedenfalls ist meine - hoffentlich realistische - Zielsetzung für dieses Jahr, mein Handicap (HC) vom Anfangswert nach Bestehen der Platzreife, nämlich -54, auf einen Wert unter -50 zu verbessern. Mein Wunschziel wäre ein Wert um die -45 in diesem und von -36 im nächsten Jahr. Ob das allerdings realistisch ist, werden erst die nächsten Monate zeigen, in denen ich vorhabe, die eine oder andere Trainerstunde in Anspruch zu nehmen und so meinen, an sich für jede Art sportlicher Betätigung (mit Ausnahme von Hallenhalma) völlig ungeeigneten Körper, ein wenig an die Anforderungen des Golfsports anzupassen. Sollte ich bis Ende 2014 tatsächlich die erste DGV - Stammvorgabe von -36 erreichen, wäre ich vollkommen glücklich und zufrieden und könnte mir dann in Ruhe neue Ziele setzen.

Ein Zwischenziel auf dem Weg dahin ist auf jeden Fall nach wie vor der Erwerb neuer Schläger. Ich habe längst verschiedene Eisensätze im Hinterkopf, die ich demnächst beim Händler meines Vertrauens probieren möchte. Danach ist es dann nur noch eine Frage der Finanzierung. Neben dem Eisensatz möchte ich aber nach und nach, ebenfalls spätestens im Laufe des nächsten Jahres, auch alle andere Schläger meines Satzes erneuern. Als erstes wären 2 Hybriden fällig, ein 4er und ein 5er nach Möglichkeit, dann ein 5er Holz und zum Abschluss einen neuen Driver und ein neuer Putter. Und wenn dann noch etwas Geld vorhanden sein sollte, wäre auch ein Lob - Wedge, für die ganz kurzen Annäherungsschläge ans Grün aus schwierigem Gelände, mit ganz hohem Ballflug und ganz kurzem Roll wunderbar. Damit käme ich mit Driver, Holz 5, Hybriden 4 und 5, Eisen 5 - 9, Pitching Wedge, Sandwedge, Lob - Wedge und Putter auf insgesamt 13 Schläger in meinem Bag, immer noch einer weniger als die maximale Anzahl von Schlägern, die man mit auf eine Golfrunde mitnehmen darf.

Ihr seht also, Ziele und Wünsche gibt es wie immer genug, jetzt muss diese nur noch umgesetzt werden. Den Anfang dazu möchte ich heute machen und meine Vorfreude ist unermesslich. Der April - Spruch meines diesjährigen Golfkalenders trifft dazu die folgende, für mich absolut nachvollziehbare Aussage: "Ich habe gegolft - welche wunderbare Erinnerung. Ich werde golfen - welch unermessliche Vorfreude. Ich golfe - die Hölle auf Erden!"

In diesem Sinne werden wir sehen, in welchem Maße meine Vorfreude später durch die realen Erfahrungen auf dem Platz getrübt werden - ich werde berichten!