Freitag, 26. Oktober 2012

Kurzer Einschub - Wie es der Zufall so will!

Einen kleinen, diesmal - versprochen - übersichtlich kurzen, Einschub habe ich heute noch.

Kennt Ihr das auch?

Jahrelang, möglicher Weise noch nie, beschäftigte man sich im Leben mit einem bestimmten Thema. Völlig egal was. Bestimmte Autos, bestimmte Hobbies, bestimmte Berufe, jedwedes Thema, welches man sich vorzustellen in der Lage ist. Dann tut man es irgendwann.

Und ab sofort fallen einem im Alltag permanent Bezüge zu diesem neu gefundenen Thema auf. Vorher nie über rote Ferraris nachgedacht? Plötzlich hat man das Gefühl, die Medien hätten dieses Thema ganz neu entdeckt und jeder, der es sich leisten kann, fährt plötzlich so einen italienischen Edel - Flitzer. Ihr wisst, was ich meine.

Nie ist man sich sicher, ob diese Bezüge wirklich zufällig so gehäuft auftreten, nachdem man erstmals mit dem Thema befasst war oder ob sie immer schon da waren, nur eben mangels Interesse nicht wahrgenommen wurden...

Mein Beispiel des Tages dazu:

Gestern war ich mit meiner Frau im Theater. Bei Karl Dall. Der Opa. So hieß das Stück. Es war nett, nicht mehr, nicht weniger. Der Dall ist ja eh, wie so vieles, Geschmackssache. Wir nehmen also unsere Plätze ein und ich blicke erst danach auf die ebenerdige Bühne, bzw. die dazugehörige Dekoration, das "Bühnenbild", quasi.

Ein Stück quadratisch ausgeschnittener Kunstrasen, von vielleicht 4 x 4 Metern. Darin ein Loch und in dem Loch eine Fahne mit einem dreieckigen Wimpel an der Spitze, der eine 13 zeigt. Etwa 50 oder 60 cm vom Loch entfernt, liegt ein Golfball. In einer Ecke des Kunstrasens steht ein Stuhl. Das war´s. Das war das ganze Bühnenbild. Es symbolisierte einen Golfplatz auf Mallorca.

Zu Beginn des Stückes kam Karl Dall auf einem Gefährt, das halb Mofa und halb Krankenfahrstuhl zu sein schien, mit einem Golfbag auf einem kleinen Hänger geschnallt, auf die Bühne. Er traf Vorbereitungen den kleinen Ball einzulochen, brach dann ab und redete, einschließlich einer 15minütigen Pause, 105 Minuten. Dann nahm er erneut den Ball ins Visier und puttete den Ball etwa 7 Meter über das Loch hinaus aus dem Sichtfeld des Publikums. Es war die letzte Aktion des Stückes, das Licht ging aus.

Alles nur Zufall? ;-)

Ablenkung und Kaufrausch

Nun war ich also erst mal an meine Wohnzimmercouch gefesselt, eine Position, die ich mir in den vergangenen 20 Jahren mit stetig steigender Begeisterung immer häufiger freiwillig ausgesucht hatte und von der ich dachte, ich könnte damit für den Rest meines Lebens zufrieden sein!

Doch dann kam Golf.

Mist, meine verlässlich durchgeplante Karriere als zufriedene Couch - Potatoe bis hin zum sozial verträglichen Ableben im Eimer - zumindest die damit verbundene Zufriedenheit.

Die höllischen Schmerzen der Tage nach dem Turnier machten mir natürlich zu schaffen, mehr aber noch die Aussicht, auf absehbare Zeit nicht wieder Golf spielen zu können. Was zum Teufel war eigentlich passiert, dass mir diese Freizeitbeschäftigung in so kurzer Zeit und trotz meiner miserablen Ergebnisse so ans Herz gewachsen war? War das Suchtpotenzial so hoch, weil die Bälle mit irgendeinem langanhaltend wirkenden Kontaktgift versetzt waren?

Diese Grübelei über die unglaubliche Wirkung des Golfsports auf mich hatte ich natürlich auch schon einige Male vor meiner Verletzung erlebt. Nun aber war ich plötzlich mit so viel zusätzlicher Freizeit ausgestattet, dass dieses Thema fast zwangsläufig erneut meine Gedanken enterte.

Letztlich kam ich zu einem Ergebnis, dass ich ursprünglich in einem eigenen Blogthema schon vor einiger Zeit verarbeiten wollte, dass ich aber genauso gut hier verwursten kann:

Golf ist (für mich) wie Meditation. Mehr noch, es ist wie eine Therapie.

Beim Nachdenken über diese Erkenntnis wurde mir in erschreckender Klarheit bewusst, dass Golf zurzeit die einzige Tätigkeit in meinem Leben war, bei der ich vollkommen glücklich war, bei der es mir uneingeschränkt gut ging, und das bei allem Ärger über versemmelte Schläge u. ä.

Nicht, dass jetzt der Eindruck entsteht, ich hätte sonst kein gutes Leben. Ich habe vor fast 20 Jahren meine Traumfrau heiraten dürfen und bin nach wie vor extrem glücklich mit ihr. Wir beide trotzen auch nach wie vor der implizierten Message einer lustigen Kaffeetasse, die ich neulich sah und auf der zu Lesen stand: "Nein, ich spiele kein Golf. Ich habe noch Sex!" An der Front also alles in Ordnung. Meine Kinder sind - soweit ich das trotz väterlicher Befangenheit einschätzen kann - mehr als gut geraten und auch das Verhältnis zur übrigen Familie stimmt. Freunde sind ebenfalls in einem angenehmen Maß vorhanden und ich weiß mein Leben auch sonst mit allerlei erfreulichen Kleinigkeiten zu füllen. Ich bin also durchaus einer der wenigen Menschen auf dieser Welt, die von sich behaupten können, ein weitgehend vollkommenes, erfülltes und glückliches Leben zu führen.

Was mich seit längerer Zeit einzig, aber zunehmend, belastet, ist die Arbeit. Das ist ein Thema, welches im Detail sicher nicht in die Öffentlichkeit, schon gar nicht ins niemals vergessene Internet gehört, deshalb nur soviel: Bestimmte Umstände meiner Tätigkeit als Landesbeamter Berlins (Oh, immer diese auf hohem Niveau jammernden Beamten werden jetzt vielleicht einige denken. Denjenigen sei in aller Gelassenheit und Bestimmtheit an dieser Stelle mitgeteilt: Verfatzt euch und räumt mal mit euren Vorurteilen auf!) sorgen dafür, dass ich seit Jahren einem erheblichen Stress ausgesetzt bin, den ich, zugegebener Maßen, aufgrund meiner Persönlichkeitsstruktur, meiner Arbeitseinstellung und meiner freiwilligen Übernahme von zusätzlicher Verantwortung, zu einem guten Teil auch selbst verschuldet habe. Dazu muss man aber wissen, dass eine meiner - in zahllosen dienstlichen Beurteilungen immer wieder hervorgehobenen - Qualitäten, gerade der souveräne Umgang mit einem erheblichen Maß an Stress und Arbeitsbelastungen ist, das Problem also nicht in einer grundsätzlich geringen Belastbarkeit liegt. Ohne nun also näher auf die genauen Umstände einzugehen und nur, um die Massivität der Belastung klar zu machen, sei abschließend ausgeführt, dass sie mich mittlerweile schon seit geraumer Zeit zu der Erkenntnis gebracht hat, dass die Worte "Depression" und "Burn Out - Syndrom" für mich keine Fremdwörter mehr sind.

Und nur, um nicht missverstanden zu werden, erstens handelt es sich hierbei um reine Verdachtsdiagnosen, die ärztlicherseits noch nicht bestätigt sind und zweitens erzähle ich das an dieser Stelle nicht, um Mitleidsbekundungen oder gute Ratschläge zu sammeln, sondern lediglich, weil ich finde, dass es ein unhaltbarer Zustand in unserer Gesellschaft ist, dass solche häufigen und mittlerweile fast schon "normalen" Krankheitsbilder noch immer derartig tabuisiert sind. Deshalb habe ich beschlossen, mit meiner Sorge darum vollständig offen umzugehen.

Jedenfalls führt dieser momentane Zustand dazu, dass ich bei keiner der o. g. Annehmlichkeiten meines Lebens, Frau und Familie, Freunde und Hobbies, selbst an Wochenenden oder in Urlauben, noch vollständig abschalten und einfach mal runterkommen kann - außer beim Golf! Wenn ich freitags ins Wochenende gehe, kann ich nicht aufhören, gleich wieder die Stunden zu zählen, bis ich Montag wieder ins Büro muss. Bei den abendlichen (oder manchmal auch nächtlichen) Versuchen, einzuschlafen, gehen mir regelmäßig, manchmal noch über Stunden, dienstliche Probleme und deren potenzielle Lösungen durch den Kopf oder auch solche, zu denen ich noch keine potenziellen Lösungen habe und von denen ich mich dadurch hoffnungslos überfordert fühle.
Abgesehen von der Tätigkeit, mit der meine Frau und ich den o. g. Kaffeetassenspruch ad absurdum führen, ist Golf der einzige Zeitvetreib, bei dem ich mit vollkommen freiem Kopf absolut bei mir und meinem nächsten Schlag bin.

Ich denke, das macht einen nicht unerheblichen Teil meiner derzeit so großen Faszination für diesen Sport aus. Dort werden keine Alltags- oder Arbeitsprobleme gewälzt. Man konzentriert sich ausschließlich auf den nächsten Schlag, man freut oder ärgert sich ausschließlich über den letzten. Die wichtigen Probleme des Lebens sind unendlich weit weg, wenn man inmitten dieser wunderschönen grünen Oasen unserer Golfplätze, Lichtjahre von der wirklichen Welt entfernt, über den richtigen Schläger für den nächsten Versuch nachdenkt...

Ich glaube nicht, dass man sich extra eine der o. g. Erkrankungen zulegen muss, um die heilsame Wirkung einer Runde Golf genießen und schätzen zu können. Viele Menschen, die wissen, was Stress bedeutet, haben in diesem wunderbaren Spiel genau das Ventil, genau den Ausgleich gefunden, der sie wieder zu ihrer inneren Mitte finden lässt. Das habe ich selbst bei den wenigen bislang gespielten Runden und den relativ wenigen, dabei vorhandenen Spielpartnern bereits überproportional häufig erlebt. Und es ist vermutlich genau dieser Effekt, dieser "Urlaub vom Alltag", den man jemandem, der die eigene Begeisterung für Golf nicht nachvollziehen kann und es dabei selbst noch nie ausprobiert hat, nicht wirklich vermitteln kann.

An dieser Stelle möchte ich gerne einräumen, dass das sicher auch eine Typfrage ist und dass es ohne jede Frage auch andere Wege der Freizeitgestaltung geben mag, die manch anderem ein ähnliches Maß an Erholung und Abstand zu den eigenen Problemen bieten - in diesem Blog geht es allerdings um Golf und warum es für mich das ist, was es ist. Daher sorry, wenn ich all diese anderen Möglichkeiten hier einmal konsequent vernachlässige.

Mit dieser Erkenntnis ausgestattet hieß es nun also, die Zeit zu überstehen, bis die Verletzung abgeklungen war und ich zu meiner nächsten "Therapie - Sitzung" auf den Platz konnte...

Zuerst versuchte ich, möglichst wenig an Golf zu denken. Ohne jeden Erfolg. Ständig kamen mir Bilder vom Platz in den Kopf, Gedanken an einen perfekt gelungenen Abschlag, an einen erfolgreichen Putt oder auch an gemeinsames Lachen mit meinen Mitstreitern über einen mal wieder völlig missratenen Ball. Nachdem "Nicht - an - Golf - denken" also offenbar nicht funktioniert, versuchte ich es mit einer Ablenkung, die mich ursprünglich nicht unerheblich zu meinem Interesse für den Golfsport und letztlich auch zum damaligen Erwerb meines Schlägersatzes samt erstem Golfbag bewogen hatte: Online - Golf! Damals hatte ich "Shot Online" gespielt, nunmehr versuchte ich es mit einem Konkurrenzprodukt: "Golf Star". Es wird den geneigten Leser nicht allzu sehr überraschen, dass dieser Ablenkungsversuch nach relativ kurzer Zeit grandios scheitern musste. Es gelang mir, für einige Tage von dem Spiel fasziniert zu sein und meine Gedanken an reales Golf darauf zu übertragen. Aber Mausklicks sind nun einmal nicht dasselbe, wie Golfschwünge und auch ein schöner Bildschirm und ein Spiel mit hübscher Grafik, können die Frischlufterfahrung eines echten Golfplatzes völlig überraschend kaum ersetzen.

Meine Stimmung verdüsterte sich zusehens. So sehr, dass ich meine karge Freizeit an einem der nächsten Tage mit einer Tätigkeit füllte, die man am besten ausübt, wenn eh schon alles Scheixxe ist: zum Zahnarzt gehen!

Dort im Wartezimmer angekommen unterhielt ich mich gerade mit meinem Sohn - es war ein Termin für die ganze Familie und genau genommen, war er auch nicht spontan gewählt, sondern bereits vor Monaten vereinbart worden aber das passt nicht in die Dramaturgie dieses Posts - als mich der Blitz der Erleuchtung traf. Plötzlich wurde mir das Thema bewusst, mit dem ich problemlos über Wochen oder gar Monate einen Blog füllen konnte: Golf! Wenn ich schon nicht spielen konnte, wollte ich die freie Zeit wenigstens dazu nutzen, die bislang gesammelten Eindrücke aufzuschreiben. Die Hoffnung bestand darin, sich dadurch, dass ich meine bisherigen Erfahrungen noch einmal ausführlich revué passieren (schreibt man das so?) ließ, viel näher dem tatsächlichen Zustand während des Spiels annähern zu können als durch das Spielen eines Computerspiels, in dem ich nicht als ich selbst, sondern als ein gänzlich fiktiver Charakter agierte. Noch im Wartezimmer schrieb ich einen kleinen Schmierzettel mit den ersten 12 Überschriften für den zu eröffnenden Blog voll - auch wenn ich im Nachhinein an der einen oder anderen Stelle davon abgewichen und noch das eine oder andere dazwischen gestreut habe - mit dem Abschluss des letzten Posts über mein erstes Turnier und den heutigen Ausführungen über Golf als Therapie und meine Ablenkungsversuche in der Zeit der Verletzung, habe ich diese Liste nunmehr vollständig abgearbeitet.

In der Zwischenzeit haben sich noch zwei, drei neue Sachen ereignet, von denen ich in den nächsten Tagen berichten werden, danach werden es nur noch aktuelle Erlebnisse sein, die in Form weiterer Posts ihren Weg in diesen Blog finden werden. Die kurze Vergangenheit meiner Golf - Euphorie ist damit aufgearbeitet. Boah ey.

Die Beschäftigung mit diesem Blog half also für einige Wochen, dem tristen Thema, nicht Golf spielen zu können, auch etwas Positives abzugewinnen. Den übrig bleibenden Frust bekämpfte ich, wie sich das in unserer konsumorientierten Gesellschaft gehört, mit Kaufrausch! Mein Artikel über mein neues Bag und der außerdem kurz danach erworbene, neue Trolley zum Transport desselben, sprechen da eine deutliche Sprache. Trotzdem habe ich es nicht bereut, denn das Equipment ist wirklich toll. Es war aber eben auch zum Teil eine Kompensation meiner Sehnsucht nach dem Platz, sonst hätten diese Anschaffungen vielleicht auch noch bis zur nächsten Saison Zeit gehabt. Nun ja, habe ich in der kommenden Saison eben mehr Spielraum, mir nach und nach bessere Schläger zuzulegen...

Was bei meinem kurzen und erfolglosen Versuch, nach drei Wochen wieder Golf zu spielen, wurde, ist im Blogbeitrag "Der Frust des Golfers" nachzulesen, wobei zu ergänzen wäre, dass ich mittlerweile eine Zeugenbefragung zu meiner Geschwindigkeitsübertretung von immerhin 29 km/ h (nach Abzug der Toleranz) erhalten und mich schuldig bekannt habe. Mal sehen, welches Bußgeld mir blüht und mit wievielen Punkten ich mein Verkehrssünderkonto in Flensburg mit dieser Aktion, nach mehr als 21 Jahren ohne einen einzigen Eintrag, entjungfert haben werde.

Meine golffreie Leidenszeit endete 5 Wochen nach meiner ersten Turnierteilnahme mit meiner ersten erneuten Golfrunde in Wall am 19.10.2012, doch das wird das Thema des nächsten Posts sein...


Dienstag, 23. Oktober 2012

Der Beginner Cup - Die Welt des Schmerzes

Frisch gebackener Golfamateur mit Platzreife - yeah!

Am Morgen des 15.09.2012 war dies beim Aufwachen tatsächlich mein erster Gedanke. "Autsch", nur unflätiger ausgedrückt, war mein zweiter als ich mich herumdrehte, um aufzustehen. Es stach heftig in der rechten vorderen Rippengegend.

Als ich darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich ein leichtes Ziehen in dieser Gegend erstmals beim dritten Kurstermin am Mittwoch zuvor gespürt hatte, nach einem etwas verunglückten Schwung auf der Driving Range. Vermutlich hatte ich mir eine leichte Zerrung zugezogen, die sich infolge der Belastungen am Vortag durch Prüfung und anschließende "Ehrenrunde" verschlimmert hatte.

Nur kurz überlegte ich, ob es sinnvoll sei, aufgrund einer solchen Verletzung mein allererstes Golfturnier abzusagen und die 30.-€ Startgeld einfach abzuschreiben. Das ging mir gegen den Strich, nicht so sehr das Geld, vielmehr die Schmach. Es hätte wie Angst ausgesehen.

Also machte ich mich gegen kurz vor 9 Uhr mit meinem Schwager auf den Weg nach Wall. Dort angekommen hatten wir gerade noch ein halbes Stündchen Zeit, uns einzuschlagen, ehe wir zu unseren Abschlägen mussten. Wir waren leider nicht im selben Flight eingeteilt und starteten an unterschiedlichen Löchern. Es handelte sich um ein Turnier mit sogenanntem Kanonenstart, dass heißt, alle Löcher waren, teilweise sogar mit zwei, in 10minütigem Abstand nacheinander startenden Flights á 4 Personen besetzt und nach einem lauten Knall, einschließlich dazu gehöriger Rauchfahne vor dem Clubhaus, wurde an allen Abschlägen zeitgleich gestartet. Von dort rotierte man dann über die 9 Löcher, bis man seine Runde am Loch vor dem eigenen Start - Loch beendete.

Als ich auf der Driving Range meine ersten Abschläge versuchte, betrat ich, wie es in einem Film, den ich sehr schätze, so poetisch ausgedrückt wurde, "die Welt des Schmerzes". Schon nach wenigen Schlägen fühlte sich die rechte Seite mindestens so unangenehm wie am Ende des Vortages an und zusätzlich irgendwie entzündet. Kein Schritt, kein Atemzug und schon gar kein Schwung war mehr möglich, ohne einen zunächst stechenden und dann reißenden Schmerz. Das Ganze befand sich auf einem noch aushaltbaren Niveau aber wenn ich ehrlich bin, war mir zu diesem Zeitpunkt klar, dass eine Turnierteilnahme eine grobe Dummheit wäre.

Ich konnte trotzdem nicht anders - scheiß falsches Ehrgefühl!

Auf dem Weg zu meinem Abschlag am Loch 8 sorgte eine reichliche Adrenalinzufuhr für eine leichte Betäubung der Schmerzen, was ich irrtümlich für ein Abklingen hielt. Am Abschlag warteten bereits zwei meiner Mitspieler. Es handelte sich um zwei gut gelaunte, sympathische Menschen, Vater und Sohn. Den Sohn schätzte ich knappe 10 Jahre jünger als mich selbst (meine Schätzungen hinsichtlich meines eigenen Alters fallen bei mir oftmals überraschend genau aus, zurzeit schätze ich mich auf etwa 40), den Vater entsprechend älter, er war vielleicht Anfang 60. Beide waren mir von meinem Pro Ronny bereits als sehr nette Typen in Aussicht gestellt worden, die bei ihm auch erst kürzlich die Platzreife gemacht hätten und mit denen ich auf der Runde mit Sicherheit Spaß haben würde. Er hatte sich bei meiner Anmeldung für den Cup sogar ausdrücklich bemüht, mich mit den beiden in ein Flight zu bringen, da er um meine Unsicherheit wusste, mich vor Wildfremden gnadenlos zu blamieren und mir daher zwei Leute mit auf die Runde geben wollte, bei denen ich mich nicht sorgen musste.

Der vierte Mann im Bunde hatte ein bereits um einiges besseres Handicap (HC) von -44 und war ein hochrangiger Angestellter des auswärtigen Amtes. Auch er war jedoch auf Anhieb sehr sympathisch, stellte sich auch sogleich mit seinem Vornamen anstelle des ebenfalls zu ihm gehörenden Doktortitels vor und dämpfte vorsorglich unsere Erwartungen in sein Spiel ob seines aus unserer Sicht guten HC. Er berichtete, dass er seit etwa 2 Jahren die Platzreife besitze, auch immer wieder einmal spielte, bislang jedoch nur einmal, 14 Tage zuvor, an einem vorgabewirksamen Turnier teilgenommen hätte. Dabei hätte er sich dann gleich um 1o Punkte unterspielt, was die Verbesserung seines HC in einem großen Schritt bewirkt habe. Der gute Mann war sich offenbar noch überhaupt nicht dessen bewusst, welche Auswirkungen eine zweijährige Spielpraxis auf die Konstanz seines Spiels hatte, sondern ging vielmehr davon aus, es sei vor 2 Wochen einfach alles perfekt und mit einer gehörigen Portion Glück für ihn gelaufen...

Ebenfalls am 8. Loch stand ein weiteres Flight, das 10 Minuten nach uns starten sollte. Die Herrschaften fingen auch sogleich damit an - wenn es auch sicher scherzhaft gemeint war - etwas "Druck" aufzubauen, indem sie uns ermahnten, nur ja zügig zu spielen, damit sie nicht so lange auf uns würden warten müssen oder sie ggf. überholen zu lassen. Wir lachten pflichtschuldigst, ich bekam noch etwas mehr Panik.
Aufgrund seines besseren HC hatte unser Herr Doktor die Ehre des ersten Abschlags. Es handelte sich um PAR 5 - Loch mit über 500 Metern Länge. Passend dazu griff mein Mitstreiter nach seinem Driver und zimmerte den ersten Abschlag mal eben lässig um die 200 Meter weit. Nun rutschte mir endgültig das Herz in die Hose. Von meiner Verletzung sagte ich trotzdem nichts, weil ich nicht in Verdacht geraten wollte, bereits vorab nach einer Ausrede zu suchen, falls ich schlecht spielte. Es folgten der Sohn und der Vater, ich machte beim Abschlag das Schlusslicht. Auch der Sohn benutzte den Driver und brachte den Ball genauso gute vom Tee wie unser Doktor. Papa benutzte, wie ich, ein 7er Eisen und schlug damit zumindest 100 Meter weit in die richtige Richtung. Nun kam mein erster Auftritt.

Ich bemühte mich, zu der Konzentration zu finden, die ich bei meiner Generalprobe, genau eine Woche zuvor, so spielend vor jedem Schlag auf dem Familyplatz erreicht hatte. Keine Chance, ich hörte jedes Geräusch um mich herum, vor allem das leise Geraune meiner Mitspieler und des nach uns spielenden Flights. Es gelang mir kein bisschen, mich davon frei zu machen. Im Aufschwung kam dann wieder der stechende Schmerz in meiner Seite hinzu, so dass ich den Schläger vor dem Abschwung komplett verriss. Der Ball flog ca. 50 oder 60 Meter weit, allerdings nicht geradeaus, sondern rechts ins Rough, das aus hohem, ungemähten, vertrockneten Gras bestand. Ich bildete mir ein, vom Abschlag aus ganz gut erkannt zu haben, wo der Ball ins Rough geflogen war, so dass ich ihn von dort würde weiterspielen können. Nachdem ich die Distanz zurückgelegt und im Rough angekommen war, war natürlich keine Spur meines Balles mehr zu entdecken. Meine Mitspieler zeigten keinerlei Ungeduld und versuchten sogar noch, mir bei der Suche zu helfen. Umsonst. Natürlich hatte ich keinen provisorischen Ball nachgeschlagen, den ich nun unter Inkaufnahme eines Strafschlages hätte weiterspielen können. So hätte ich das Loch eigentlich bereits an dieser Stelle beenden müssen, da man auf dem Kurs eigentlich nicht mehr zurückgehen darf. Wir waren uns auch nicht mehr sicher, ob ich den Ball an der Stelle, an der er ins Rough geflogen war, hätte droppen dürfen und dafür einen Strafschlag hinzu zählen. Daher überredeten sie mich, einfach noch einmal einen Ball vom Abschlag zu spielen. ich beeilte mich also, wieder zum Abschlag zurück zu kommen, das nachfolgende Flight murrte bereits, obwohl ihre Startzeit noch 6 Minuten in der Zukunft lag. Nun stand ich wirklich unter Druck.

Ich teete den Ball auf und schlug erneut.

Der Ball landete vielleicht 5 Meter von der geschätzten Stelle entfernt, an der der erste Ball ins Rough geflogen war, ebenfalls im Gemüse. Für mich war das Loch damit gelaufen. Der Papa unter meinen Mitspielern suchte den Ball allerdings noch während ich - die Schamesröte im Gesicht und eine unglaubliche Frustration ob dieses Auftakts im Herzen - wieder zu meinen Mitstreitern lief und fand ihn tatsächlich ehe ich da war. Ich musste also erneut schlagen, da mein Ball ja die weiterhin größte Entfernung zur Fahne aufwies. Die beiden Abschläge und den dazugehörigen Strafschlag gerechnet, kam nun also bereits mein 4. Schlag und das aus dem tiefen Rough. Der Ball hoppelte dann auch erwartungsgemäß etwa 7, 8 Meter weit durch das Rough, ohne es zu verlassen und blieb liegen. Auch mit Schlag Nr. 5 war ich also sofort wieder dran und wieder aus dem Rough, während meine Mitspieler noch immer geduldig auf ihre Möglichkeit warteten, endlich ihren zweiten Schlag zu machen. Dabei redeten sie mir weiterhin gut zu und versuchten, mich zu beruhigen, während ich darüber nachdachte, wann wohl auf der Bahnstrecke neben dem Golfplatz der nächste Regionalzug vorbei käme und ob ich es bis dahin wohl auf die Gleise schaffte...

Mein fünfter Ball verließ tatsächlich das Rough und landete, 30 oder 40 Meter weiter auf dem Fairway, so dass unser Ältester als nächstes dran war. Danach allerdings sofort wieder ich, denn die Bälle des Sohnes und des Doktors lagen noch immer deutlich näher zur  Fahne. Den genauen Verlauf des restlichen Loches kann ich nicht mehr wiedergeben, ich weiß nur noch, dass ich noch immer etwa 100 Meter vom Grün entfernt war als ich nach meinem neunten Schlag entnervt den Ball aufnahm, weil ich mit weiteren Schlägen nicht mehr hätte punkten können und einfach nur noch im Boden versinken wollte.

Das zweite Loch war ein PAR 3 über ein quer über den Platz verlaufendes, frontales Wasserhindernis, welches sich allerdings nur als knapp ein Meter breiter Graben herausstellte. Mein Abschlag blieb noch deutlich einige Meter vor dem Graben liegen. Mit dem zweiten Schlag gelangte ich aufs Grün, allerdings am hinteren Ende, während die Fahne ganz vorne gesteckt war. Ich hatte also einen ersten Putt über etwa 12 Meter, dazu noch bergab zu realisieren. Der Ball ging über die Fahne deutlich hinaus und rollte weiter bergab aufs Vorgrün. Von dort puttete ich erneut und bekam die Distanz diesmal relativ gut hin, nur die Richtung stimmte überhaupt nicht. Ich brauchte dann noch weitere unglaubliche 4 Putts aus kurzer und kürzester Distanz, bis ich diese miese kleine weiße Kugel endlich in ihrem Loch untergebracht hatte - erneut kein Punkt.

Damit waren wir am 9. Loch fertig und somit am 1. angekommen, von wo aus wir nunmehr noch bis zum 7. weiter spielen mussten. Inzwischen hatte ich mich auch durchgerungen, von meiner Verletzung zu erzählen, was meinen Mitspielern das erwartete, müde Lächeln entlockte, da sie natürlich von einer nachträglichen, faulen Ausrede für mein bislang so mieses Spiel ausgingen. Hätte ich mal vor Turnierbeginn etwas gesagt...

Ab Loch 1 lief es etwas besser, ich machte dort reguläre 2 Punkte. Auf dem nächsten PAR 5, einem noch längeren als meinem Startloch Nr. 8, machte ich zwar wieder keine Punkte, es lief aber nicht ganz so katastrophal, wie beim ersten Loch. Danach punktete ich wieder. Beim anschließenden PAR 3 machte ich sogar 4 Nettopunkte und wähnte mich nun endlich, wenn auch mit einiger Verspätung, im Turnier angekommen. Außerdem spielte auch der Herr Papa nich durchgehend brilliant, und punktete in etwas genauso unregelmäßig wie ich, was mich etwas beruhigte. Und schließlich machte auch der Junior, genau zu dem Zeitpunkt, an dem ich mich allmählich steigerte, und nachdem er bis dahin absolut atemberaubend gut gespielt hatte, seine schlechteste Phase durch und erklärte, dies sei seine eigentliche Spielstärke. Unser Doktor hingegen machte weiterhin den Tiger Woods und spielte erneut das "Turnier seines Lebens", wie schon 14 Tage zuvor. Ganz allmählich kam vielleicht auch ihm der Verdacht, dass die 2 Jahre regelmäßigen Spiels einen positiven Effekt gehabt haben könnten.

Die Laune in unserem Flight war weiterhin gut, nur die Schmerzen waren inzwischen fast nicht mehr zu ertragen und behinderten jeden Schwung erheblich, was inzwischen auch von meinen Mitspielern wahrgenommen und nun nicht mehr für eine Ausrede gehalten wurde, zumal mein Spiel sich ja trotzdem verbessert hatte. Der Trost für mich bestand darin, dass ich mein schlechtes Gesamtergebnis guten Gewissens auf die Verletzung schieben konnte und hoffnungsvoll auf die Ausbeute beim nächsten Turnier schauen konnte. Wie sehr ich mich täuschen sollte, wird Thema in einem der nächsten Beiträge hier sein...

Wir beendeten das Turnier trotzdem mit Spaß und in Würde, auch wenn ich einmal, nach einem tollen Befreiungsschlag hinter einem Holzbalken hervor sehr genervt war, als der Vater mitten in meinen nächsten Schwung hineinquatschte und ihn damit total versaute. Nicht, dass das etwas am miesen Gesamtergebnis geändert hätte aber so etwas macht man beim Golf einfach nicht. Er bot mir auch an, den Schlag straffrei zu wiederholen aber das lehnte ich aus Prinzip und unter Hinweis auf den Spirit von Bobby Jones ab. Ich glaube nicht, dass er wusste, wovon ich redete. Abgesehen von dieser kleinen atmosphärischen Störung verstanden wir uns aber alle vier super und hatten trotz allem richtig Spaß miteinander.

Bei der abschließenden Wertung mit Begleitgetränk auf der Clubterasse stellten wir fest, dass Papa und ich weit abgeschlagen waren, ich hatte gerade einmal 11 Nettopunkte gemacht, obwohl ich auf den 9 Löchern 18 gebraucht hätte, um auch nur mein Anfänger HC von -54 zu bestätigen, von einer Verbesserung ganz zu schweigen. Der Junior hatte sich letztlich mit 18 Punkten genau bestätigt, eine gute Leistung für das erste Turnier. Und unser Herr Doktor hatte den Vogel abeschossen und sich erneut um gleich 9 Punkte im HC verbessert. Damit verfügte er fortan über eine echte DGV - Stammvorgabe von -35 und ist seither von den Beginner Cups ausgeschlossen. Im Gesamtergebnis machte er den 4. Platz bei 52 Teilnehmern, während ich immerhin noch Platz 43 belegte.

Es würde mich freuen, wenn ich mit dem Herrn Doktor irgendwann einmal wieder ein Spielchen machen würde, allerdings erst, nachdem ich auch ein bisschen mehr Übung habe...

Die nächsten 3 Tage konnte ich mich übrigens so gut wie gar nicht mehr bewegen und versuchte alles Mögliche, um die Schmerzen zu bekämpfen, allerdings ohne Erfolg. Zur Arbeit schleppte ich mich natürlich trotzdem aber meine Unvernunft und der mangelnde Mut, das Turnier noch kurzfristig abzusagen, bescherten mir insgesamt eine 5wöchige Pause, in der gar nichts mehr ging...

Der Kurs - Die Prüfung

Am 14.09.2012 kam der große Tag, unsere Platzreife - Prüfung in Wall.

Es war ein Freitag und ich hatte kurzfristig einen freien Tag bekommen, Überstunden sind ja stets ausreichend vorhanden...

Mein Schwager und ich fuhren daher gemeinsam bereits am Vormittag los, da unser Pro Ronny uns gesagt hatte, dass wir so früh wie möglich, spätestens jedoch gegen 13 Uhr vor Ort sein sollten, da er noch einen Nachmittagstermin habe. Eigentlich auch ein Ding, dass der Prüfer die Prüfung spontan vom Nach- auf den Vormittag verlegen kann und alle Teilnehmer müssen dann sehen, wie sie es schaffen. Aber was tut mal nicht alles für eine Platzreife für 99.- €...

Wir kamen gegen 11.15 Uhr in Wall an, wenn ich es richtig erinnere und fanden Ronny sogleich am Abschlag des ersten Lochs des Family Platzes vor. Er saß in einem Golf Cart, diese lustigen kleinen Elektro - Autos, wie sie in jedem Golfclub zu finden sind und wie mein Kollege und ich uns einst eines in Wilkendorf geleistet hatten. Selbiges würde er an dem Tag noch brauchen, wenn er ständig zwsichen den diversen Flights an den verschiedenen Stellen des ganzen Platzes hin und her fahren und den korrekten Ablauf der Prüfung sicherstellen, bzw. hier und da Hilfestellung geben wollte.

An dieser Stelle übrigens mal eine kleine Nebenbemerkung zum Thema Vertrauen: Im Golfsport geht man offenbar noch davon aus, dass man es mit einigermaßen kultivierten Menschen zu tun hat, denen man ein gewisses Grundvertrauen entgegen bringen kann. So verschickt z. B. der Golf - Onlineversand www.golfhouse.de bereits ab der ersten Bestellung Waren auf Rechnung, während viele andere dies beim ersten Mal nur gegen Vorkasse oder Nachnahme tun. Scheinbar geht man davon aus, dass Golfer - auch in Zeiten, in denen eine klare Entwicklung zum Breitensport erkennbar ist - ihre Rechnungen noch bezahlen (können). Ebenso vertraut man im Golfclub darauf, dass man sein Bag quasi überall unbeaufsichtigt stehen lassen kann, weil in Golfclubs eben nicht geklaut wird. Natürlich beinhaltet dies ein gewisses Risiko, weil es immer Menschen geben wird, die solche Gutgläubigkeit schäbig zu ihrem Vorteil ausnutzen aber ich kann kaum beschreiben, wie wohltuend für mich eine solche Grundhaltung, nämlich ein prinzipielles Vertrauen in die Mitmenschen zu setzen, sich abhebt vom üblichen Menschenbild in unserer zynischen Welt. Und so war es eben auch - um den Bogen zum ursprünglichen Thema zurück zu schlagen - Vertrauen, dass dazu führte, dass nicht jeder Prüfling einzeln während jedes Schlages überwacht wurde, sondern der Pro lediglich mal vorbeischaute und sich überzeugte, dass alles lief. Man vertraute auf die Ehrlichkeit der Prüflinge beim Ablegen der Prüfung und auf die gegenseitige Kontrolle innerhalb der Flights. Und ich darf sagen, man vertraute darauf zu Recht. Soweit ich es erlebt habe, hat sich niemand auch nur einen einzigen Schlag "weggeschummelt".

Golfer betrügen einfach nicht, das ist "The Spirit Of The Game". Einst bewegte der größte Golfamateur aller Zeiten, Mr. Bobby Jones, bei einem Turnier gegen seinen größten Widersacher, den damals erfolgreichsten Golfprofi Walter Hagen, seinen Ball. Niemand außer ihm sah es. Er fluchte kurz und meldete dann den zusätzlichen Schlag der durch die Bewegung des Balles gezählt werden musste. Alle sahen sich erstaunt an, denn niemand hatte die Bewegung des Balles bemerkt. Nach Rücksprache mit dem Gegner fragte der Obmann Bobby, ob er sicher sei, dass er den Ball bewegt habe, weil niemand es gesehen habe. Bobby Jones antwortete nur: "Absolut sicher." Daraufhin wurde der Schlag gezählt. Der Obmann sagte darauf voller Bewunderung zu Bobby: "Man sollte ihnen gratulieren, Sir". Bobbys Antwort lautete: "Sir, das wäre als gratulierten sei einem Mann zu einem nicht verübten Banküberfall. Ich wüsste nicht, wie ich Golf auf andere Weise spielen sollte." So überliefert es der auf wahren Begebenheiten beruhende Film "Bobby Jones", den ich jedem nur ans Herz legen kann. Ob es sich tatsächlich genau so zugetragen hat, weiß ich natürlich nicht aber ich mag das, wofür diese Szene steht und ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich sie sehe...

Als erstes drückte er jedem zwei Token für die Ballmaschine der Driving Range in die Hand und schickte uns zum Bälle holen und anschließenden Einschlagen auf die Rasenplätze. Wir taten wie uns geheißen. Während wir uns mühten, trotz Aufregung ein gewisses Gefühl für den Schwung an jenem Tag zu entwickeln, kam Ronny mit seinem Auto vorbei, sah uns ein wenig zu und gab noch den einen oder anderen Tipp. Außerdem versorgte er meinen Schwager mit Tees (das sind die kleinen "Piekser" auf die man den Ball beim Abschlag legen darf) und Bällen, es war in beeindruckender Weise für alles gesorgt.

Nach dem Einschlagen ging es um kurz vor High Noon an den ersten Abschlag. 6 Nettopunkte aus 5 Löchern lautete die Vorgabe zum Bestehen der Prüfung. Mein Schwager und ich starteten in einem Zweier - Flight. Ich erinnerte mich an den wunderbaren ersten Ball, der mir vor einer Woche bei meiner "Generalprobe" direkt hier gelungen war als der Ball mit dem ersten Schlag schnurgerade über den Bunker ging und auf dem Grün landete. Mein Plan war, dadurch Selbstvertrauen zu tanken, da ich mir ja schon bewiesen hatte, dass ich es konnte. Der Plan schlug fehl. Ich wurde umso nervöser, weil ich sofort Angst bekam, ich könnte meinen besten Schlag bereits letzte Woche gezeigt haben und heute daher nur noch versagen. Gedacht, getan. Mein Abschlag war kaum als solcher zu bezeichnen. Irgendwie traf ich den Ball, er flog einige Meter nach Rechts und ein paar Meter geradeaus und blieb schließlich ziemlich unmittelbar vor dem seitlichen Wasserhindernis  liegen. Soweit so gut, der Ball war spielbar und auf der kurzen Bahn nur noch so weit von der Fahne entfernt, dass ein Chip aufs Grün von dort kein Problem darstellen sollte. Bei dem Versuch "toppte" ich den Ball extrem, dass heißt, ich traf ihn lediglich ganz oben, so dass er etwa 5 Meter weit, direkt in das vor mir liegende, seitliche Wasserhindernis hoppelte. An der ansteigenden Böschung aus dem Hindernis blieb er liegen.

An dieser Stelle hätte ich zum ersten Mal mein Bag hinterher werfen und meine großartige Golfkarriere an den Nagel hängen wollen. Unser Pro Ronny war auf diesem Loch natürlich bei uns und ich schämte mich vor ihm unendlich ob meiner ersten beiden, unwürdigen Schläge. Schließlich hatte Ronny zuvor schon während des Kurses mehrfach signalisiert, dass er großes Vertrauen in die Fähigkeiten meines Schwagers und meiner Wenigkeit setzte, andernfalls hätte er uns wohl kaum überredet, uns sofort für den nächsten Tag zu unserem ersten Beginner - Cup anzumelden, ehe wir überhaupt unsere Platzreife - Prüfung bestanden hatten... Ronny blieb natürlich total cool, weil ich vermutlich nicht der erste Schüler war, der vor seinen Augen zu Beginn der Prüfung so aufgeregt war, dass er die ersten Schläge gnadenlos versemmelte.

Ich stellte mich also an die Böschung und visierte den Ball an. Einen Ball hangaufwärts kontrolliert zu schagen, ist nicht einfach aber immerhin viel leichter als aus ein Lage hangabwärts, ich hatte also noch Glück im Unglück gehabt. Wie schon so oft in meinen bisherigen paar Spielen, stellte sich auch dort heraus, dass meine "Rettungsschläge" oftmals viel besser funktionieren als die einfachen. Der Ball flog, nachdem ich ihn mit meinem Sand Wedge wunderbar von der Böschung gekratzt hatte in einem perfekten, hohen Bogen in Richtung Fahne und landete in absolut puttbarer Entfernung vom Loch auf dem Grün. Ich war mit dem Schicksal versöhnt. Wieder einmal eine Situation die mir bewies, wie sehr ein einzelner guter Schlag im Golf einen glücklich machen kann, völlig unabhängig davon, wie bescheiden man sonst spielt.

Natürlich setzte ich meinen ersten Putt - Versuch daneben aber der zweite saß. Ich hatte das erste PAR 3 mit 5 Schlägen absolviert, was 3 Netto - Punkten entsprach. Die halbe Miete nach dem ersten von 5 Löchern. Nun kehrte eine gewisse Gelassenheit ein, da selbst mir klar war, dass ich das eigentlich nicht mehr versauen konnte. Mein nächster Abschlag am zweiten Loch war dementsprechend euphorisch - und scheiterte natürlich erneut grandios. Euphorie ist nämlich vor einem Schlag ebenso fehl am Platze, wie die meisten anderen Emotionen. Ruhe und Gelassenheit sind die Stimmungen, auf die es ankommt. Mein Ball flog wieder weit nach rechs und passierte mit Ach und Krach den Damen - Abschlag, der etwa 20 Meter vor dem Herren - Abschlag lag. Zum Glück wenigstens keine "Lady", so nennt man Bälle, die noch vor dem Damen - Abschlag zum Liegen kommen - und die kosten jedes Mal eine Runde für das Flight. Gut, dass wir nur zu zweit waren...
Mein zweiter Schlag funktionierte dafür richtig gut und ich lag bereits kurz vor dem Grün. Mit einem Chip beim dritten Schlag gelangte der Ball problemlos in die Putting - Zone. Natürlich brauchte ich mal wieder 3 Putts, dennoch war der Ball mit dem 6ten Schlag eingelocht. Das bedeutete erneute 3 Punkte nach dem zweiten Loch, die Prüfung war bereits jetzt bestanden. Der Rest war purer Spaß. Nach dem dritten Loch hatte auch mein Schwager offiziell bestanden und wir amüsierten uns prächtig. Am Ende standen bei meinem Schwager anstelle der notwendigen 6 Punkte, wenn ich mich richtig erinnere (Bitte korrigiere mich ggf., falls ich mich irre, lieber Schwager) 12 Punkte zu Buche und bei mir waren es sogar dasselbe Ergebnis, wie eine Woche zuvor: 13 Punkte. Die Platzreife war unser - und das so richtig souverän, trotz des bescheidenen Anfangs. Es ist eben erst vorbei, wenn es vorbei ist...

Danach saßen wir noch entspannt mit Ronny und ein paar anderen Prüflingen unserer Gruppe auf der Terasse tranken zur Feier des Tages Hefeweizen (Ronny), Cola light (mein widerlich schlanker Schwager) und Radler (icke) und freuten uns über den schönen Erfolg. Ronny erläuterte uns noch eben die Vorteile einer Green - Fee - Jahresmitgliedschaft bei Golf in Wall und alle Anwesenden entschlossen sich spontan, beizutreten. Für den Jahresrest von 3,5 Monaten berechnete man uns nur günstige 50.- Euronen dafür, dass wir nun ein Heimatclub hatten und unser Handicap offiziell geführt wurde. Außerdem haben Greenfee - Mitglieder für 200.- € pro Jahr (in einem ganzen Jahr) einen Rabatt von 30% auf das Greenfee für 18 Löcher. Leider gilt der Rabatt nicht für 9 Löcher, die man natürlich auch Zeitgründen viel öfter spielt. Außerdem gibt es den 18 - Loch - Rabatt den ganzen Winter über jetzt auch für alle Gastspieler und ich glaube kaum, dass er für mich als Green Fee - Mitglied noch weiter rabattiert wird. Wie dem auch sei, selbst wenn der Vorteil nur darin besteht, dass man seinen Verbandsbeitrag entrichtet und damit eine offizielle Handicapführung sowie die Möglichkeit hat, EDS - Runden (Vorgabewirksame Privatrunden um das eigene Handicap auch außerhalb von Turnieren verbessern zu können) spielen, hat es sich schon gelohnt.

Während wir unsere Mitgliedsanträge ausfüllten, erhielten wir von Ronny unsere Zertifikate zur Platzreife und jeder von uns ließ sich stolz mit einem kleinen Applaus der Mitstreiter feiern. Es war ein wunderschöner Moment.

Danach wurden Visitenkarten ausgetauscht und die Mailingliste vervollständigt, damit wir uns auch künftig für die eine oder andere Runde verabreden konnten. Abschließend gingen mein Schwager und ich, zusammen mit zwei unserer Mitstreiter, in einem Vierer - Flight auf eine weitere Runde auf dem Family - Platz. Ursprünlich hatten wir vorgehabt, 9 Löcher auf dem großen Platz anzuschließen, den wir nun offiziell spielen durften, jedoch waren wir alle ziemlich erschöpft. Die Anspannung hatte doch ihren Tribut gezollt.

Die abschließende Runde auf dem Family - Platz fand in sehr lockerer Stimmung und mit deutlich weniger Adrenalin im Blut statt als die vorangegangene. Dafür spürte ich während der Runde plötzlich, was mir zuvor gar nicht so bewusst geworden war. Bei jedem Schlag verspürte ich zunehmend unangenehme Schmerzen am rechten unteren Rippenbogen. Am letzten Loch war ich - völlig unabhängig vom Ergebnis - froh, es hinter mir zu haben, denn mittlerweile schmerzte meine Seite bei jedem Atemzug.

Und für den nächsten Morgen waren mein Schwager und ich für unseren ersten Beginner - Cup angemeldet...

Sonntag, 14. Oktober 2012

Der Kurs - Dritter Tag

Es kam der nächste Kurstermin am Mittwoch, dem 12.09.12.

Der Tag der theoretischen Prüfung. In meinem Bericht über den ersten Kurstermin hatte ich ja erwähnt, dass unser Pro Ronny uns die Website www.golf.de und das dort befindliche Regelquiz ans Herz gelegt hatte, um uns auf die theoretische Platzreifeprüfung vorzubereiten.

Damit hatte ich natürlich schon am Abend nach dem ersten Kurs angefangen. Bei diesem Quiz gibt es die Möglichkeit, die Fragen entweder nach ihren einzelnen Kategorien, sortiert nach Etikette - Fragen, allgemeinen Fragen, leichten, mittleren und schweren Regelfragen, durchzuarbeiten oder sie gleich in Prüfungsform, mit 30 Fragen aus allen Bereichen zu machen. Dabei beantwortet man zunächst jede der Fragen, bevor man abschließend eine Auswertung bekommt, bei der man die Möglichkeit hat, sich zu jeder richtigen Antwort noch eine Erläuterung anzeigen zu lassen, warum die eigene Antwort falsch oder richtig war.

Ich gewöhnte mir in den folgenden Tagen an, den Test morgens nach dem Aufstehen, nachmittags nach der Arbeit und spät vor dem Zubettgehen, jeweils 2 oder 3 Mal zu machen. Die ersten 3 Male hätte ich nicht bestanden, wobei die Anzahl der Fehler immer geringer wurde. Wenn ich mich richtig erinnere, waren 4 oder sogar 5 Fehler erlaubt, darüber fiel man durch. Der 4. Test war der erste, den ich bestand und von da an fiel ich überhaupt nicht mehr durch. Die Fragen wurden zwar per Zufallsgenerator gemischt aber trotzdem wiederholten sich bei jedem Quiz gefühlt mindestens 15 der 30 Fragen permanent und weitere 10 häufig, so dass man es pro Durchgang mit maximal 5 "neuen" Fragen zu tun bekam, was die Wahrscheinlichkeit des Bestehens mit jedem Übungsgang natürlich beträchtlich erhöhte. Außerdem hatte ich natürlich einen gewissen Vorteil dadurch, dass mein Kollege mir während unserer bisherigen Ausflüge auf die Ranges und Plätze in und um Berlin bereits zahlreiche Regeln und Etikette - Vorschriften erläutert hatte, so dass vieles davon nicht neu für mich war.

Das einzige, was mich nervös machte war, dass Ronny uns erzählt hatte, es würde sich um insgesamt 300 verschiedene Fragen handeln und ich das Gefühl hatte, davon bislang höchtstens die Hälfte kennengelernt zu haben, obwohl ich Quiz inzwischen schon ungefähr 20 Mal gemacht hatte. Die beste Ehefrau von allen amüsierte sich schon seit Tagen über mich und meinte, ich wäre vermutlich der einzige in der ganzen Gruppe, der sich deswegen so viele Gedanken machen würde und würde die Prüfung wahrscheinlich innerhalb von 5 Minuten fehlerfrei absolvieren um mich anschließend zu fragen, wie ich mich zuvor überhaupt so heißt machen konnte...

Diese Überlegung hielt mich natürlich nicht davon ab, am Wochenende vor der Theorieprüfung einmal alle Fragen in ihren Einzelkategorien durchzugehen um zu sehen, welche Fragen ich überhaupt noch nicht kannte. Es stellte sich heraus, dass es insgesamt nicht 300, sondern lediglich 170 Fragen waren, von denen ich lediglich 4 noch nicht kannte. Auch in den Einzelkategorien bekam man nach jeder beendeten eine Auswertung, wie im Prüfungsmodus. Nachdem ich alle 170 Fragen absoviert und dabei nur 3 Fehler gemacht hatte, war ich in Bezug auf die theoretische Prüfung tatsächlich relativ beruhigt.

Wir kamen also am 12. zum 3. Kurstermin und fühlten uns mehr oder minder gut auf die Herausforderungen vorbereitet, die uns erwarteten. Insbesondere einige unserer Mädels waren doch sehr nervös und so baten wir Ronny, die ursprünglich für das Ende der heutigen Einheit vorgesehene Prüfung gleich zu Anfang durchzuführen, damit man sich danach mit freiem Kopf auf die Praxis konzentrieren könnte. Ronny war einverstanden und so versammelten wir uns an zwei großen Bierzelttischen. Auf jedem befand sich ein offizielles Regelwerk, denn das Nachschlagen in den Regeln war erlaubt. Außerdem wurden uns 6 mögliche Fehlerpunkte zugestanden, anstelle der 4 oder 5, ich erinnere mich tatsächlich nicht mehr genau, aus dem Regelquiz. Hinzu kam, dass wir an diesem Tag 6 Fragen weniger zu beantworten hatten, da beim kopieren der Testbögen etwas schiefgegangen war und eine komplette Seite fehlte. Wir hatten also nur 24 Fragen.

Die Bögen wurden ausgteilt und ich stellte fest, dass die Fragen nicht nur exakt diejenigen waren, die vorher auf www.golf.de geübt werden konnten, sondern dass auch die Antworten in exakt derselben Reihenfolge dargestellt waren, so dass ich schon auswendig und ohne die Antwortmöglichkeiten richtig lesen zu müssen wusste, ob ich die ersten, zweite oder dritte Möglichkeiten ankreuzen musste...
Das führte dazu, dass ich die 24 Fragen tatsächlich innerhalb von etwa 2 Minuten beantwortete und dem verdutzten Ronny meine Bögen wieder in die Hand drückte als er gerade die letzten verteilt hatte. Er ging sie gleich durch und stellte fest, dass ich 0 Fehlerpunkte hatte. Es gelang mir, auf sein dementsprechendes Lob mit einem nach außen sehr lässigen "Natürlich" zu antworten, obwohl ich mich innerlich freute wie ein Schneekönig. Anschließend wurde mein Ergebnis als Kontrollergebnis verwendet und jeder korrigierte die Bögen eines anderen Prüflings anhand meiner Antworten, die Ronny laut vorlas. Im Ergebnis hatten alle 14 Teilnehmer ohne Fehler bestanden. Die Stimmung lockerte sich merklich und die beste Ehefrau von allen hatte wieder einmal Recht gehabt... (nochmals danke, Ephraim!)

Danach ging es noch aufs Chipping Green und die Driving Range, ohne dass sich dabei für mich bahnbrechend neue Erkenntnisse eingestellt hätten. Unser aller Aufmerksamkeit war nun doch schon sehr auf die Prüfung in Wall, zwei Tage später gerichtet...

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Generalprobe in Wall

Und weiter ging die wilde Fahrt.

Nach dem ersten Kurstermin am Mittwoch, dem zweiten am Freitag und der ersten (und bislang einzigen) Trainerstunde am Samstag, ging es am Sonntag mit meinem Kollegen nach Wall.

Wir waren ja einige Wochen zuvor schon mal dort gewesen um den Family - Platz zu bespielen. Diesmal wollte ich das aber gezielt mit dem Wissen tun, dass es sich dabei um mein Prüfungsterrain handeln würde. Beim ersten Mal hatte ich vor allem große Probleme bei den beiden - relativ kurzen - PAR 4 - Löchern. Dieser Angst wollte ich nach meinen Übungseinheiten nun entgegen wirken, indem ich versuchte, mit einem maximalen Eisen 7 nicht auf Länge, sondern auf Richtung zu spielen und mir damit zu beweisen, dass ich es auch dort schaffen konnte, zu punkten.

Vorab ging es natürlich kurz auf die Driving Range. Danach begaben wir uns zum ersten Abschlag des Family - Platzes. Dort stand bereits ein junges, ebenso dynamisch wie sympathisch wirkendes Paar, dessen Alter ich auf etwa Anfang 30 schätzte, und wartete darauf, dass das vor ihnen gestartete, deutlich angejahrtere Pärchen, mit dem Einlochen fertig würde und das nur etwa 80 Meter weit entfernte Grüne in Richtung des zweiten Abschlags verließ.

Die beiden sahen mich und meinen sehr viel sportlicheren Kollegen kommen und sprachen uns sogleich an, ob sie uns nicht vorlassen sollten, da wir bestimmt viel besser seien als sie. Zwar spiele er schon eine ganze Weile und auch schon ganz ordentlich Golf, sie habe allerdings erst 4 Wochen zuvor ihre Platzreife gemacht, übrigens zufällig ebenfalls bei Golfer´s Friend. Wir lehnten dankend ab mit dem Hinweis, mit Sicherheit noch viel schlechter als diese Beiden zu spielen, da ich meine Platzreife nicht nur keine 4 Wochen, sondern überhaupt noch nicht hatte, da meine Prüfung erst 5 Tage später bevorstand.

Wir hatten sofort einen Draht zueinander, tauschten noch ein paar Nettigkeiten und Scherze aus und schnell entstand die Idee, die bevorstehende Runde doch einfach gemeinsam, als 4er Flight zu spielen. Jetzt hatte ich mal wieder Bammel. So ein nettes Pärchen, vielleicht meine ersten künftigen Clubkameraden, die ich kennenlernte und ich würde mich gleich zu Beginn mal so richtig blamieren...

Es kam jedoch anders.

Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht sicher war, ob die Trainerstunde des Tages zuvor auf mein Spiel auch nur den geringsten positiven Effekt gehabt hatte, schließlich hatte ich mich nach meinen eigenen Maßstäben bei einigen Übungen wieder extrem dusselig angestellt, begann ich gleich beim ersten Abschlag, unbewusst Dinge umzusetzen, die mir Ronny am Vortag erklärt hatte. Ich atmete durch, konzentrierte mich ausschließlich auf den vor mir liegenden Schwung. Das nette Pärchen und mein Kollege verhielten sich extrem rücksichtsvoll und waren während meiner Konzentrationsphase totenstill. Das kann man durchaus nicht immer von seinen Spielpartnern erwarten, obwohl es fest zur Etiquette gehört, wie ich 6 Tage später noch feststellen sollte. Doch dazu mehr an einem anderen Tag.

Ich konzentrierte mich also ausschließlich darauf, mein Gewicht auf dem linken Fuß zu belassen und den Blick fest auf dem Ball zu behalten, bis der Schwung beendet war. Dann darauf, den Schläger locker mit der linken Hand nach hinten zu führen und ebenso locker auf demselben Weg zurück, wobei diesmal die rechte Hand führte.

Keine Ahnung, wie ich das anstellte aber mit einem hellen "Klack" ging der Schlägerkopf butterweich durch den Ball, der sich kerzengrade in Richtung Fahne hob. Das rechts befindliche, seitliche Wasserhindernis ließ er locker rechts liegen, überquerte den vor dem Grün liegenden, relativ kleinen Bunker, kam direkt dahinter auf und sprang von dort aufs Grün, wo er in etwa 2 Metern Entfernung zum Lock liegen blieb.

Leider reichen meine rethorischen Fähigkeiten nicht im Ansatz aus, um zu beschreiben, was für ein wunderbares, erhebenes, triumphales Gefühl dieser gelungene erste Schlag mit sich brachte. Ich hätte laut losjubeln können. Direkt danach folgte, Kümmerling, der ich nun einmal bin, der Gedanke "Verdammt, jetzt denken die Alle ich kann das, jetzt kann es nur noch schlechter werden". Gleichzeitig erinnerte ich jedoch die paar wenigen Dingen, auf die ich mich vor dem Schwung konzentriert hatte und nahm mir vor, bei diesem Schema zu bleiben. Linker Fuß, Blick auf den Ball und unten lassen, mit links locker nach hinten schwingen, dann mit rechts wieder locker nach vorn! Im Verlaufe der 5 Löcher des Family - Platzes fing ich an, mir dieses Mantra vor jedem Schwung lautlos, manchmal sogar vor mich hingeflüstert, aufzusagen.

Was soll ich sagen? Es funktionierte! Ich spielte die beste Runde, die ich bis dahin gespielt hatte. Zwar stellte ich mich beim Putten insgesamt noch ziemlich dämlich an, jedoch schlug ich wie ein Uhrwerk, verlässlich und gleichmäßig an jedem Loch ab und auch meine Annäherungsschläge gingen fast alle in die richtige Richtung und hatten teilweise sogar eine gute Länge. Beim ersten PAR 4 lag ich bereits mit dem 4. Schlag auf dem Vorgrün, noch etwa 10 bis 12 Meter vom deutlich höher gelegenen Loch entfernt. Noch mal zur Erinnerung: Als Anfänger mit einem theoretischen Handicap von -54 habe ich 3 Schläge über PAR pro Loch, um in der Nettowertung meine 2 Punkte zu machen, die ich Schnitt bei einem vorgabewirksamen Turnier bräuchte, um mein Handicap zu bestätigen. Mit jedem Punkt mehr - also jedem Schlag weniger - würde ich mein Handicap senken. Auf diesem PAR 4 hätte ich für 2 Punkte also 7 Schläge brauchen dürfen. Und nun lag ich bereits nach dem 4. Schlag so gut und hatte noch 3 Schläge, um den Ball ins Loch zu bringen und dabei noch immer auf einem PAR 4 voll zu punkten. Ich war etwas nervös, beschloss jedoch trotzdem, schon vom Vorgrün den Putter zu nehmen und den Ball auf diesem Wege so nahe wie möglich ans Loch zu legen, um ihn dann mit maximal zwei Putts auf dem Grün verlässlich versenken zu können. Ich versuchte also das Grün zu "lesen" als einzuschätzen, welche Abweichung vom direkten Weg zu Loch ich anpeilen musste, um Steigung und Break auszugleichen, visierte also das Loch entsprechend an, konzentrierte mich erneut und sagte mir vor, den Blick auch hier unten zu behalten, bis der Schwung beendet war. Mit dem wunderbaren Geräusch, dass ein Golfball macht, der genau richtig getroffen wird, fraß der Ball sich durchs Vorgrün, erklomm die Steigung auf dem Grün, folgte dem leichten Break nach rechts und rollte direkt ins Loch...

Ein wilder Freudenschrei entrang sich meiner Kehle, während meine 3 Spielpartner sich aufrichtig für mich freuten, mit mir jubelten und mich einzeln beglückwünschten. Das war mein bislang vielleicht schönster Moment im Golfspiel. Ich hatte mein Angstloch, das PAR 4 nicht nur überwunden, ich hatte einen waschechten Bogey gespielt und hätte, wäre an diesem Tage gezählt worden, allein hier 4 der in der Prüfung notwendigen 6 Punkte auf den 5 Löchern gemacht.

Interessanter Weise gelang es mir, trotz der Aussicht auf eine wirklich gute Runde, meine Konzentration auch bei den verbleibenden zwei Löchern hoch zu halten und jeweils zu punkten, so dass ich am Ende der Runde in der Nettowertung bei 13 Punkten lag. Lächerlich vielleicht für jemanden, der Golf spielen kann, für mich als Anfänger ein wahrer Triumph. Das Schönste aber war, dass meine 3 Partner sich so aufrichtig mit mir freuten und dass wir uns so hervorragend auf der Runde verstanden und viel zu lachen hatten. Nach der Runde setzten wir uns zu einem zwischenzeitlichen Kaltgetränk auf die Terasse des Clubhauses, freuten uns gemeinsam über unsere schöne Runde und unseren spontanen Entschluss, zusammen zu spielen und erzählten ein wenig von uns. Ich sonnte mich in der "Bewunderung" meiner Mitspielerin für meine gleichmäßigen, sicheren Schwünge und versicherte immer wieder, dies sei mir zum ersten Mal in dieser Weise gelungen.

Wenn ich einen Moment meines Lebens wählen müsste, der sich endlos wiederholte und wenn ich dabei konsequent jeden Gedanken an die naheliegenden, wunderbaren Momente wie Hochzeit, Geburt der Kinder, grenzenlos großartiger Sex, etc. pp. ausblendete, dann wäre es dieser Tag, dieses Spiel mit diesen drei netten Menschen, die Freude, die anschließende, fröhlich - sorglose Unterhaltung auf der Terasse...

Plötzlich eine raue, fröhliche Stimme vom Nebentisch: "Na Stefan, wie lief es, Alter?". Als ich hochsah, fand ich meinen Pro Ronny am Nebentisch, sitzend inmitten einer Gruppe seiner Schüler, mit denen er an diesem Tag dort die Platzreife - Prüfung gemacht hatte. Alle hatten bestanden, entsprechend ausgelassen war die Stimmung. Stolz zeigte ich Ronny meine Score Card. Trocken antwortete er: "Na dann können wir nächsten Freitag ja entspannt ein Bierchen trinken und die anderen ackern lassen!" Allmählich stellte sich Zuversicht bei mir ein, dass das mit der Prüfung glatt klappen könnte.

Anschließend spielten wir mit dem netten Pärchen gleich noch eine Runde auf dem Family - Platz. Diesmal spielte ich nicht mehr ganz so sauber, Müdigkeit machte sich allmählich bemerkbar. Ich brachte es aber immer noch auf 12 Punkte und war hochzufrieden. Zum Abschluss gönnten wir uns ein weiteres, gemeinsames Getränk auf der Terasse und tauschten bei dieser Gelegenheit unsere Kontaktdaten aus, in der festen Absicht, uns bald für eine weitere, gemeinsame Runde zu verabreden.

Auf dieses Spiel freue ich mich schon heute und angesichts meiner aktuellen Schmerzfreiheit steigt die Chance, es tatsächlich noch vor dem Winter zu schaffen.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Kommentarfunktion

Und nun noch einmal schnell etwas Organisatorisches:

Angesichts der kaum noch zu überblickenden Anzahl von Kommentaren (4), die hier seit Geburt meines Blog - Babys gepostet wurden, zwe davon übrigens von mir selbst als Antworten auf die ganzen, sämtlichen, alle beiden Kommentare von "Fremdlesern", kam ich nicht umhin, mich zu fragen, warum meine Beiträge wohl so wenig Feedback generieren.

Unter konsequenter Ausblendung der Möglichkeit, dass hier trotz relativ zahlreicher Seitenaufrufe (die wahrscheinlich überwiegend von irgendwelchen Bots stammen, die nach Werbemöglichkeiten forschen, nehme ich an) kein Schwein meine Einträge zuende liest, weil sie derart langweilig sind, dass man rechtzeitig vorher in der Hoffnung auf interessantere Träume in den REM - Schlaf hinüber gleitet, kam mir die Idee, dass der Eine oder Andere möglicher Weise davor zurückschreckt, sich zunächst bei Google+ oder mit einer OpenID anmelden zu müssen.

Dieser Möglichkeit habe ich nun Rechnung getragen, indem ich in den Einstellungen die Notwendigkeit einer Anmeldung gesucht, gefunden und eliminiert habe.

Nun darf jeder Leser hier - ggf. auch anonym - ohne Anmeldung nach Herzenslust drauflos kommentieren.

Unnötig zu erwähnen, dass ich mich trotzdem über einen mir bekannten Nick oder Namen am Ende der Kommentare freuen würde, um sie entsprechend zuordnen und darauf reagieren zu können. Ebenso, dass die Option natürlich bei missbräuchlicher Nutzung jederzeit wieder deaktiviert werden kann.

Mal sehen, ob die Umstellung spürbare Effekte hat, ich bin gespannt.

Keep on reading...

Zwischenspiel - Nur zur Klarstellung

Kleine Unterbrechung an dieser Stelle.

Ich muss brechen.

Ein Lanze.

Und zwar für meinen lieben Schwager.

Wenn in den letzten Blogeinträgen der Eindruck entstanden sein sollte, dass mein Schwager ein angeberisches Aas ist, dessen völlig unverdiente, ausschließlich seinem ekelhaften Naturtalent geschuldeten, schnellen Lernerfolge beim Golf ich eifersüchtig aus meinem Schmollwinkel beobachtete - so war dies völlig beabsichtigt.

Bevor daraus jedoch plötzlich verfestigte Fehleinschätzungen entstehen, fühle ich mich genötigt klarzustellen, dass jene Beschreibungen ausschließlich der Unterhaltung und pointierten Überspitzung dienten und nicht der Realität, sondern ausschließlich des Autors Fantasie entsprangen.

Wahr ist, dass mein Schwager wirklich talentiert ist und bereits nach kurzer Zeit bei fast allen Übungen die Nase vorn hatte. Unwahr ist, dass ich ihm das neide oder dass es unverdient wäre. Zwar wünschte ich mir, ich wäre ein ähnliches Bewegungstalent und hätte seine natürliche Coolness, die wohl ein ausschlaggebender Faktor für sein Schwungtalent ist, jedoch ist er zu meinem Leidwesen auch noch ein wirklich feiner Kerl und es machte und macht mir weiterhin wahnsinnig viel Spaß, dieses neue Hobby mit ihm zu teilen. Ich respektiere und bewundere ihn für sein Spieltalent und es ist fast drollig, wie unangenehm es ihm ist, wenn ich ihm sein Talent "vorhalte".

Ich hoffe, Alle wissen das Maß an "dichterischer Freiheit", die hier im Blog in Bezug auf meinen Schwager Anwendung findet nunmehr einzuordnen.

Ich denke, ich werde dennoch damit fortfahren, ihn hier im Blog als den Erzbösewicht aufzubauen, es macht nämlich Spaß, ihn wenigstens auf diese Art ein wenig für sein Talent zu bestrafen... ;-)

Der Kurs - Zweiter Tag und Trainerstunde

Am Freitag, den 07. September 2012 ging es zum zweiten Mal nach Golf City.

Diesmal war ich vorher überhaupt nicht nervös, nach den guten Erfahrungen vom ersten Mal, sondern freute mich einfach nur auf den Termin. Etwas aufgeregt war ich nur mit der Aussicht auf die Trainerstunde, die ich gemeinsam mit meinem Schwager noch beim ersten Termin am Mittwoch mit unserem Pro Ronny für den folgenden Samstag vereinbart hatte, was ich euch aber schändlicher Weise im letzten Bericht aus purer Greisenvergesslichkeit vorenthalten habe.

Der Freitag lief ungefähr so ab, wie der Mittwoch zuvor. Ronny kontrollierte noch einmal unseren Schlägergriff, dann ging es aufs Putting und anschließend aufs Chipping Green. Unsere Versuche dort gefielen Ronny diesmal so gut, dass er mit uns ausnahmsweise noch einmal auf das Putting Green zurück ging und mit uns dort von der Seite kurze Annäherungsschläge an ein richtiges Loch übte.

Bei aller Ablenkung, die gegeben war, weil Ronny sich während des Kurses dauernd parallel um irgendwelche anderen Dinge zu kümmern hatte, wahlweise mit dem Handy um die Ecke oder gleich im Büro verschwand, während er uns "unkontrolliert" weiter üben ließ, musste man ihm eines doch lassen: Ein Motivator war er. Er war die ganze Zeit mit seinem beruhigend positiven Einfluss um uns herum, immer, wenn man gerade am Verzweifeln war, tauchte er plötzlich aus dem Nichts auf, gab einen kleinen Tipp für eine noch kleinere Korrektur, und plötzlich lief es wieder. Ich glaube inzwischen, dass eines der größten Geheimnisse beim Golf das Selbstvertrauen ist. Wenn man ruhig und entspannt auf den Schwung fokussiert ist, in dem Vertrauen darauf, das Richtige zu tun, dann wird es auch gut - also, im Rahmen der begrenzten, eigenen Möglichkeiten natürlich.

Zumindest auf mich hatte Ronnys positiv beruhigende Art diese Wirkung. Ronny ist kein PGA - Pro (das ist die höchste internationale Trainerstufe im Golf) und auch kein DGV - Pro (das ist die höchste nationale Trainerqualifikation), sondern irgendein anderer "3- Buchstaben - Pro", eher etwas für Anfänger mit Breitensport - Ehrgeiz, schätze ich. Ein ambitionierterer und bereits erfahrenerer Amateur oder jemand, der sich vermeintlich noch auf eine späte Profikarriere vorbereiten will, wäre bei ihm vielleicht nicht richtig, der würde vielleicht einen smarteren, fitteren und permanent auf seinen Schüler fixierteren Pro erwarten. Für mich und meine Ambitionen schien mir der lustige, Weizenbier trinkende, die Dinge einfach haltende, etwas schnodderige Ronny aber genau der richtige Trainer zu sein. Er machte mich locker, er gab mir kleine aber funktionierende Tipps, mehr kann man, so glaube ich, nicht erwarten. Außerdem - und auch das ist kein zu verachtender Aspekt - ist die Preisgestaltung bei Ronnys Trainerstunden extrem fair.

Wenn ich dereinst (oder sollte ich sagen "jemals"?) ein Handicap jenseits der -20 haben sollte, werde ich darüber nachdenken, mir einen besser qualifizierten Pro zu suchen, bis dahin behalte ich Ronny, glaube ich.

So, Ende des kleinen Exkurses in Sachen Trainer - Lobhudelei.

Abschließend gingen wir natürlich auch am Freitag auf die Range und verkloppten noch jeder einen offiziellen und einen anschließenden, privaten Eimer mit kleinen weißen Bällen.

Am nächsten Morgen waren wir, dass heißt, mein Schwager und ich, um 8.30 Uhr mit Ronny vor der Deutschen Oper verabredet, um von dort gemeinsam mit ihm nach Golf City zu fahren. Ronny hat nämlich kein Auto. Oder keinen Führerschein. Oder beides. Wie auch immer, wir sollten ihn mitnehmen. Ich sammelte also zuvor meinen Schwager ein und überpünktlich, etwas verschlafen aber wissbegierig, aufnahmebereit und angemessen devot, standen wir gegen 8.20 Uhr in der Bismarckstraße in Charlottenburg.

Ronny war nirgends zu sehen, es war ja auch noch früh. Als es 8.30 Uhr wurde, begannen wir, uns genauer umzusehen, schließlich galt es zu vermeiden, dass unser Pro und wir uns an unterschiedlichen Ecken des Gebäudes suchten und dabei verpassten. Die Trainerstunde war für 9.00 Uhr verabredet, gegen 8.40 Uhr rief ich Ronnys Handynummer an, die er uns vorsorglich am Vortag noch gegeben hatte.

Nach dreimaligem Klingeln meldete sich ein ein sehr verschlafen und ein klein wenig schuldbewusst klingender Golflehrer und kündigte spontan sein zeitnahes Erscheinen an. Dies gelang ihm schließlich auch innerhalb von etwa 10 weiteren Minuten. Dennoch waren wir noch fast pünktlich bei Golfer´s Friend und konnten um kurz nach 9.00 Uhr tatsächlich beginnen.

Zunächst erklärte Ronny uns auf dem Putting Green eine Übung, mit der man die Gleichmäßigkeit der Putts trainieren kann. Dabei spielten wir nicht direkt auf ein Loch, sondern versuchten, jeweils zwei Bälle parallel auf einer Linie zum Liegen zu bringen. Zwei im Abstand von etwa 1 Meter  zueinander und etwa 2 Meter von uns entfernte, zuvor von Ronny platzierte Bälle bildeten dabei die Endpunkte der gedachten Linie, auf der unsere Putts möglichst landen sollten. Ein paar der Bälle waren auch wirklich recht präzise aber ich kann nicht behaupten, dass meine Putts im Laufe der Übung verlässlicher oder gar gleichmäßiger wurden. Es wurde langsam klar, wie schwierig es ist, selbst beim Putten auf kurze Entfernung, halbwegs vergleichbare Schläge zu reproduzieren, sogar dann, wenn man immer aus der gleichen Position, auf dem immer gleichen Teil des Grüns, immer wieder gleich weit zu putten versucht. Es wird wohl nicht umsonst behauptet, dass Putten beim Golf ein Spiel im Spiel ist. Während wir uns abmühten, besorgte Ronny sich und mir erst mal einen Kaffee. Da mein Schwager rumzickte ( ;-) ) und meinte, er sei kein "Heiß - Trinker", musste er vorerst mit der noch etwas frischen Morgenluft vorlieb nehmen.

Mit dem koffeinhaltigen Heißgetränk ausgestattet ging es danach wieder, wie schon am Vortag mit der ganzen Gruppe, an den Rand des Putting Greens und wir übten kurze Annäherungsschläge. Auch hier hatte mein ekelhaft begabter Schwager wieder die Nase vorn. Seine Bewegungen waren fließender, natürlicher, vergleichbarer. Bei mir kam der Ball mal super, mal überhaupt nicht Richtung Loch. Angesichts meines "Erfahrungsvorsprungs" auf meinen Schwager war das erneut ziemlich frustrierend.

Danach gingen wir an die Seite des Chipping Greens und übten etwas höhere und weitere Annäherungsschläge, über einen Sandbunker hinweg, der mir bis dahin überhaupt noch nicht aufgefallen war. Das klappte einigermaßen, Ronny gab auch hier ein paar kleine Verbesserungshinweise. Abschließend, quasi zum Spaß und um zu sehen, was passiert, wenn man auch so einen kurzen Chipping - Schlag mal richtig durchzieht, durften wir noch die letzten paar Bälle in Richtung der etwa 30 Meter entfernten Hauswand schlagen. Gerade als ich stolz war auf meinen letzten Ball, der tatsächlich auf der kleinen Böschung vor der Hauswand aufkam, und von dort noch gegen selbige sprang, setzte mein Schwager seinen letzten Ball natürlich mit einem präzisen Schwung und einem satten "Klack" mittig auf die Hauswand. Der olle Angeber...

Die nächste Übung bestand darin, einen kurzen Schlag in Richtung eines etwa 5 Meter entfernten Eimers zu spielen, damit der Ball dort auftippte und in Richtung eines etwa weitere 5 Meter entfernten Eimers rollte. Letztlich sollte der Ball in maximal 2 Metern Entfernung vom zweiten Eimer liegen bleiben. Ziel dieser kurzen Annäherungsübung war es, sicher zu stellen, dass man bei einer so exakten Annäherung auf dem Grün eine gute Chance hat, den Ball tatsächlich mit 2 Putts zu versenken. Diese Übung gelang uns beiden relativ gut.

Abschließend blieben wir zwar an Ort und Stelle, sollten aber ein paar längere Annäherungsschläge ohne ein bestimmte Distanzvorgabe spielen. Sinn der Übung war, auf dem schmalen Korridor, der uns zur Verfügung stand, da 2 Meter links von uns dichtes Gebüsch und 2 Meter rechts von uns der äußere Fangzaun der Driving Range war, möglichst gerade Fluglinien zustande zu bringen. Plötzlich traf ich keinen Ball mehr. Mein Schwung war mal wieder ganz plötzlich "kaputt gegangen" und ich hatte keine Ahnung, was ich falsch machte. Ronny meinte, mein Rückschwung sehe gut aus, beim Vorwärtsschwung würde ich jedoch die Schulter mit nach vorn eindrehen und dadurch verziehen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das korrigieren sollte, weil der Bewegungsablauf einfach von selbst so stattfand.

Plötzlich machte Ronny ernst - ich musste an den Pranger. Glücklicher Weise nicht, um von Golfern mit eine Hadicap von mindestens -36 und besser angesichts meiner Schande mit faulem Obst und/ oder Gemüse beworfen zu werden, sondern um, anstatt über die Korrektur meines Schwunges nachzudenken, den richtigen Ablauf einfach zu fühlen. Der "Pranger" ist nämlich ein Übungsgerät, bestehend aus einem kreisförmigen Metallrohr - Rahmen, der in einem ca. 60° - Winkel nach hinten geneigt ist. In dessen Mitte tritt man, so dass der Rahmen sich am Boden dicht vor einem, das obere Ende sich jedoch hinter dem Kopf befindet. Nun greift man sich eine relativ schwere Metallkeule mit einem Golfschlägergriff an deren vorderem Ende eine Metallwalze angebracht ist. Diese Walze legt man nunmehr in Golfschwung - Grundhaltung vor sich auf den Rahmen. Dann schwingt man die Keule mit der rotierenden Walze, immer auf dem Rahmen entlang laufend nach hinten und anschließend nach vorn. Diese Bewegung wird fließend, ohne zwischendurch abzusetzen, einige Mal durchgeführt, damit der Körper den richtigen Winkel und Bewegungsablauf, gestützt und gesteuert durch den Metallrahmen, abspeichert und anschließend hoffentlich reproduzieren kann.

Unnötig zu erwähnen, dass mein Schwager solcherlei Nachhilfe natürlich nicht nötig hatte...

Trotzdem stellte sich bei mir allmählich wieder das Gefühl für den richtigen Schwungablauf ein und auch wenn danach nicht alle Schläge gelangen, kann ich sagen, dass es wieder erheblich besser funktionierte.

Daraus folgt Regel 2 im Umgang mit Golflehrern: Wenn dein Pro dich an den Pranger stellt, hat er dazu einen guten Grund und tut es nur zu deinem Besten. Sei gefälligst dankbar!

Mit dieser abschließenden Übung war unsere erste Trainerstunde beendet und wir waren mehr als überrascht als wir feststellten, dass Ronny uns insgesamt etwa 90 Minuten gewidmet hatte. Wie gesagt, ein wirklich faires Angebot.

Wir ließen den Vormittag bei Golfer´s Friend ausklingen, indem wir jeder noch einen Eimer Bälle von der Driving Range kloppten, wobei mein Schwager mir natürlich wieder demonstrieren musste, wie toll er schon mit dem Driver umgehen kann, während ich selbst bei jedem längeren Schläger als einem Eisen 6 noch immer regelmäßig verzweifelte...

Sonntag, 7. Oktober 2012

Der Kurs - Erster Tag

Zurück zum Thema "Wie alles begann":

Mein Schwager und ich hatten uns also für den Platzreifekurs bei Golfers Friend entschieden. Wir erhielten von dort per E-Mail eine Liste mit den Kursterminen und entschieden und - nicht ahnend, welchen Gefallen wir uns damit taten - für einen Kurs, der Mittwochs und Freitags stattfinden sollte.

Der erste Termin war am 05. September. Ich fuhr per Navi (ich danke dem Himmel für diese Erfindung) zur angegebenen Adresse. Nie im Leben hätte ich hier eine Driving Range vermutet. Eine Industriebrache, gelegen zwischen Messegelände und Avus, dient den Golferfreunden als Firmensitz. Alles ziemlich einfach, von Außen etwas abgewrackt aber durchaus charmant, wenn man mit alten Industriebauten aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende etwas anfangen kann. Ich kann.

Leider wird es Golfers Friend nur noch bis Ende 2013 an dieser Stelle geben, ein großes Möbelhaus soll auf dem Gelände entstehen - es gibt ja schließlich bislang kaum Möbelhäuser in Berlin! Wer sich also zuvor noch einen persönlichen Eindruck verschaffen und vielleicht ein paar Bälle von den "Galerie - Abschlägen", einem Holzgerüst von etwa 4 Metern Höhe, abschlagen möchte, dem sei geraten, sich spätestens im Frühjahr des kommenden Jahres hierher zu wenden:

Golfer´s Friend Golf City
Cordesstraße 3
14055 Berlin
Tel.: 030 32603250

Reservierungen sind üblicher Weise nicht erforderlich, ggf. trinkt man eben noch ein Bierchen, während man auf frei werdende Abschläge wartet. Auch Schnupperkurse und Trainerstunden kann man dort direkt vor Ort mit den Pro´s vereinbaren.

Soviel zum Werbeblog (ck).

Gleich bei meiner Ankunft in Golf City wurde ich sehr freundlich begrüßt und gefragt, ob ich wegen des PE - Kurses da sei. Ich bejahte und wurde an einen freundlichen, sehr umgänglich und locker wirkenden Herren um die 50 verwiesen. Dies sei Ronny, unser Pro für den Kurs. Ich bestellte etwas zu Trinken und wartete auf meinen Schwager. Selbiger ließ nicht lange auf sich warten. Nach und nach trudelten die anderen Teilnehmer an dem Kurs ein, eine bunte und auf Anhieb sehr sympathische Truppe. Insgesamt waren wir 14 Teilnehmer und das war der große Vorteil der Wahl eines Kurses, der wochentags stattfand. Mit 14 Leuten und einem Pro lässt sich noch das eine oder andere vermitteln, wenn es natürlich auch qualitativ nicht zu vergleichen ist mit Kleingruppen bis zu 6 Personen oder gar Einzelunterricht. In den Wochenendekursen waren es jedoch, wie wir zwischendurch erfuhren, bis zu 35 Teilnehmer, die sich um einen Pro drängelten. Der günstige Preis erklärte sich mir so durchaus, allerdings nicht, wie auch nur ein einziger Teilnehmer auf diesem Wege die Grundzüge des Golfspiels erlernen wollte...

Wir begannen mit der richtigen Schlägerhaltung und mit einer anschließenden Schwungübung in der Waagerechten. Während wir so um uns schlugen und darauf achteten, unseren Nebenmann in dem von uns gebildeten Halbkreis möglichst bei jedem Schwung mindestens um Haaresbreite zu verfehlen, erklärte uns Ronny ein paar Grundzüge des Schwungs.

Anschließend ging es aufs Putting Green und Ronny erklärte auch hier die Schlägerhaltung und den Bewegungsablauf. Durch meine Erfahrungen mit meinem Kollegen waren mir all diese Dinge schon gut vertraut und ich verlor allmählich meine Angst, dort ausschließlich auf Leute zu treffen, die das Alles schon viel besser können und mich unsäglich zu blamieren. Nun fiel es auch nicht mehr ganz so unangenehm auf, dass ich mich an diesem ersten Tag für die offensive Modevariante entschieden hatte:



Nach dem Putten gingen wir über zum Chippen am Chipping Green und Ronny erklärte uns, dass man sich grundsätzlich so vorbereiten sollte, vom Putten, zum kurzen und abschließend zum langen Spiel, sprich dem Abschlagen. Beim Chippen lernte ich dann erstmals einen Bewegungsablauf, den mir mein Kollege in dieser Form noch nicht beigebracht hatte.

Dem Chippen folgte eine kurze Pause, in der Ronny erklärte, dies sei der passende Augenblick, um ihm ein Hefeweizen auszugeben. Ich ließ mich nicht lange bitten und fing schon mal an, Punkte für meine Platzreife zu sammeln. Erste Regel, merkt auf, Golfanfänger: Ein durstiger Pro ist ein böser Pro! Sorge immer dafür, dass dein Pro ausreichend zu Trinken hat!

In der Pause erklärte Ronny dann den Aufbau eines Golfplatzes mit den verschiedenen Hindernissen und erläuterte dabei ein wenig Regelkunde. Außerdem nannte er uns bei dieser Gelegenheit die Website www.golf.de und verwies auf das dort befindliche Regelquiz, dass alle offiziellen Regelfragen der theoretischen Platzreife - Prüfung enthielt und das man dort kostenlos üben konnte. Dies sollten wir von jetzt an täglich ein wenig tun, dann sollten wir bei der Theorieprüfung am kommenden Mittwochen keine Schwierigkeiten haben.

Abschließend ging es nach der Pause auf die Driving Range und wir verkloppten ein paar Bälle. Auch hier begannen wir mit den Wedges und arbeiteten uns dann allmählich zu den längeren Schlägern vor, wobei Ronny uns nicht weiter als bis zum noch immer relativ kurzen Eisen 7 vorzuwagen, weil längere Schläger einfach schwerer zu beherrschen seien und wir auch für die Prüfung keinesfalls einen längeren Schläger benötigen würden.

Natürlich holten wir uns, nachdem wir unser Eimerchen mit Rangebällen aufgebraucht hatten, auf unser Freikontingent von 260 Bällen noch ein weiteres Eimerchen mit 52 Bällen und probierten nach dem offiziellen Kursende doch noch die längeren Schläger aus.

Dabei stellte ich erneut fest, dass ich auf den Tipp des Pro´s hören und keine längeren Schläger verwenden sollte, da ich damit einfach nicht vernünftig oder auch gar nicht traf. Es war frustrierend. Die Krönung aber war, dass mein sportlicher Schwager mal eben den Driver - den längsten und am schwierigsten im Schwung zu beherrschenden Schläger - nahm und einen saubern Drive über ca. 200 Meter hinlegte. Wäre das ein einzelner Glückstreffer gewesen, hätte mich das noch trösten können aber er servierte solche und ähnliche Abschläge in der Folge bei ca. 8 von 10 Versuchen.

Unnötig zu erwähnen, dass mein Schwager in den vergangenen Jahren zwar schon 2 oder 3 Male auf einer Driving Range, jedoch noch nie auf einem Golfplatz gestanden hatte - ein absolutes Naturtalent, wie es schien.

Nun kam ich mir doch wieder ziemlich bescheuert vor, mit "all meiner Vorerfahrung" von ungefähr 8 oder 9 Terminen auf den Ranges und Plätzen Berlins innerhalb der letzten beiden Monate...


Freitag, 5. Oktober 2012

Des Golfers Frust

Und noch ein aktueller Eintrag aus ebensolchem Anlass, bevor ich endgültig zum "historischen" Teil meiner Erzählungen zurückkehre:

Heute wollte ich mit meinem Kollegen nach dreiwöchiger Zwangspause aufgrund einer Zerrung/ eines eingeklemmten Nervs (genau weiß ich das nicht aber eines von beidem ist es) im Rippenbereich endlich wieder einmal Golf spielen. Ich hatte mir extra frei genommen.

Zuvor sah der Tag noch einige weitere Termine vor. Da mit leichten Kopfschmerzen aufgewacht, nahm ich gleich morgens ein Mittelchen. Der Rippenbereich hingegen war zum ersten Mal seit Wochen nahezu schmerzfrei, was mir Mut für die anstehende Golfrunde machte. Zunächst aber machte ich mich auf zu meinen Großeltern, um nach den Frequenzänderungen die Fernsehsender wieder neu einzustellen.

Klappt alles gut, ein kleines Frühstück und eine schöne Flasche Wein als Dankschön gab es auch noch oben drauf. Danach ging es zum Autohändler, wo ich mit einem befreundeten Pärchen zu einer gemeinsamen Probefahrt mit dem neuen GT 86 von Toyota verabredet war. Was für ein heißes Geschoss.

Anschließend hieß es, nach Hause zu eilen, schnell in Etiquette gemäße Kleidung zu schlüpfen und mich aufzumachen, um meinen Kollegen samt seiner Golfausrüstung abzuholen.
Dem geneigten Leser wird bei der Betrachtung der Überschrift und dem Lesen meiner Erzählung bis hierhin aufgefallen sein, dass bis zu diesem Zeitpunkt alles irgendwie glatt lief. Zu glatt.

Alle meine morgendlichen und vormittäglichen Erledigungen hatte ich erfolgreich und ohne Schwierigkeiten bewältigt, da geschah es. Mir war soeben noch ein erfolgreicher Toilettengang geglückt, da kam ich auf die fatale Idee, die Hose zu wechseln. Ich war nämlich noch in Blue Jeans und die sind auf dem Golfplatz nun einmal nicht gestattet. Mich meiner Hose zu entledigen, gelang mir auch noch unfallfrei. Danach bückte ich mich, um das golfgemäße Beinkleid überzustreifen und machte dabei wohl irgendeine unglückliche Bewegung. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich im Rippenbereich, ebenda, wo ich erfreulicher Weise heute noch keinen Schmerz gefühlt hatte und geglaubt hatte, meine Verletzung wäre endlich weitgehend ausgeheilt.

Im Grunde wusste ich schon in diesem Moment, dass aus dem geplanten Spiel heute nichts mehr werden würde, für das ich sogar trotz Dauerkarte auf ein Heimspiel meiner Hertha gegen 1860 München im Olympiastadion verzichtet hatte. Ich wollte aber noch nicht aufgeben, zu sehr hatte ich mich nach der Abstinenzphase auf die Runde gefreut. Ich verlud also mein neues Bag nebst neuem Trolley - nur der Schirmhalter war, passend zum stetigen Landregen, der die ganze Zeit über niederging, noch nicht angekommen - und holte meinen Kollegen ab. Jeder Atemzug schmerzte aber ich hoffte noch immer, dass das ganze vielleicht nur ein kleiner Krampf in der belasteten Körperregion gewesen sein und sich noch rechtzeitig entspannen könnte.

Unterwegs wurde ich dann auf der Autobahn erst einmal geblitzt, damit meine Fahrt auch definitiv nicht umsonst war. Laut Tacho fuhr ich ungefähr 135 bei 120 erlaubten km/h. Das sollte nach Abzug der Toleranz nicht allzu schlimm werden, dachte ich mir.

Im Club in Wall angekommen besorgten wir uns vorsichtshalber zunächst nur 3 Token für Rangebälle, um die Wirkung von Abschlägen auf meinen lädierten Körper zu testen, ehe wir das teure Green Fee für die 9er - Runde bezahlten. Eine der wenigen weisen Entscheidungen dieses missratenen Tages...

Ich merkte schon beim Ausholen zum ersten Schlag, wie mir die Luft wegblieb. Auch ohne ernsthaft nach dem Ball zu schlagen waren die Schmerzen so schlimm, dass ich den Schläger total verzog. Ich versuchte mich an insgesamt 5 Bällen, versuchte immer lockerer zu schlagen - ohne jeden Erfolg. In der Folge musste mein Kollege alle unsere Rangebälle allein verkloppen, wann ich dazu wieder in der Lage sein werde, erscheint nach dem aktuellen Schmerzlevel äußerst zweifelhaft.

Wir gingen dann anschließend noch auf das Putting Green und übten das Einlochen, damit die Fahrt wenigstens nicht nur für den Polizeipräsidenten von Brandenburg, oder wie der heißt, nicht umsonst gewesen war. Anschließend aßen wir im Clubhaus noch einen Burger und trollten uns wieder.

Mitte der ersten Halbzeit schaltete ich zuhause den Fernseher ein und sah zu, wie die Mannschaft meines Herzens zum ersten Mal in dieser Saison wirklich souverän gegen einen starken Gegner auftrat und 1860 mit einem 3:0 wieder nach Münschen schickte.

Vielleicht hätte ich doch ins Stadion gehen sollen...