Samstag, 29. September 2012

Träumen von Golf

In den folgenden Wochen waren wir noch insgesamt 4 weitere Male auf dem 6-Loch-Kurzplatz in Pankow. Wir erlebten dabei ein ganzes Golferleben im Zeitraffer.

Wir spielten im unablässig strömenden Regen, waren schon am ersten Grün bis auf die Haut durchnässt und hatten dabei trotzdem riesigen Spaß. Immerhin konnte ich hinterher zu Recht von mir behaupten, schließlich kein Schönwetter - Golfer zu sein.

Wir spielten bei gleißendem Sonnenschein und 35° C und der Schläger rutschte mir dabei fast aus den schwitzigen Händen - Zeit für einen Golfhandschuh!

Wir wurden von Fliegen, Wespen, Mücken (auch die besonders ekligen Kribelmücken) und Bremsen gepiesakt und ich kehrte an einem Tag mit ca. 25 neuen Mückenstichen aus Pankow zurück.

Ich erlebte in dieser Zeit unbändige Freude und grenzenlosen Frust. Immer wenn ich dachte, ich wäre etwas besser oder stabiler geworden oder versuchte, einen Schwung besonders gut zu machen oder einen Ball besonders weit zu schlagen, ging es garantiert noch viel schiefer als ich es mir in meinen schlimmsten Alpträumen ausmalen konnte und der berühmte Satz "Golf ist Demut" bekam für mich eine ganz neue Bedeutung - es war zum Teil wirklich demütigend.

Das Faszinierende dabei war, dass bei allem Frust, selbst bei dem einen oder anderen Schläger, den ich nach nicht wirklich beherrschtem Wutanfall wieder aus dem Gebüsch holen musste, am Ende immer der Spaß und der Genuss stand. Das ist kein Spruch. Kein Tag konnte so beschissen laufen, dass ich nicht am Ende der Runde sofort wieder hätte anfangen können oder mich bereits unbändig auf das nächste Spiel gefreut hätte.

Ich habe keine Ahnung, wie krank oder masochistisch man sein muss, um nach so traurigen Vorstellungen noch so euphorisch zu empfinden und sich lediglich an die 2 oder 3 schönen Schläge zu erinnern, die selbst auf der miesesten Runde dabei sind - aber mich tröstet der Gedanke, dass ich bislang noch keinen Golfer getroffen habe, dem es nicht genauso ginge...

Irgendwann im Laufe dieser Zeit begann ich, von Golf zu träumen. Ich träumte nahezu jede Nacht davon. Und es waren sogar im Traum im positive Gefühle, selbst wenn ich davon träumte, auf der Driving Range jeden Ball zu verfehlen.

Das Golfvirus hatte mich endgültig und hoffentlich unheilbar infiziert.

Beutebälle

Die nächste Herausforderung wartete in Form des 6-Loch-Kurzplatzes in Pankow auf mich. Der erste Platz, den ich bespielte, auf den man ohne Platzreife nur in Begleitung von jemandem durfte, der sie besaß.

Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, auf einem richtigen Golfplatz zu stehen - auch wenn ich heute weiß, dass das noch weit von einem richtigen Golfplatz entfernt war. 6 gut gepflegte PAR 3 - Löcher erwarteten mich und meinen Kollegen, nachdem er mich wieder ein wenig auf der Driving Range gequält hatte.

Als ich den Ball am ersten Abschlag aufteete und nach vorn blickte, erfasste mich Panik. So eng sind Golfplätze? Die sich vor mir ausbreitende Bahn war höchtens 18 Meter breit, was angesichts meiner Schlaggenauigkeit, bzw. meines Mangels als selbiger und meiner Absicht, den Ball ungfähr 90 Meter weit zu schlagen (nach wie vor eine ziemlich erheblich Weite für mich - ich bin wohl nicht ganz das, was man im Golfsport einen Longhitter nennt) verdammt schmal ist.

An diesem ersten Tag auf dem Kurzplatz lernte ich dann auch recht schnell, warum ein Golfer immer ausreichend Bälle dabei haben sollte. Nicht nur, dass einer nach dem anderen von diesen kleinen Scheißern mit stetig steigender Begeisterung rechts oder links im Gebüsch verschwand, es war auch nahezu unmöglich, sie wiederzufinden, selbst wenn es einem gelang, sich die ungefähre Stelle zu merken, an der sie sich versteckt hatten.

Das Tröstliche war, dass ich bei meinen zahlreichen, intensiven Suchen häufig andere, von ihren bedauernswerten Ex - Besitzern ebenfalls nicht wiedergefundene Bälle fand, die ich ersatzweise für meine weiter verwenden konnte. Ich mag die Vorstellung, dass einer meiner dort verschlagenen Bälle inzwischen ebenso von einem anderen, verzweifelt suchenden Golfer gefunden und adoptiert wurde und nun in desse Golfbag wohnt. Meine auf diese Weise erhaltenenen Spielbälle taufte ich Beutebälle.

Ich bin bis heute nicht ganz sicher, ob es eigentlich legal ist, solche Fundstücke für sich selbst zu verwenden oder ob sie eigentlich nach Verlust Eigentum des Clubs werden, auf dessen Gelände man sie fand. Andererseits habe ich sie ja nicht geklaut - nur getauscht...

Donnerstag, 27. September 2012

Auch beim zweiten Mal tat´s noch weh...

Der nächste Termin ließ nicht lange auf sich warten, einige wenige Tage nur.

Auch diesmal wurden die armen, kleinen, wehrlosen weißen Bälle gnadenlos verprügelt, bis auf den einen oder anderen Racker, dem es gelang, meinem herannahenden Schlägerkopf in letzter Sekunde auszuweichen - jedenfalls muss es sich so ähnlich zugetragen haben als ich das eine oder andere Luftloch schlug.

"Golf ist Demut", "Nicht zu früh dem Ball nachschauen", "Beim Schwung nicht hoch und runter wippen", "Einfach locker durch den Ball schwingen, der Ball liegt nur im Weg" und nicht zuletzt "Jeder Golfer hat zwei Schwünge, einen wunderschönen, nahezu Lehrbuch mäßigen Probeschwung und einen, mit dem er nach dem Ball schlägt" hörte ich - nicht nur bei dieser einen Gelegenheit - so oft, dass man zwischendurch schon mal Lust bekommen konnte, den Schläger im Schwung versehentlich mal in Richtung meines wohlmeinenden Kollegen loszulassen. Ich konnte mich dann aber jeweils beherrschen, weil er mich andererseits auch immer sehr positiv bestärkte.

Witziger Weise lieh mir selbiger Kollege drei Bücher und eine Zeitschrift über Golf. In einem dieser Bücher, "Intelligentes Golf - Gefühl ist erlernbar.", wird gleich zu Beginn genau der von ihm oft zitierte Spruch über die Demut in Zweifel gezogen und als Begründung dafür angebracht, warum man den natürlichen Lernprozess aufgrund solch scheinbar unumstößlicher Weisheiten Anderer früh- und vorzeitig unterbricht, anstatt sich einfach Zeit zum Ausprobieren, zum gemächlichen Lernen aus Fehlschlägen und Erfolgen, zu nehmen, eben "natürliches Lernen", wie es uns schon als kleinen Kindern in die Wiege gelegt ist, zu praktizieren. Das werde ich bei Gelegenheit noch einmal mit ihm diskutieren müssen...

Jedenfalls waren insgesamt und trotz einer Entwicklung auf extrem bodennahen, teilweise eher unterirdischen Niveau, bereits bei diesem zweiten "Training" Verbesserungen gegenüber dem ersten Mal erkennbar. Nicht permanent, nicht konstant aber in der Summe schon. Dies veranlasste meinen Kollegen, mit mir alsbald die Abschlagplätze in Richtung der Rasenabschläge, wo man im Gegensatz zu erstgenannten eben nicht von Kunstrasenteppich, sondern von natürlichem, krummen, schiefem und von Dellen und Hügelchen durchsetztem Rasen abschlägt. Nach ein paar in der Gesamtbetrachtung eher ernüchternden Versuchen von der natürlichen Oberfläche eines jeden Golfplatzes gab es dann aber als Belohnung noch zwei Runden über den 3-Loch-Übungsplatz, den man in Pankow zum günstigen Tarif von 5.- € so oft bespielen darf, wie man mag.

Über meine Erfolge bei diesem ersten Versuch hülle ich peinsam berührt den Mantel des Schweigens. Das Faszinierende dabei war jedoch, dass es trotzdem einen wahnsinnigen Spaß gemacht hat. Obwohl mir bei dieser Gelegenheit im Vergleich zu dem noch immer sehr, sehr Wenigen, dass ich heute an einem guten Tag bei dem einen oder anderen Schlag mit viel Glück zustande bringe, quasi fast gar nichts gelang, löste jeder Versuch, bei dem der Ball getroffen wurde und sich auf einer wie auch immer gearteten, noch so kurzen Flugbahn zumindest ungefähr in Richtung Fahne bewegte, eine regelrechte Euphoriewelle in mir aus. Keine Ahnung warum aber im Nachgang zu diesen abschließenden zwei Runden des Tages, unter einem wunderschönen, vom Sonnenuntergang prächtig in Rot- und Orangetönen gefärbten Abendhimmel, bewahrheitete sich für mich erstmals eine der vielen von meinem Laientrainer regelmäßig geäußerten Weisheiten: "Egal wie frustrierend eine Runde läuft, am Ende erinnert man sich immer an den einen oder die wenigen tollen Schläge, die man dabei hatte." Schon beim Gang zurück in Richtung Clubhaus, für ein an- und abschließendes Kaltgetränk, hätte ich umdrehen und unter konsequenter Missachtung der zunehmenden Dunkelheit noch einmal von vorn anfangen können. Spätestens jetzt war mein Schicksal besiegelt und mir wurde auf einer zunächst noch recht unbewussten Ebene klar, dass ich mich diesem Spiel wohl nicht mehr würde entziehen können.

Es blieb übrigens trotz dieser tollen Erfahrung bis heute das einzige Mal, dass wir den netten kleinen Übungsplatz in Pankow bespielten, so schnell, wuchs die Gier nach größeren Herausforderungen als dieser kleine Rundkurs sie darstellte.

Die nächsten beiden Tage waren aufgrund unbändiger Überlastungsschmerzen im rechten Unterarm nur mit der Unterstützung starker Schmerzmittel auszuhalten - für meinen Kollegen ein deutliches Zeichen, dass ich die Sache noch zu verkrampft anging. Übrigens ein Problem, für das ich noch immer keine wirkliche Lösung gefunden habe - aber ich arbeite daran.

Das erste Mal

Zeitsprung. Etwa Oktober 2011. Der Schlägersatz im Keller war nicht vollkommen aber durchaus so gut wie vergessen.

Zwischenzeitlich hatte ich mir im Jahre 2011, in dem ich es endlich einmal schaffte, mit einem guten Schuss Motivation und einer tollen Internet - Community, 23 kg abzuspecken vorgenommen, mir zur Belohnung bei unter 100 kg einen Platzreife - Kurs zu schenken, um nicht nur auf öffentlichen Kursen (auf die ich es bis dato ja auch noch nicht geschafft hatte), sondern auch auf den richtigen, schönen Clubkursen spielen zu können.

Nachdem meine Disziplin aber so etwa ab der Vorweihnachtszeit dank meiner Vorliebe für Dominosteine allmählich wieder erlahmte und sich abzeichnete, dass anstelle des erhofften, weiteren Abnahmeerfolges wohl eher eine erneute, mehr oder weniger schleichende Gewichtszunahme stehen würde, rückte auch der Plan mit dem Platzreife - Kurs wieder in weite Ferne.

Ein gleichaltriger Kollege, der gerade seine Ausbildung bei uns absolvierte und mit dem ich mich auf Anhieb hervorragend verstand, brachte die Wende. Ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhang und wer von uns als erstes auf das Thema Golf kam. Liegt ja nicht unbedingt allzu nahe. "Oh, schönes Golfwetter heute, oder?", gehört nicht unbedingt zu den Phrasen, die in meinem Arbeitsumfeld üblicher Weise als erstes gedroschen werden. Aber im Laufe dieses Gespräches kam heraus, dass er nicht nur wie ich ein entferntes Interesse an diesem Spiel hatte, sondern es tatsächlich schon seit mehreren Jahren und in durchaus ehrgeiziger Weise ausübte. Damit nicht genug hatte er überraschender Weise und trotz seines erheblichen Erfahrungsvorsprungs so richtig Lust, mir diesen wunderbaren Sport ein- oder mehrmals in Form praktischer Erfahrung auf einer Driving Range oder einem Übungsplatz näher zu bringen.

Warum der arme Mann so verzweifelt war, dass er sich einen x-beliebigen und dazu vermutlich qua grundsätzlicher Unsportlichkeit völlig ungeeigneten Menschen für diese edle Freizeitbeschäftigung aussuchte, entzieht sich bis heute meiner Kenntnis. Er ist ein durchaus humorvoller, hygienisch beanstandungsfreier und auch sonst in jeglicher Hinsicht angenehmer Zeitgenosse, so dass ich mir nur schwerlich vorstellen kann, dass ich nun wirklich seine letzte Chance darstellte, nicht für den Rest seines Lebens vollkommen allein seinem geliebten Hobby fröhnen zu müssen.

Sei es, wie es sei, das Angebot stand im Raum. Ich warf kurzerhand meine ehemals gedachte 100kg - Grenze als Voraussetzung meiner Selbstbelohnung - wie so viele gute Vorsätze in den 40 Jahren zuvor - über Bord und sagte eine gemeinsame Proberunde zu.

Nun hieß es schnell zu handeln, immerhin war die Saison fast vorbei und die immer kürzer werdenden Tage verhießen im Hinblick auf meinen gelgentlich recht späten Feierabend nichts Gutes. Die einzige uns bekannte Driving Range in der Nähe war das Airport - Golf gegenüber vom Zentralen Festplatz in Reinickendorf. Gesagt getan, ein Anruf genügte, und wir erfuhren, dass die Saison dort soeben beendet worden war. Wir übertrugen diese Erkenntnis auf alle anderen, zumindest mir spontan nicht bekannten, vergleichbaren Einrichtungen in unserer schönen Stadt und verschoben unsere erste Übungsrunde einfach auf das Frühjahr 2012.

Frühjahr 2012, das Airport Golf hatte zwischenzeitlich ganz geschlossen, ein zeitweiliger Dämpfer unserer - na ja, eher meiner -  noch zart knospenden Motivation. Nichtsdestotrotz ließ und das Thema nicht mehr ganz los und im Juni endlich hatte der freundliche Kollege mich dann so weit. Wir hatten eine Verabredung für das Golf Resort Pankow. Driving Range. Er wollte mir die Grundzüge des Golfschwungs beibringen.

Bereits da prophezeite der Kollege mir eine sich schnell einstellende, unkontrolliert wachsende und dauerhaft anhaltende Begeisterung für Golf. Eine andere Entwicklung war für ihn überhaupt nicht denkbar. Aus heutiger Sicht beginne ich zu glauben, dass er möglicher Weise schon damals wusste, wovon er sprach...

Bereits vorab hatte er mich zu Motivationszwecken mit den Filmen "Happy Gilmore" und "Bobby Jones - Die Golflegende" versorgt. "Die Legende von Bagger Vance" und "Tin Cup" kannte ich bereits von früher. Bobby Jones ist sein großes Idol und nachdem ich den Film inzwischen 2 Mal gesehen habe, verstehe ich gut warum.

Ich kramte also mein Golfbag aus dem Keller, entstaubte es leidlich, holte meinen Kollegen samt seines Bags ab, wunderte mich darüber, wie viel Platz zwei solcher Bags selbst in einem relativ großen Kofferraum wegnehmen und wir machten uns auf dem Weg nach Pankow. Dort angekommen ging es nach Anmeldung im ProShop auf die Driving Range. Mein Kollege mühte sich redlich, mir die Grundzüge des Schwunges zu verdeutlichen und versorgte mich nebenbei mit allerlei Weisheiten rund um den Golfsport und auch mit einigen Anekdoten. Darunter der angeblich kürzeste Golfwitz. Sagt ein Golfer zum anderen: "Du, ich kann es jetzt". Witzig. Was ist die Botschaft? Man wird dieses Spiel NIE beherrschen, man kann nur demütig an sich arbeiten und akzeptieren, dass es sich um eine nie endende Entwicklung handelt, die sich hoffentlich häufiger vor- als rückwärts vollzieht.

An diesem ersten Tag schlug ich um die 120 Bälle ab, immer wieder korrigiert und mit Weisheiten versorgt von meinem lieben Kollegen. Es war anstrengend, es war frustrierend, es war herrlich! Und einen der schlimmsten Muskelkater durchaus wert, den ich jemals im rechten Arm verspürt hatte.

Mittwoch, 26. September 2012

Am Anfang war der Schlägersatz...

Es geschah vor ein paar Jahren, so ungefähr vor 3 oder 4, genauer weiß ich es nicht mehr.

Schon seit ein paar Jahren hatte mich Golf interessiert und war ich Mitglied einer Randgruppe, die sogar ab und an Golfübertragungen im TV - eines der wirksamsten Schlafmittel für Ruhelose, wie man mir versicherte - mit einem gewissen Maß an Begeisterung ansahen. Nun gut, ich sehe auch Snooker seit Jahren immer mal wieder mit Interesse, gehöre also wirklich ganz unrepräsentativ zu denjenigen, die wirklich durch fast NICHTS einzuschläfern sind...

Jedenfalls hatte ich zu dieser Zeit schon seit längerem an einem Golf - Onlinespiel, "Shot Online" teilgenommen und dabei recht viel Spaß gehabt. Leider kam der Punkt - wie bei den meisten Spielen dieser Art - an dem man sich ohne vergleichsweise konsequenten Einsatz von echtem Geld zum Erwerb einer entsprechend wertvollen, virtuellen Golfausrüstung, nicht mehr wirklich weiter entwickeln konnte. Die logische Folge: Langeweile. Ich ließ das Spiel also nach und nach wieder sein.

Das Thema ließ mich aber nicht wirklich sein. In mir hatte sich der Gedanke festgesetzt, dass richtiges Golfspielen vielleicht doch noch einen Tick interessanter sein könnte. "Aber Golf ist doch etwas für Millionäre", sagte die Ausprägung meiner inneren Stimme zu mir, die regelmäßig für meine bekannter Maßen äußerst dominanten, optimistischen Persönlichkeitsanteile spricht, "das kannst du dir doch ohnehin nicht leisten."

Stimmt. So ein elitärer "Wir bleiben mal lieber unter uns" - Scheiß der Bussi - Gesellschaft. Damit will ich eh nichts zu tun haben.

Anderseits.

Ja, andererseits. Reizvoll wäre es schon. Und es wird ja, wenn man der einen oder anderen Info glauben darf, allmählich erschwinglicher und mehr oder weniger zum Breitensport. Gut, ich werde vielleicht nicht auf den edelsten Plätzen dieser Welt spielen, werde kein tolles Handicap entwickeln und kein Mitglied eines exklusiven Clubs werden - aber ich KÖNNTE Golf spielen, eines Tages.

Zumindest im Netz ein wenig stöbern könnte man ja. Gesagt, getan. Mal bei diesem großen Online - Auktionshaus vorbeischauen und sich einen Eindruck verschaffen. Aha - Golf ist hier auch schon angekommen. Ausrüstung, insbesondere Schlägersets in ziemlich großer Auswahl.
Nach kurzer Recherche fand ich ein Golfbag mit einem ziemlich kompletten Schlägersatz - NoName und definitiv maximal für Anfänger geeignet - der angeblich laut Hersteller - Preisempfehlung 699.- € kosten sollte, hier jedoch NEU und OVP pro Auktion - es gab nämlich einige Dutzend dieser Sätze - zwischen 120.- und 160.- € über den Tisch ging.

Ich holte mir kurz die Genehmigung der besten Ehefrau der Welt (ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich beim von mir sehr verehrten Ephraim Kishon für die unfreiwillige Zurverfügungstellung dieser zauberhaften Formulierung), die gegen die Zusage erging, dafür endlich den Vertrag im Fitnessstudio (schreibt man das Heutzutage wirklich so?), das ich ohnehin nie besuchte, zu kündigen. Dann steigerte ich drauflos und siehe, es war gut. Eines der nächsten Bags wurde 3 - 2 - 1 - Meins, für runde 130.- € plus Versand. Sehr erfreulich.

Schon zwei oder drei Tage später kam das Teil per Post und ich war sofort begeistert. Ich packte umgehend alle einzeln verpackten Schläger aus, um sie in völliger Missachtung des Rechts auf Unversehrtheit unserer Wohnungseinrichtung, jeweils mindestens ein Mal zur Probe zu schwingen. Dann kam das Bag in Erwartung des ersten praktischen Einsatzes auf einer Driving Range oder einem öffentlichen Golfplatz ins Schlafzimmer, wo ich es gut im Blick hatte, um mich jedes Mal beim Betreten des Zimmers oder beim morgendlichen Erheben aus dem Bett auf meine ersten Erfahrungen als Golfer zu freuen.

Etwa 6 Monate später räumte die beste Ehefrau von allen das Teil kommentarlos in den Keller, weil es ihr im Schlafzimmer dauernd im Weg stand.

Dort blieb es bis vor ca. 3 Monaten...

Lasset die Spiele beginnen...

So. Da ist er nun. Der Blog. Oder es. Das Blog. Hat man ja heute.
 
Guten Tag also.
 
Gleich mal vorne weg, damit es später nicht zu unbeabsichtigten Enttäuschungen kommt: Dieser (s) Blog, ach was, ich einige mich jetzt mal ohne weitere Herumeierei auf die zwar nicht ganz ursprüngliche, mittlerweile jedoch ebenfalls als richtig anerkannte Schreibweise "der Blog". Also, noch mal. Dieser Blog ist NICHTS, ich wiederhole: NICHTS (!) für VW - Enthusiasten. Hier geht es nicht mal entfernt um Autos.
 
Hier geht es um eine Freizeitbeschäftigung, die ich vor nur kurzer Zeit für mich entdeckt habe und die mich seither fesselt, wie mich schon seit sehr langer Zeit kein neues meiner bisher zahlreichen Hobbys gefesselt hat. So sehr, dass ab und an darüber zu schreiben das erste reizvolle Dauerthema ist, seit ich vor ungefähr einem Jahr anfing, darüber nachzudenken, ob ich eigentlich auch mal so einen Blog eröffnen und der Welt noch mehr Dinge mitteilen sollte, die sie nicht interessieren.
 
Golf ist in der Tat das erste Thema - wenn man denn einen Themenblog erstellen will und nicht einen bunt gemischten Themensalat im Geiste eines Tagesbuches - von dem ich mir vorstellen kann, dass es mir oft genug Themen und Erfahrungen liefern wird, um sie hier niederzuschreiben. Wenn es jemanden interessiert - fein. Wenn nicht, auch fein, denn eigentlich mache ich das hier nur für mich. Ich mache es, um mir selbst über die bereits jetzt phänomenale Wirkung klar zu werden, die Golf auf mich hat. Um mich damit auseinander zu setzen, was Golf mir über mich und mein Leben erklären kann. Denn Golf ist voller Metaphern, fast schon eine Lebensphilosophie. Ich merke schon jetzt, was Golf mich alles lehren kann, über das Leben, dass Universum und den ganzen Rest. Vielleicht sind die Herausforderungen des Golf ja die passende Frage auf die universelle Antwort 42? Aber ich schweife ab...
 
Es soll hier ausschließlich darum gehen, was Golf für mich dabei ist zu werden. Welchen Einfluss es auf mein Leben hat, welche Erkenntnisse und Fragestellungen es in mir reifen lässt, welche Herausforderungen sich daraus für mich ergeben. Es ist kein Leitfaden und schon gar kein Lehrbuch  -blog. Ich bin weniger als ein blutiger Anfänger und als solcher kann ich nur ganz persönliche Erfahrungen und Betrachtungen zum besten geben - verschont mich also bitte mit Beiträgen a lá: "Also du hast ja nun wirklich gar keine Ahnung". Nicht, weil Kritik nicht jederzeit willkommen wäre, schon weil sie zeigt, dass dies hier nicht ausschließlich von mir selbst gelesen wird, sondern weil ich das bereits weiß.
 
Ich habe keine Ahnung von Golf - aber ich liebe es schon jetzt!
 
Lasst uns gemeinsam dem Zauber dieses wunderbaren Spiels - dieses leichten aber äußerst gesunden Sports - erliegen.
 
Für den Anfang habe ich schon einige Themen - Ideen, die vermutlich recht zeitnah in Blog - Beiträge umgesetzt werden können. Wenn mir die Anfangsideen aus meinen ersten 3 Monaten als Golfer ausgegangen sind, habe ich keine Ahnung, ob noch etwas kommt, und wenn ja, wie oft. Das Ganze ist ein erster Versuch, mit diesem Medium umzugehen - daher keine Versprechungen, weder an mich, noch an ein imaginäres Euch. Vielleicht ist dieser Blog in 14 Tagen schon wieder tot, ohne dass auch nur ein Mensch außer mir weiß, dass es ihn gab. Vielleicht begleitet er mich den Rest meines Lebens. Wer kann das wissen?
 
Um es mit den unsterblichen Worten Peter Pans zu sagen: "Ein großes Abenteuer".
 
Ich wünsche allerseits ein gutes Spiel!



P.S.: Zum Anfang versuche ich es gleich in doppelter Hinsicht mal mit einer gesunden Portion Naivität. Zum Einen gehe ich davon aus, dass hier mit der Zeit tatsächlich der eine oder andere Kommentar zu dem einen oder anderen Beitrag hinterlassen wird. Zum Anderen lasse ich dies zunächst ohne Moderation zu. Sollte sich dies als unpraktikabel erweisen, behalte ich mir vor, diese Einstellung jederzeit zu ändern und die Veröffentlichung von Posts ggf. zu verhindern. Dennoch bleibt jeder Leser für seine Kommentare selbst verantwortlich - achtet daher bitte auf die geltenden Gesetze und wenn möglich auch ein wenig auf ein anständiges Benehmen - immerhin ist Golf ein Gentleman - Sport! ;-)